Sein Vater war weg und die Mutter hatte auch keine Kapazitäten, sich um das Kind zu kümmern – der kleine Louis Armstrong war von Anfang an auf sich selbst angewiesen. Bis sich die Familie Kanofsky seiner annahm. Louis war sechs oder sieben, als ihn die aus Litauen stammende jüdische Familie bei sich aufnahm. Louis und Vater Kanofsky zogen mit einem Handkarren durch die Straßen von New Orleans, sammelten und verkauften Altmetall, und Louis durfte das Horn blasen, um die Anwohner aufmerksam zu machen. Wer konnte ahnen, dass das der erste Schritt zu einer Weltkarriere werden sollte? Bei den Kanofskys begegnet er auch der Musik – abends wurde gesungen, russische Lieder. Das entzündete etwas in dem Jungen, was nie wieder verstummte.
Er lernte jiddisch sprechen. Er lernte Diskriminerung kennen. Er lernte, Musik zu machen. Nach einigen Jahren im Waisenhaus stellt sich der Junge auf eigene Füße, spielt in Bars und auf Mississippi-Dampfern. Und übertrifft bald seinen Mentor King Oliver, wie der beste Trompeter seiner Zeit genannt wurde. Er begegnet immer wieder jüdischen Musikern, die sich im Amerika der Rassenstrennung mit den Schwarzen solidarisieren. Bandleader wie Benny Goodman und Artie Shaw nahmen als erste afroamerikanische Sänger und Musiker in ihre Bands auf. Mit achtzehn ist Louis Armstrong ein Star, der fortan Musikgeschichte schreiben wird.
Von Katalin Fischer