Melissa Aldana | Echoes Of The Inner Prophet

 

Der immense Einfluss, den Wayne Shorter mit seinem Werk auf Melissa Aldanas eigene Kompositionen und Improvisationen ausübt, war schon vor zwei Jahren auf ihrem Blue-Note-Debüt “12 Stars” zu verspüren, für das die Chilenin ihre erste Grammy-Nominierung erhielt. Auf “Echoes Of The Inner Prophet” ist er nun unüberhörbar. Wie der im vergangenen Jahr gestorbene Shorter versteht es Melissa in ihrer Musik eine magische Balance zwischen Abstraktion und Lyrismus zu wahren. Großartige Unterstützung erhält sie auf ihrem neuen Album von den glänzenden Musikern ihres Quintetts, das mit dem norwegischen Gitarristen Lage Lund, dem kubanischen Pianisten Fabian Almazan, Melissas Landsmann Pablo Menares am Bass und dem aus Washington DC stammenden Schlagzeuger Kush Abadey international besetzt ist.

Ihre ersten musikalischen Gehversuche hatte Melissa bereits als Sechsjährige unter der Anleitung ihres Vaters Marcos Aldana, einem in Chile bekannten Saxofonisten, auf dem für Kinder leichter zu handhabenden Altsaxofon unternommen. Erst als sie im Teenageralter die Musik von Sonny Rollins entdeckte, wechselte sie zum Tenorsaxofon. Faszination übten aber auch schon damals die Aufnahmen von Wayne Shorter auf sie aus, wenngleich sie sich ihr noch nicht ganz erschlossen. “Ich glaube, dass ich mich heute mit seiner Musik und seiner Spielweise auf eine Art identifizieren kann, wie ich es in jungen Jahren vielleicht nicht gekonnt hätte”, sagt sie. Was sie von ihm vor allem gelernt hat, ist “die Nutzung des Raums, das Erzählen von Geschichten, wie man kommuniziert und wie man mit Tönen malt. Wenn ich an Wayne denke, denke ich an Farben.”

Auf “Echoes Of The Inner Prophet” vertieft Melissa Aldana außerdem die einzigartige symbiotische Verbundenheit mit Lage Lund, der ihr bei der Aufnahme nicht nur als Gitarrist, sondern auch als Arrangeur und Co-Produzent zur Seite stand. “Lage hört in Songs manchmal Dinge heraus, die ich selbst nicht höre”, erläutert Melissa. “Wir haben darüber gesprochen, gute Stücken zu schreiben – wir wollten nicht nur einfach eine Melodie haben, auf die dann ein ein Solo folgt, sondern gute, durchkomponierte Lieder mit einer Geschichte und einer Persönlichkeit. Auch wenn meine Stücke keine Texte haben, kann ich über die Harmonien die Emotionen einer Melodie oder die Stimmung einer Geschichte ausdrücken. Lages Aufgabe war es also, die Melodie zu nehmen und diese Persönlichkeit zu finden und ihr eine Form zu geben.”