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Himmlischer Jazz und höllische Grooves – Batistes zweites Livealbum

Nachdem sich Jon Batiste auf “Anatomy Of Angels” live von seiner eher intellektuellen Seite gezeigt hat, präsentiert er sich nun auf “Chronology Of A Dream” deutlich extrovertierter.
Rambo
31.10.2019
Als musikalischer Sidekick des Late-Night-Talkers Stephen Colbert beweist Jon Batiste mit seiner Band Stay Human seit fünf Jahren, was für ein abwechslungsreicher und phantasievoller Musiker er ist. Dieselben Qualitäten zeigte er im Spätherbst 2018 auch, als er an sechs Abenden hintereinander im legendären Village Vanguard in New York auftrat. Auf dem ersten Live-Mitschnitt “Anatomy Of Angels” hatte der Pianist mit seinen langjährigen Trio-Partnern Phil Kuehn und Joe Saylor (sowie vereinzelten Gästen) den Charme melodiöser Atonalität ausgelotet und Jazzstandards dekonstruiert. Zur selben Zeit ließ er aber auch das Material für das nun veröffentlichte zweite Live-Album “Chronology Of A Dream” aufzeichnen, das ganz andere Facetten von ihm offenbart.
“'Chronology' kontrastiert mit ‘Angels’”, erläutert Batiste, “aber beide Alben sind von denselben musikalischen und spirituellen Konzepten durchdrungen. Sie zeigen zwei Seiten derselben Medaille. Tatsächlich wurden sie zur gleichen Zeit aufgenommen und das Material erst nachträglich für die verschiedenen Alben getrennt, so dass die Zuhörer innerhalb derselben musikalischen Landschaft zwei gegensätzliche Erfahrungen machen können.”
Für “Chronology” stellte er eine Auswahl kürzerer Nummern mit einprägsamen Melodien und sehr viel Groove zusammen (acht eigene Stücke und eines von Roy Hargrove, der just zur Zeit der Gigs verstarb). Dabei beschwört Batiste den Geist von Soul-Jazz-Größen wie Les McCann, Bobby Timmons, Horace Silver und Cannonball Adderley herauf, aber auch den seiner Heimatstadt New Orleans, wo er mit der Musik von Professor Longhair, Fats Domino und Allen Toussaint aufwuchs.
All diese Einflüsse – sowie die von Art Tatum, Herbie Hancock und McCoy Tyner – blitzen in den Songs von “Chronology” immer wieder auf. Eine breite Palette von Klangfarben garantieren die ihn begleitenden acht Musiker, die in immer wieder wechselnden Konstellationen in Erscheinung treten. “So wie Duke Ellington Musik für spezifische Mitglieder seiner Band komponierte”, meint Batiste, “sind meine Stücker hier darauf zugeschnitten, wie die Bandmitglieder und ich zusammenspielen.”
 
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