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Clubsound trifft Jazztrompete – “1/1” als Special-Edition-LP

Das gemeinsame Album von Trompeter Nils Petter Molvaer und Elektronik-Legende Moritz von Oswald erscheint als rot/weiße 2-LP-Edition.
Nils Petter Molvaer & Moritz von Oswald: 1/1 (Ltd. Ed. Red & White 2LP)
Nils Petter Molvaer & Moritz von Oswald: 1/1 (Ltd. Ed. Red & White 2LP)
08.12.2022
Diese LP und weiteres finden Sie in unserem JazzEcho-Store.
 Eins plus eins macht zwei. Meistens zumindest. Manchmal ist das Ergebnis dieser Formel aber auch mehr als die Summe ihrer Einzelteile. So der Fall beim Zusammentreffen von Jazzmusiker Nils Petter Molvaer und Elektronik-Koryphäe Moritz von Oswald. Die Klanglandschaften ihres gemeinsamen Albums „1/1“ von 2013, mal cineastisch-sphärisch, mal minimalistisch verdichtet, ließen aus der musikalischen Symbiose zweier Individualisten etwas ganz Einzigartiges entstehen.
Die LP-Erstpressung von „1/1“ war in den letzten Jahren rar und teuer geworden. Erfreulicherweise ist vor kurzem eine Vinyl-Neuauflage erschienen, die nicht nur remastert ist, sondern als limitierte Colored-LP (2 × 180g, rotes/weißes Vinyl, Pallas-Pressung, bedruckte Innenhüllen) einiges hermacht.
Die acht Tracks des Albums tragen Titel wie „Step by Step“, „Development“, „Transition“ und „Further“, die andeuten, dass es sich formal um ein Werk handelt, dessen Protagonisten sich zwar auf Traditionslinien des Jazz berufen, zugleich aber den weitgehenden Stillstand des Genres nicht hinzunehmen bereit sind. Auf emotionaler Ebene ist die hier entstandene Musik, wie Moritz von Oswald sie beschreibt, „Noirmusik“, Traummusik, geschrieben für die Phantommelodie im Kopf, die bleibt, wenn die Musik bereits verhallt ist, und nur mehr die Geräusche der dunklen Großstadt zu hören sind. Oder durchaus funktional gesehen: Musik für Bars, für Fahrten im Nachtzug und über die menschenleere Autobahn.
1/1“ ist Jam-basierte Hybridmusik, ein stetiges Pendeln zwischen Mensch und Maschine, in der das improvisierende Element – der auf den Punkt gesetzte Ton Molvaers – stets auf ein sequenziertes, zugleich durchlässiges Grid trifft. Nicht zufällig entsteht so ein belastbarer Spannungsbogen, der über die gesamte Spieldauer von etwas mehr als einer Stunde trägt. Die Tracks gehen fließend ineinander über, mit viel Raum zur Entfaltung. Die beiden Entitäten Nils Petter Molvaer als lyrisches Element und Moritz von Oswald als Architekt synthetisch-dissonanter Stimmungen addieren sich bei „1/1“ zu einem überzeugenden Ganzen.
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