Obwohl der Pianist Ketil Bjørnstad schon seit über 30 Jahren in der Jazzszene aktiv ist und in dieser Zeit auch mindestens eben soviele Alben unter eigenem Namen vorgelegt hat, fehlte in seiner Diskographie bislang ein Album im klassischen Jazz-Trio-Format. Mit “Floating” hat er diese Lücke nun endlich geschlossen. Aufgenommen hat er dieses wunderbare Trio-Album mit dem Bassisten Palle Danielsson und der Schlagzeugerin Marilyn Mazur. Und die Entstehungsgeschichte erzählt uns Bjørnstad hier in eigenen Worten.
Am längsten und hellsten Tag des Jahres im Norden, dem 23. Juni 2004, den wir Norweger “Sankthansaften” nennen, saß ich mit Wulf Müller und Yngve Næss von Universal Music vor dem Sult (zu Deutsch: Hunger), einem bekannten Restaurant mit Barbetrieb, ganz in der Nähe des alten Rainbow-Studios in Grünerløkka in Oslo. An diesem Tag hatte ich den ersten Teil der geplanten “Rainbow Sessions” aufgenommen, mich von dem alten, geliebten Tonstudio verabschiedet und war nun gespannt darauf, wie wohl das neue Studio sein würde. Das Piano-Solo-Projekt “The Rainbow Sessions” (eine Box mit drei CDs) war in meinem Kopf schon so gut wie fertig, so daß ich mich fragte, was ich als nächstes größeres Projekt in Angriff nehmen sollte. “Warum machst du nicht eine Aufnahme im klassischen Trio-Format?”, fragte Wulf plötzlich. “Eine solche Platte hast du noch nie gemacht.” Da hatte er allerdings Recht. Bislang hatte ich es vermieden, im Trio zu spielen. Vielleicht weil es eine so große Herausforderung ist und eventuell auch weil es einen als Bandleader dazu verleiten kann, auf einem solchen Album die ganze Zeit über zuviele Noten zu spielen. Der Gedanke an ein Piano-Trio erschien mir erschreckend, da die Melodie bei diesem Konzept von Pianisten oft als Ausrede dazu benutzt, ornamental zu spielen und endlos zu improvisieren, ohne der Melodie selbst oder den eigentlichen Ansprüchen und der Struktur einer Komposition größere Beachtung zu schenken. “Aber du könntest immer noch melodisch denken”, wand Wulf auf seine ungezwungene, freundliche Art ein. Und dieser Satz leuchtete mir vollkommen ein. Yngve nickte. Auch das war wichtig, da er mich wirklich gut kennt.