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Verve By Request – Jazztrompeter auf stilistischen Abwegen

Während der Trompeter Luis Gasca 1972 mit “For Those Who Chant” einen jazzig-rockigen Latin-Kultklassiker schuf, überraschte die Cool-Jazz-Ikone Chet Baker 1970 auf "Blood, Chet And Tears” mit einem Abstecher in die Gefilde des Pop und Rock.
JazzEcho-Plattenteller: Luis Casca "For Those Who Chant" / Chet Baker "Blood, Chet And Tears" (Verve by Request)
JazzEcho-Plattenteller: Luis Casca "For Those Who Chant" / Chet Baker "Blood, Chet And Tears" (Verve by Request)
30.09.2024
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Luis Casca: For Those Who Chant
Der Trompeter und Flügelhornist Luis Gasca hat in seiner langen Karriere zwar nur vier eigene Alben einspielen können, aber mit “For Those Who Chant” – seinem zweiten Streich von 1972 – glückte ihm ein wahrer Kultklassiker. Gasca war 1940 als Sohn mexikanischer Einwanderer in Houston/Texas zur Welt gekommen und entwickelte früh eine Leidenschaft für lateinamerikanische Musik und Jazz. Um seinen Helden Miles Davis, Dizzy Gillespie und Freddie Hubbard (die er als Jugendlicher oft live erlebt hatte) nacheifern zu können, absolvierte er zunächst ein Musikstudium am Berklee College in Boston. Im Anschluss daran sammelte er in Orchestern und Bands von Count Basie, Stan Kenton, Ray Charles, Tito Puente, Mongo Santamaria und ähnlichen Größen erste professionelle Spielerfahrung. In den späten 1960er und frühen 1970er Jahren wurde er dann zu einem gefragten Sideman in der psychedelischen Rockszene der Bay Area von San Francisco, trat mit Janis Joplin u.a. in Woodstock auf und spielte auf frühen Alben von Grateful Dead, Van Morrison und Santana mit.
Für die Aufnahme von “For Those Who Chant” gelang Gasca das Kunststück, die komplette “klassische” Besetzung von Santana (inkl. Maestro Carlos selbst), mit der im Vorjahr auf “Santana III” zu hören gewesen war, ins Studio zu holen. Dazu dann noch Tenorsaxofonist Joe Henderson, Pianist George Cables, Bassist Stanley Clarke und Schlagzeuger Lenny White. Gemeinsam mit ihnen entbrannte er ein atemberaubendes musikalisches Feuerwerk zwischen Latin-Jazz, Jazz-Rock und Latin-Rock.
 
Chet Baker: Blood, Chet And Tears
Der Trompeter und Sänger Chet Baker wird bis in alle Ewigkeit als die Ikone des Cool Jazz der West-Coast-Szene verehrt werden. Dass er seine musikalischen Fühler im Laufe seiner Karriere auch in ganz andere Richtungen ausstreckte, wird dabei oft vergessen. Was allerdings auch daran lag, dass ihm nicht alle Experimente glückten. Eines der kuriosesten Alben in Bakers Diskographie ist sicherlich das 1970 für Verve eingespielte Album “Blood, Chet And Tears”, auf dem Baker zehn Rock- und Pop-Songs interpretierte, die in den späten 1960er Jahren Schlagzeilen gemacht hatten. Der Titel des Albums ist natürlich eine Anspielung auf den Namen der Rockband Blood, Sweat & Tears ist, die im Jahr zuvor mit "Spinning Wheels" und “You’ve Made Me So Very Happy” zwei Riesenhits gelandet hatte. Beide Songs gehören hier – neben “Something” von den Beatles, “Evil Ways” von Santana und "And When I Die" von Laura Nyro  – zu den Highlights von Bakers exquisitem Repertoire. Darüber hinaus präsentiert Chet Baker, der sowohl Trompete spielt als auch singt, noch Stücke der amerikanischen Rockbands Ides Of March (“Vehicle”) und Top Box (“The Letter”) sowie den Ohrwurm “Sugar, Sugar” von der Bubble-Gum-Popband The Archies. Ein wirkliches ausgefallenes Album also!
 
In der Reissue-Serie “Verve By Request” werden besondere Raritäten und von Jazzfans gewünschte, längst vergriffene Klassiker auf Vinyl wiederveröffentlicht.
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