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Dritter Streich – Camilo & Tomatito vollenden ihre Spanische Trilogie

MICHEL CAMILO & TOMATIO
MICHEL CAMILO & TOMATIO
07.10.2016
In der Musik ist es wie im Kino: Welterfolge finden fast immer eine Fortsetzung! Der von Michel Camilo & Tomatito hieß “Spain” und erschien im Jahr 2000. Der Jazz-Pianist, der auch im Klassik-Bereich Erfolge feiert, und der von Paco de Lucia entdeckte Flamenco-Gitarrist sind zwei Virtuosen, deren musikalische Fusionen nicht nur Jazz und Flamenco, sondern auch Salsa, Merengue, Samba, Tango und Calypso umfassen. Zwischen Camilo und Tomatito fliegen die musikalischen Ideen manchmal so schwerelos hin und her, dass man als Zuhörer nicht mehr aus dem Staunen herauskommt. Auf den großen Erfolg des ersten Albums folgte 2006 “Spain Again”. Und jetzt kommt – wie könnte es anders sein – “Spain Forever”!
Die etwas schmucklosen Albumtitel stehen fast in Kontrast zur darauf verewigten Musik, denn die ist durchweg vor Phantasie übersprudelnd, mitreißend und enorm farbenprächtig. Oder wie Michael G. Nastos im All Music Guide schrieb: Es ist “ultra-melodiöse Musik auf höchstem Niveau”. Auf “Spain Forever” ist Michel Camilo und Tomatito zudem gelungen, was nach den beiden ersten brillanten Alben kaum vorstellbar war: sich haben sich noch einmal selbst übertroffen. Es scheint tatsächlich, als hätten sie sich das Beste für den Schluss aufgehoben.
Dabei ist “Spain Forever” das Album der Trilogie, das einem auf den ersten Blick am wenigsten “spanisch” vorkommen dürfte. Denn das Repertoire ist diesmal von weitaus größerer Bandbreite. Es enthält eine argentinische Milonga von Astor Piazzolla (“Oblivion”), brasilianische Klassiker von Luiz Bonfá (“Manhã de carnaval”) und Egberto Gismonti (“Água e vinho”), jazzige Stücke von Django Reinhardt (“Nuages”) und Charlie Haden (“Our Spanish Love Song”), zwei Ennio-Morricone-Themen aus dem Film “Cinema Paradiso”, ein Stück von Michel Camilo (“About You”) und sogar Erik Saties klassische Komposition “Gnoissienne No. 1”. Und – wie stets bei diesem Duo – steht auch wieder eine Nummer von Chick Corea auf dem Programm: diesmal ist es das Latin-Fusion-Stück “Armando’s Rhumba”, in dem das Duo zum krönenden Abschluss dann doch einmal seine volle Virtuosität aufblitzen lässt.
Ansonsten aber steht – mehr noch als zuvor – die musikalische Zwiesprache im Vordergrund und gibt dem Album eine andere ästethische Qualität. Die Musik strahlt, obwohl sie komplexer geworden ist, ingesamt mehr Ruhe aus. Die Sprache des Duos ist im Laufe der Jahre gereift, weiser und sparsamer geworden. Es gibt mehr Stille, mehr Pausen und man spürt in jedem Augenblick den tiefen Respekt, den die beiden Ausnahmemusiker für einander haben. Faszinierend ist aber auch, wie es Michel Camilo und Tomatito verstehen, all den bekannten Stücken elegant ihren eigenen Stempel aufzudrücken. Es wäre wirklich bedauerlich, sollte “Spain Forever” wirklich ihr letztes gemeinsames Album sein.