John Scofield | News | Ein perfekt harmonierendes Duo

Ein perfekt harmonierendes Duo

Die kreativen Wege des Gitarristen John Scofield und des Bassisten Dave Holland haben sich in den vergangenen 30 Jahren des Öfteren gekreuzt. Mit “Memories of Home” haben sie nun ihr erstes Duo-Album für ECM eingespielt.
John Scofield & Dave Holland: Memories of Home
John Scofield & Dave Holland: Memories of Home
21.11.2025
Das Album auf LP und mehr von ECM Records finden Sie in unserem Store
Wenn es möglich ist, dass Menschen durch eine musikalische Zusammenarbeit eine tiefe persönliche Wertschätzung füreinander zum Ausdruck bringen, dann ist das hier der Fall.” (Steve Elman im Magazin The Arts Fuse)
Manchmal treffen Musiker auf einem Album in einer Konstellation aufeinander, bei der man sich unwillkürlich fragt, warum dies nicht schon wesentlich früher geschehen ist. Das Duo des Gitarristen John Scofield und des Bassisten Dave Holland, zwei Meistern des zeitgenössischen Jazz, fällt ganz sicher in diese Kategorie. Im Laufe der zurückliegenden drei Jahrzehnte haben Scofield und Holland schon in den unterschiedlichsten Kontexten zusammengespielt, unter anderem bei Projekten von Joe Henderson (“So Near, So Far: Musings for Miles”, Verve 1993, und “Porgy & Bess”, Verve 1997) und Herbie Hancock (“The New Standard”, Verve 1996) sowie in der inspirierten Band ScoLoHoFo (“Oh!”, Blue Note 2003), die sie gemeinsam mit Joe Lovano und Al Foster leiteten. Mit “Memories of Home” erscheint nun ihr erstes, von Fans sicher seit langem herbeigesehntes Duo-Album auf CD und Vinyl.
Ich kann mich ehrlich gesagt nicht daran erinnern, wann oder unter welchen Umständen wir das erste Mal darüber gesprochen haben, als Duo zusammenzuspielen”, erzählt John Scofield. “Das ist schon eine ganze Weile her. Wir hatten eine ganze Tournee geplant, die 2020 wegen der Pandemie gestrichen wurde. Wir haben sie Ende 2021 nachgeholt und es hat gut geklappt. Wir haben 2024 eine zweite Tournee absolviert, und die Idee, ein Album aufzunehmen, war eine natürliche Schlussfolgerung. Wie bei unseren Live-Shows gibt es auf dem Album Stücke von uns beiden, manche sind neu, manche sind älter. Wir haben gemeinsame musikalische Referenzen, die sich über Jahrzehnte zurückverfolgen lassen. Ich denke, dass die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in unseren Herangehensweisen die Zusammenarbeit noch interessanter machen.”
Eine der wichtigsten gemeinsamen Referenzen ist natürlich Miles Davis. Sowohl für Dave Holland, der von 1968 bis 1970 mit ihm spielte, als auch für John Scofield, der von 1982 bis 1985 mit ihm zusammenarbeitete, war die Zeit mit dem Trompeter von entscheidender Bedeutung. Miles ist denn auch eine der “Ikonen”, die im von Scofield komponierten Opener “Icons at the Fair” zitiert werden. Die Inspiration zu diesem Stück lieferte Herbie Hancocks Arrangement von “Scarborough Fair”, das auf dem bereits erwähnten Album “The New Standard” erschien. Scofield verwendete die Akkorde, um etwas Neues zu schaffen, und fügte eine Melodie hinzu, die auf eine Trompetenphrase von Miles anspielt. Das Stück präsentierte John erstmals 2018 mit einem Quartett auf dem Verve-Album “Combo 66” . Die Duo-Version hat ihren eigenen Sinn für Dynamik.
Mr. B” ist eine Hommage an Ray Brown, den ersten Kontrabass-Helden von Dave Holland. Dave nahm das Stück erstmals 1997 für sein ECM-Album “Points of View” auf. Das Blues-Feeling und der geschmeidige Swing passen ideal zu Scofields Gitarrenkünsten und in Hollands Basssolo klingt etwas von der Freude mit, die das Spiel von Ray Brown auszeichnete. “Not for Nothin’” und “You I Love” sind ebenfalls aktualisierte Stücke, die Holland auf früheren ECM-Alben uraufgeführt hat. Ersteres ist das Titelstück von Hollands Quintett-Album aus dem Jahr 2001, letzteres war zum ersten Mal  1984 auf “Jumpin’ In” zu hören, jenem Album, mit dem Holland quasi sein Leben als Bandleader begann. Mit “Memories of Home” wird ein Stück von Holland wieder aufgegriffen, das dieser ursprünglich 1984 für ein gemeinsames Album mit den progressiven Bluegrass-Musikern Vassar Clements und John Hartford geschrieben hatte. Die sanften Konturen des Stücks ermutigen Scofield, seine Country-Seite zum Ausdruck zu bringen. Scofield und Holland, die zu den am leichtesten identifizierbaren Jazzinstrumentalisten gehören, sind seit jeher dafür bekannt, Einflüssen jenseits ihrer eigenen Tradition gegenüber offen zu sein.
Neben dem Opener stammen noch vier weitere Stücke aus der Feder John Scofields: der Klassiker “Meant to Be” vom gleichnamigen Blue-Note-Album des Gitarristen aus dem Jahr 1991, die ergreifende Ballade “Easy for You” (von “What We Do”, Blue Note 1993), “Memorette” (von “This Meets That”, EmArcy 2007) und schließlich noch das nie zuvor aufgenommene “Mine Are Blues”, das von dem Duo im Jahr 2021 auf seiner ersten Tournee vorgestellt wurde und durch Hollands treibenden Bass in Schwung gebracht wird.