JazzEcho-Plattenteller | News | Heiße Scheibe - "Joyce Live At The Mojo Club" wieder aufgelegt

Heiße Scheibe – “Joyce Live At The Mojo Club” wieder aufgelegt

Samba, Bossa and All That Jazz – als die Brasilianerin Joyce in den Neunzigern ein Livealbum im Hamburger Mojo Club aufnahm, genoss sie längst Kultstatus. Die vergriffene LP wurde jetzt als limitierte Editon wiederaufgelegt.
Joye: Live At Mojo Club
Joye: Live At Mojo Club
04.08.2022
Das Album “Live At Mojo Club” auf LP und weiteres finden Sie in unserem JazzEcho-Store.
Auf mehr als 25 Karrierejahre konnte die brasilianische Sängerin, Songschreiberin und Gitarristin Joyce bereits zurückblicken, als sie in den frühen 1990ern unverhofft zu einem Star der florierenden Acid Jazz-Szene aufstieg. Mit ihren Auftritten bescherte sie damals angesagten Dancefloor-Clubs rund um den Globus volle Häuser. Manchmal sogar an zwei Abenden hintereinander, so wie im März 1995 im legendären Mojo Club an der nicht minder legendären Hamburger Reeperbahn. Dabei wurde glücklicherweise das Album “Live At The Mojo Club” mitgeschnitten. Die LPs der Erstauflage waren längst gesuchte Sammlerstücke, umso erfreulicher, dass es nun eine Vinyl-Neuauflage dieses durch und durch sommerlich klingenden Brasil-Klassikers gibt, frisch remastert und als 180g-Pallas-Qualitätspressung.
Dem plötzlichen Rummel um sie und der Etikettierung ihrer Musik als “Dancefloor Jazz do Brasil” hatte Joyce zunächst skeptisch gegenüber gestanden. “Ich möchte nicht Teil eines modischen Trends sein, der vielleicht nur ein, zwei Jahre Bestand hat”, meinte sie seinerzeit. “lch habe jetzt 27 Jahre an meiner Musik gearbeitet. Da sollte dabei schon etwas Langfristigeres herauskommen.” Ihre Bedenken sollten unbegründet sein. Denn tatsächlich katapultierten sie Aufnahmen wie “Live At The Mojo Club” so richtig ins weltweite Rampenlicht und führten zwischen 2000 und 2010 zu vier Nominierungen für einen Latin Grammy. Plötzlich wurden ihre Songs auch von internationalen Größen wie den Black Eyed Peas und Annie Lennox gecovert und erschienen auf Soundtracks von Hollywood-Filmen wie Robert Altmans “The Player” und Robert Luketics “Legally Blonde”.
Mehr als eintausend glückliche Hörer waren im März 1995 zu den beiden exklusiven Konzerten gekommen, die Joyce in Hamburg gab. Dabei entstand das Album “Live At The Mojo Club”, eine Analogaufnahme ohne Overdubs, die den warmen Live-Sound brillant wiedergibt. Eingefangen wurde – abgesehen von der exzellenten Musik – ein enthusiastisches Publikum, das atemlos zarten Balladen lauschte, zu mitreißenden Samba-Rhythmen tanzte und die Künstler mit einem wohlverdienten, frenetischen Schlussapplaus belohnte.
In ihrer Show bot Joyce ausschließlich selbst geschriebene Lieder, die tief in der urbanen Samba-Tradition von Rio, der Bossa Nova und der MPB verwurzelt sind, aber auch mehr als nur eine Prise Jazz aufweisen. Gekrönt wurde das Programm von ihren Hits “Aldeia dc Ogum”, “Baracumbara”, “Berimbau” und “Feminina”, den Favoriten der jungen Acid-Jazz-Gemeinde. Angetrieben von Sizão Machados agil und funky gespieltem Bass, den quirligen Polyrhythmen ihres Schlagzeug spielenden Ehemanns Tutty Moreno sowie Teco Cardosos pointierten Flöten- und Saxofonsoli, wählte die singende Gitarristin bei den dargebotenen Stücken einen weitaus rhythmischeren und dynamischeren Ansatz als bei ihren Studioeinspielungen.
“Normalerweise findet die Party nur auf der Bühne statt”, erklãrte Joyce am Tag nach dem zweiten Auftritt. “Wenn die Show vorüber ist, fühle ich mich total erschöpft, möchte nur noch in mein Hotelzimmer, entspannen und schlafen. Aber letzte Nacht war eine besondere Nacht, so dass ich sogar noch nach dem Auftritt ausgegangen bin, um zu feiern. Das ist wirklich sehr ungewöhnlich, zumindest für mich.” Mit der LP “Live At The Mojo Club” kann diese Joyce-Party jetzt jederzeit wieder starten.
 
Mehr von JazzEcho-Plattenteller