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Oscar Peterson – Perfect Peterson: The Best Of The Pablo And Telarc Recordings

31.01.2007
Als 1956 der technisch brillante Pianist und Meisterimprovisator Art Tatum verstarb, hatte die Jazzkritik in dem aus Toronto stammenden und damals 31jährige Oscar Peterson längst dessen Thronfolger ausgemacht. Man mag einwenden, daß die Peterson-Zeitgenossen Bud Powell (1924–1966) und Bill Evans (1929–1980) einen weitaus größeren Einfluß auf die weitere Entwickung des Jazzpianos ausübten, doch gab es nach Tatums Tod lange Zeit keinen Pianisten, der mit mehr Feuer, Rasanz, beidhändig swingender Kraft, Akkuratesse und schierer Virtuosität zu spielen verstand als Oscar Peterson.
Allerdings boten gerade diese Qualitäten nach einer Weile auch Anlaß für Kritik an dem Pianisten. Da hieß es dann unter anderem, Peterson spiele zuviele Noten, gäbe der technischer Brillanz den Vorzug vor musikalischer Tiefe und sei nur wenig innovativ. Wie sehr diese Vorwürfe jeglicher Grundlage entbehren, zeigen einige Beispiele auf der Compilation “Perfect Peterson”. Die Doppel-CD vereint eine Auswahl der besten Aufnahmen, die Peterson für die beiden Labels Pablo und Telarc eingespielt hat.

Auf der ersten CD befinden sich Pablo-Aufnahmen aus den Jahren 1953 bis 1986. Die zweite CD läßt noch einmal Petersons Telarc-Œuvre der 90er Jahre Revue passieren. Sehr viel Einfühlungsvermögen, Innovationsgeist und Originalität beweist Peterson zum Beispiel in einer 1976 mit dem Akustikgitarristen Joe Pass gemachten Duo-Aufnahme von “Summertime”, bei der er das Klavier gegen ein klassisches Clavichord austauscht und dieses – sehr verblüffend – zu einem veritablen Bluesinstrument umfunktionierte. Zu bewundern gibt es freilich auch technische Kabinettstückchen, die noch heute den Zuhörer atemlos lassen: etwa das rasante Duett mit dem Trompeter Dizzy Gillespie aus dem Jahre 1974, das einem Ellingtons “Caravan” in Überschallgeschwindigkeit durch die Gehörgänge jagt.

Auch der Songwriter Oscar Peterson kommt auf diesen beiden CDs ausreichend zur Geltung: Mit “Blues Etude”, “Nigerian Marketplace”, “Kelly’s Blues”, “Wheatland”, “Nighttime” und “Morning In Newfoundland” präsentiert er sich als ebenso vielseitiger wie gewiefter Komponist. Ansonsten besteht das Repertoire aus Klassikern wie “How High The Moon”, “I’m Getting Sentimental Over You”, “Honeysuckle Rose”, “In A Mellow Tone”, “Tin Tin Deo” und “Satin Doll”. Besonderes Schmankerl: eine phänomenale Solo-Darbietung von “(Back Home Again In) Indiana”, die 1977 beim Jazzfestival in Montreux mitgeschnitten wurde und nun zum ersten Mal auf CD erscheint.

Und die Liste von Petersons Spielpartnern dürfte Jazzfans zusätzlich mit der Zunge schnalzen lassen: sie reicht von Count Basie, Louis Bellson und Ray Brown über Benny Carter, Eddie “Lockjaw” Davis, Herb Ellis, Dizzy Gillespie und Stéphane Grappelli bis hin zu Roy Hargrove, Milt Jackson, Joe Pass und Clark Terry. Der perfekte Peterson in perfekter Gesellschaft!