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Impulse!-Quartett – vier Albumklassiker feiern LP-Comeback

Alben vom legendären Impulse!-Label veredeln jede Jazzsammlung. Vier gesuchte Raritäten wurden jetzt neu auf LP aufgelegt.
JazzEcho-Plattenteller: Impulse! Records - Archie Shepp "Attica Blues" / Pharoah Sanders "Tauhid" / Marion Brown "Vista" / Michael White "Pneuma"
JazzEcho-Plattenteller: Impulse! Records - Archie Shepp "Attica Blues" / Pharoah Sanders "Tauhid" / Marion Brown "Vista" / Michael White "Pneuma"
30.11.2022
Diese LPs und weiteres von Impulse! Records finden Sie in unserem JazzEcho-Store.
Seit Anfang der 1960er Jahre konnte man wirkliche Jazz-Kenner leicht an der Anzahl der orange-schwarzen Albumrücken in ihrer Plattensammlung erkennen. Je mehr es davon gab, als desto hipper galt ihr Besitzer. Denn die Farben signalisierten, dass man es mit einem Fan von Impulse! Records zu tun hatte. Kein anderes Jazzlabel war in diesen Jahren näher am Puls der Zeit – und nicht selten sogar noch ein Stück voraus. "Orange und schwarz. Feuer und Ebenholz. Wut und Stolz. Von 1961 bis 1976 trug Impulse Records seine Erkennungsfarben voller Stolz und reckte sein Ausrufezeichen in die Höhe, produzierte Alben mit farbig leuchtenden Klappcovern, die man weit aufschlagen konnte, und lockte Generationen von Hörern in die aufregende und weite Welt der improvisierten Musik”, schreibt Ashley Kahn in in seinem Buch "Impulse! The House That Trane Built” (auf Deutsch als "Impulse! Das Label, das Coltrane erschuf” bei Rogner & Bernhard erschienen).
Impulse! Records war aber auch immer viel mehr als nur ein Plattenlabel. Viele der dort herausgebrachten Aufnahmen reflektierten den gesellschaftlichen Umbruch der 60er und 70er Jahre. Impulse! Records stand für eine progressive, aber zugleich undogmatische Haltung, mit der sich viele Jazzmusiker und Musikfans identifizieren konnten. Das Label bot nicht nur avantgardistischen Freigeistern eine Heimat, sondern auch Jazztraditionalisten.
1976 wurde die Arbeit von Impulse! Records für eine lange Zeit eingestellt, doch die innovativen Alben von Künstlern wie John Coltrane, Sonny Rollins, Keith Jarrett, Pharoah Sanders und Charles Mingus kamen nie aus der Mode, da der Katalog stets weitergepflegt wurde und ein Großteil der Musik sich als erstaunlich zeitlos erwies. Als der Jazz in den 1990ern die Club-Szene eroberte, hatten besonders die spirituellen Aufnahmen des kurz zuvor wiederbelebten Labels einen festen Platz in den Vinyl-Koffern der tonangebenden DJs. Auch zahlreiche Hip-Hop-Künstler wie Common, Nas oder The Pharcyde schmückten ihre Songs mit Samples klassischer Impulse!-Platten. Mit der jetzigen Wiederveröffentlichung von gleich zehn, teils nur schwer und teuer im Vinyl-Format auffindbaren Klassiker aus dem Fundus des Labels, wird der Impulse-Renaissance Rechnung getragen.
Mit Pharoah Sanders’ Album "Tauhid” (1967), Archie Shepps "Attica Blues” und Michael Whites "Pneuma” (beide 1972), sowie Marion Browns "Vista” (1975) finden jetzt vier Modern-Jazz-Perlen, die es viele Jahre nicht oder noch nie als LP-Wiederveröffentlichungen gab, wieder den Weg auf den Plattenteller. Sie erscheinen als remasterte Pallas-Pressungen in 180-Gramm und bedruckten Innenhüllen mit Reproduktionen der originalen Gatefold-Innenseiten (bis auf Marion Brown, das Album war auch im Original nicht im Gatefold-Sleeve erschienen).
Pharoah Sanders – Tauhid           
Ein kraftvoller Klassiker des Spiritual Jazz. “Tauhid” war das erste Album von Pharoah Sanders auf Impulse! Records und wird oft als sein Bestes angesehen. Es erschien 1967, inspiriert von Sanders‘ Reisen durch Japan mit John Coltranes Gruppe sowie seinem Interesse am alten Ägypten. Das Album markiert den ersten Auftritt von Gitarrist Sonny Sharrock auf einer Platte sowie eine der frühesten Aufnahmen von Pianist Dave Burrell.
Archie Shepp – Attica Blues        
Dieser Impulse!-Klassiker, ursprünglich 1972 veröffentlicht, ist eines der langlebigsten und beständigsten Werke von Saxofonist Archie Shepp. Mit seinen druckvollen Avantgarde-Tracks und starken politischen Botschaften ist das Album eines von Shepps gelungensten Projekten mit großer Besetzung. Der amerikanische Rolling Stone schrieb, dass es “nicht nur ein Meisterwerk des Protests ist: […] es ist eher eine politisch-religiöse Erfahrung, ein Appell an das höhere menschliche Bewusstsein, uns um Gottes willen aus dieser Qual zu befreien.”
Michael White – Pneuma
Die weltweit erste LP-Wiederveröffentlichung des von Fans gesuchten Impulse!-Albums von 1972. Violinist und Komponist Michael White war einer der ersten, der Geige im Avantgarde-Jazz spielte, und wurde einer der ersten Jazzgeiger, der Jazz-Rock-Fusion spielte. Während seiner Karriere spielte er mit Sun Ra, McCoy Tyner, Eric Dolphy, Pharoah Sanders und anderen.
Marion Brown – Vista
Die weltweit erste LP-Wiederveröffentlichung des gesuchten Modern-Jazz-Meisterwerkes von 1975. Saxofonist Marion Brown beendete seine Phase bei Impulse! Records in den 70er Jahren mit diesem reifen Werk. Mit dabei sind Musiker wie Schlagzeuger Ed Blackwell und Bassist Reggie Workman sowie Stanley Cowell am akustischen Klavier und Fender Rhodes. Während Brown den relaxten Titeltrack “Vista” komponiert hat, sind die fünf weiteren Kompositionen gut ausgewählt, beginnend mit einer packenden Version von Cowells “Maimoun” und einer meditativen Interpretation von Stevie Wonders “Visions”.
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