Mit der Musik ihres Blue-Note-Debüts “Openess Trio” bewegen sich Nate Mercereau, Josh Johnson und Carlos Niño raffiniert zwischen den Polen Ambient, Jazz, Psychedelic und Weltmusik.
Mercereau – Johnson – Niño: Openess Trio(c) Blue Note Records / Todd Weaver
10.07.2025
Mit Nate Mercereau, Josh Johnson und Carlos Niño haben sich drei kreative musikalische Freigeister gefunden, die der Szene von Los Angeles in den letzten zehn Jahren so einige erfrischende Impulse gegeben haben. Dabei kreuzten sich ihre Wege immer wieder, zuletzt im Jahr 2023 auf Mercereaus Album “Sundays”, bei dem als vierter Mann noch der brillante Schlagzeuger Jamire Williams mit von der Partie war. In ihren eigenen Projekten oder bei Zusammenarbeiten mit André 3000, Meshell Ndegeocello, Brandee Younger, Kamasi Washington, Shabaka, Jeff Parker und Makaya McCraven versuchen Mercereau, Johnson und Niño stets, die Grenzen zwischen verschiedenen Genres zu verwischen oder gleich ganz niederzureißen.
Gleichzeitig scheuen sie aber auch nicht davor zurück, mit Mainstream-Stars wie Jay Z, Lizzo, Melody Gardot, Michael Bublé, Harry Styles, Miley Cyrus, Shawn Mendes, Leon Bridges oder den Red Hot Chili Peppers zu kooperieren. Das mag nach einer Menge “name-dropping” klingen (was es ja auch ist), aber es dient dazu, zu unterstreichen, weshalb sie ihr erstes gemeinsames Album vollkommen zu Recht “Openness Trio” betitelt haben. Denn Offenheit spielte im Werdegang dieser drei Musiker immer eine große Rolle – und auf “Openness Trio” ganz besonders.
“Ich nenne ihn einen Magier. Er spielt zwar Gitarre, aber er lässt sie fast fast nie wie eine Gitarre klingen…”, mit diesen Worten stellte André 3000 dem Publikum auf den Konzerten seiner umjubelten “New Blue Sun”-Tournee im vergangen Jahr Nate Mercereau vor. Und traf damit den Nagel auf den Kopf. Auch bei den fünf langen Songs von “Openness Trio“ fragt man sich oft, woher die dort gehörten Sounds eigentlich kommen. Aber Mercereau ist hier nicht der Einzige, der seine Instrumente auf nicht traditionelle Weise zu spielen versteht. Auch Carlos Niño und Josh Johnson beherrschen diese Kunst. Während Johnson den Klang seines Altsaxofons mit Effektgeräten und Überblastechnik manipuliert, nutzt Niño sein umfangreiches Arsenal an Perkussionsinstrumenten weniger, um der Musik einen Puls zu geben, sondern vielmehr, um sie atmosphärisch zu untermalen. Darüber hinaus arbeiten die drei Musiker auch noch mit Samples und live aufgenommenen Naturklängen.
“‘Openness Trio’ ist ein Titel, der gut auch der Name dieser Gruppe sein könnte”, sagt Nate Mercereau. “‘Offenheit’ ist das ideale Wort, um das zu beschreiben, was hier geschieht. Es geht um Zuhören, das Eintauchen in Emotionen, um tiefe Kommunikation, gemeinsames Entdecken und Erkunden sowie gegenseitiges Vertrauen.” Die Musik des Trios ist mal überwältigend und bildhaft (“Hawk Dreams”), mal abstrakt und voller subtiler Stimmungen (“Chimes In The Garden”) und gipfelt in dem zehnminütigen “Elsewhere”, das eine fast schon zappaeske “Watermelon In Easter Hay”-Qualität erreicht.
Die Aufnahmen entstanden bei fünf Sessions an verschiedenen Orten von in und um Los Angeles sowie im Ventura County – unter freiem Himmel in den Hügeln von Ojai mit Blick auf die Topatopa Mountains, in einem privaten Wohnzimmer in Elysian Park mitten in LA, in einer “Eichenbaum-Kathedrale” im Churchill Orchard in Ojai, in einem “elektronischen Garten” im Innenhof eines Hauses in Echo Park und unter einem Pfefferbaum in Elsewhere, einem ländlichen Anwesen im Topanga Canyon.