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Shaken, not stirred – James Bond im Jazz-Sound

Hammond-Organist Ingfried Hoffmann war nicht nur klangprägend beim Doldinger-Quartett, er nahm auch das vielleicht coolste Bond-Album aller Zeiten auf.
Ingfried Hoffmann: Soul Bond (Ltd. Ed. LP)
Ingfried Hoffmann: Soul Bond (Ltd. Ed. LP)
08.12.2022
Diese LP und weiteres finden Sie in unserem JazzEcho-Store.
James Bond goes Jazz! Ingfried Hoffmann hatte den Ruf, Europas bester Hammond-B−3-Organist zu sein, was gelegentlich seine gleichwertigen Fähigkeiten als Pianist, Arrangeur und Komponist überschattete. Als Mitglied des berühmten Klaus-Doldinger-Quartetts gewann er mehrere Wettbewerbe als Deutschlands bester Jazzorganist und -pianist. Sein Solo-Album „Soul Bond“ wurde erstmals 1966 in Deutschland unter dem Titel „From Twen With Love“ veröffentlicht, als der James-Bond-Hype nach dem weltweiten Erfolg von „Thunderball“ seinen Höhepunkt erreichte. Inspiriert von den ersten vier Bond-Filmen legte Hoffmann nicht nur fantastisch swingende Interpretationen von Bond-Themen vor, sondern auch eigene Kompositionen, die er dem berühmten Super-Spion widmete. Die Top-Sidemen Pierre Cavalli & Volker Kriegel (guitar), Peter Trunk (bass) und Rafi Lüderitz (drums) rundeten den Album-Leckerbissen ab. Die erste LP-Neuauflage des seltenen Polydor-Albums wurde jetzt bei Pallas in 180g gepresst und kommt im schmucken Originalcover und wattierter Innenhülle daher.
Vielleicht hilft die Reissue von „Soul Bond“, den 1935 in Stettin geborenen Ingfried Hoffmann erneut etwas mehr ins Bewusstsein der Jazzfans zu rücken. Verdient hat er es auf jeden Fall, obwohl er nach seiner Jazzkarriere erfolgreich in andere Genres wechselte. Nachdem er Mitglied der Dixieland-Gruppe The Feetwarmers gewesen war, erschienen 1956 erste Jazzaufnahmen unter seinem Namen bei Electrola: „Ingfried’s Boogie“ und „Bumble Boogie“ mit Hoffmann am Piano, Gitarrist Attila Zoller sowie Johnny Fischer am Bass und Rudi Sehring am Schlagzeug. Auf der LP „Hoffmann’s Hammond Tales“ (1963) spielte er zum ersten Mal fast ausschließlich Hammondorgel. Nach „Soul Bond“ legte er mit „Swinging Bach-Organ“ Ende der Sechziger Jahre ein Klassik-Jazz-Crossover-Werk vor, gründete seine eigene Band „Steel Organ“, mit der durch Europa, Südamerika und Nordafrika tourte, und war er an Schallplatten von Lucky Thompson und Rolf Kühn beteiligt.
In den Siebziger Jahren zog sich Hoffmann vom reinen Jazz zurück. Sehr erfolgreich wurde seine TV-Musik für Kinder, nicht nur die deutsche Titelmusik des Dauerbrenners „Sesamstraße“ stammt aus seiner Feder, sondern auch die Musik zu Serien und Filmen wie „Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt“ und „Wir pfeifen auf den Gurkenkönig“. Musik für Kinder bedeutete für Hoffmann keinesfalls Musik mit minderem Anspruch, im Gegenteil, mit jazzigen Elementen und voller Sophistication schuf er kleine Meisterwerke des Genres. Auf Alben von Sänger/innen wie André Heller, Herbert Grönemeyer, Manfred Krug und Marion März erwies er sich zudem als einer der kreativsten und anspruchsvollen Arrangeure des Landes.
 
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