JazzEcho-Plattenteller | News | Blue Note Classic Vinyl Edition - zwei Meisterwerke aus Blue Notes Sturm-und-Drang-Zeit

Blue Note Classic Vinyl Edition – zwei Meisterwerke aus Blue Notes Sturm-und-Drang-Zeit

In der Vinyl-Reihe mit Blue-Note-Klassikern erscheinen diesmal Alben von zwei Power-Playern der 1960er Jahre: dem Tenorsaxofonisten Joe Henderson und dem Trompeter Lee Morgan.
JazzEcho-Plattenteller: Joe Henderson "Inner Urge" / Lee Morgan "Caramba" (Blue Note Classic Vinyl Serie)
JazzEcho-Plattenteller: Joe Henderson "Inner Urge" / Lee Morgan "Caramba" (Blue Note Classic Vinyl Serie)
17.02.2022
Diese LPs und weitere aus der Blue Note Classic Vinyl Serie finden Sie in unserem JazzEcho-Store
Mit seiner “Blue Note Classic Vinyl Series” knüpft Blue Note an die gefeierte “Blue Note 80 Vinyl Reissue Series” an, mit der das von Don Was geleitete Traditionslabel 2019 sein 80-jähriges Jubiläum beging. Wie in der Vorläufer-Serie werden sämtliche Aufnahmen von Kevin Gray (Cohearent Audio) von den analogen Originalbändern neu gemastert, bei Optimal in Deutschland auf hochwertiges 180-Gramm-Vinyl gepresst und in Standardverpackungen angeboten.
Joe Henderson – Inner Urge
Inner Urge” war das Album, mit dem sich Joe Henderson von seinem Mentor Kenny Dorham abnabelte. Der Trompeter hatte den vielversprechende Newcomer aus Ohio  unter seine Fittiche genommen, als dieser 1962 nach Ableistung seines Militärdienstes in New York gelandet war. Nur wenige Monate später – am 1. April 1963 – nahm Dorham den jungen Tenorsaxofonisten mit in Rudy Van Gelders Studio in Englewood Cliffs, New Jersey, um mit ihm für Blue NoteUna Mas” einzuspielen. Das Album wurde, wie jeder Jazzfan weiß, zu einem Klassiker und ebnete Henderson den Weg zu seinem ersten eigenen Plattenvertrag bei Alfred Lions Label.
Dorham spielte danach auch eine prominente Rolle auf Hendersons ersten drei Soloalben, die allesamt mit einer klassischer Hard-Bop-Quintett-Besetzung aufgenommen wurden. Dann folgte 1964 das Album “Inner Urge”, auf dem Henderson erstmals ohne Kenny Dorham zu hören war. Statt ihn durch einen anderen Trompeter zu ersetzen, machte er die Session im Quartett mit den beiden John-Coltrane-Gefährten McCoy Tyner (Piano) und Elvin Jones (Schlagzeug) sowie dem Sonny-Rollins-Bassisten Bob Cranshaw. Der “innere Drang”, der dem Album seinen Titel gab, trieb Henderson zu einer absoluten Höchstleistung an.
Das Quartett bot ein abwechslungsreiches Programm mit drei Henderson-Originalen, darunter das bemerkenswerte Titelstück und das an Monk erinnernde “Isotope”, einer wunderschönen Ballade von Duke Pearson (“You Know I Care”) und einer flott swingenden Version von Cole PortersNight And Day”. Noch im selben Jahr stand Joe Henderson dem Trompeter Lee Morgan bei der Einspielung eines anderen Klassikers zur Seite: dem Album “The Sidewinder”, dessen Titelstück als Single sogar in den Pop-Charts landete.
Lee Morgan – ¡Caramba!
Als Lee Morgan im Mai 1968 sein Album “¡Caramba!” aufnahm, war er noch keine 30 Jahre alt. Um so erstaunlicher ist, dass der Trompeter zu diesem Zeitpunkt allein für Blue Note bereits atemberaubende 23 Soloalben eingespielt und mindestens ebenso viele Aufnahmen als Mitglied von Art Blakeys Jazz Messengers oder Begleiter von Größen wie John Coltrane, Jimmy Smith, Wayne Shorter, Jackie McLean, Hank Mobley, Stanley Turrentine u.v.a. gemacht hatte. Da kann man tatsächlich nur ehrfurchtsvoll “¡Caramba!” ausrufen. Morgan war ein vollendeter Meister auf seinem Horn, der seine brillanten technischen Fähigkeiten mit unglaublicher emotionaler Tiefe zu paaren verstand. Als gewiefter Komponist schaffte er es außerdem, in seinen Stücken verschiedenste Stimmungen und Stile heraufzubeschwören. Auf “¡Caramba!” zog er in Eigenkompositionen wie dem unbändig groovenden Titelstück, dem eingängigen “Soulita” oder dem lässig swingenden “Helen’s Ritual” alle Register seines Könnens. Stets verlässlich unterstützt von der hervorragenden Rhythmusgruppe mit Pianist Cedar Walton, Bassist Reggie Workman und Schlagzeuger Billy Higgins. Besondere Erwähnung verdient schließlich noch der junge Tenorsaxofonist Bennie Maupin, der kurze Zeit später in der elektrifizierten Band von Miles Davis auf Alben wie “Bitches Brew”, “Jack Johnson” und “On The Corner” glänzen sollte.
Mehr von JazzEcho-Plattenteller