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Blue Note Classic Vinyl Edition – kein Schmuse-Jazz für die Cocktail-Party

In die Zukunft weisenden und engagierten Jazz präsentierten Grachan Moncur III und Andrew Hill in den 1960ern auf ihren bahnbrechenden Blue-Note-Alben “Evolution” und “Point Of Departure”.
Andrew Hill: Point Of Departure / Grachan Moncur III: Evolution (Blue Note Classic Vinyl)
Andrew Hill: Point Of Departure / Grachan Moncur III: Evolution (Blue Note Classic Vinyl)
18.11.2022
Diese LPs und weitere aus der Blue Note Classic Vinyl Serie finden Sie in unserem JazzEcho-Store.
Mit seiner “Blue Note Classic Vinyl Series” knüpft Blue Note an die gefeierte “Blue Note 80 Vinyl Reissue Series” an, mit der das von Don Was geleitete Traditionslabel 2019 sein 80-jähriges Jubiläum beging. Wie in der Vorläufer-Serie werden sämtliche Aufnahmen von Kevin Gray (Cohearent Audio) von den analogen Originalbändern neu gemastert, bei Optimal in Deutschland auf hochwertiges 180-Gramm-Vinyl gepresst und in Standardverpackungen angeboten. Die Doppelalben von Cassandra Wilson und Geri Allen wurden natürlich in klassische Gatefold-Cover gesteckt.
Grachan Moncur III – Evolution
Der Posaunist Grachan Moncur III, der am 3. Juni 2022 an seinem 85. Geburtstag verstarb, hatte in seiner rund 70 Jahre umspannenden Laufbahn mit zahllosen Größen wie Ray Charles, Sonny Rollins, Herbie Hancock, Carla Bley, Art Blakey und Cassandra Wilson gearbeitet. Doch die Alben, die er in all dieser Zeit unter eigenem Namen aufnehmen konnte, lassen sich an den Fingern zweier Hände abzählen. Um so kostbarer dürfte für alle Jazzfans sein 1963 bei Blue Note erschienenes Debüalbum “Evolution” sein, auf dem der Posaunist vier sehr originelle Eigenkompositionen vorstellte, darunter das inspirierte “Monk In Wonderland”. Mit einer luxuriösen All-Star-Band, bestehend aus Trompeter Lee Morgan, Altsaxofonist Jackie McLean, Vibraphonist Bobby Hutcherson, Bassist Bob Cranshaw und Drummer Tony Williams, beackert der Posaunist hier ein weites Feld zwischen Avantgarde und Post-Bop. “Angesichts eines so einfallsreichen Debüts ist es eine Schande, dass Moncur nicht mehr Alben als Leader aufgenommen hat”, bedauert Steve Huey bei AllMusic. “Aber das macht ‘Evolution’ für Fans der Blue-Note-Avantgarde nur zu einem noch wichtigeren Fundstück.”
Andrew Hill – Point of Departure
Kein leichter Cocktail-Jazz, dafür aber diabolisch brillant. So umschrieb Greg Simmons auf All About Jazz die aufregende Musik des Albums “Point Of Departure”, das der Pianist Andrew Hill 1964 mit einer All-Star-Band (Kenny Dorham, Eric Dolphy, Joe Henderson, Richard Davis & Tony Williams) für Blue Note aufgenommen hatte. Als Jugendlicher war Hill zwei Jahre lang Schüler des deutschen Neue-Musik-Komponisten Paul Hindemith gewesen, was seinen musikalischen Horizont früh immens erweiterte. In den komplexen Kompositionen für sein Meisterwerk “Point Of Departure” kombinierte er auf ganz eigene Art Elemente von Jazz, Blues, Gospel und klassischer Musik.  “Der Pianist und Komponist Andrew Hill ist vielleicht mehr für dieses Album bekannt als für jedes andere in seinem Katalog – und das aus gutem Grund”, findet Thom Jurek bei AllMuisic. “Hills komplexe Kompositionen überbrückten Anfang bis Mitte der 1960er Jahre viele Grenzen und überschrittten viele. ‘Point Of Departure’ mit seiner All-Star-Besetzung (schon damals) nahm den Jazz und schrieb ein neues Buch über ihn, bei dem nichts außen vorblieb. […] Ein herausragendes Album, unverzichtbar für jede repräsentative Jazzsammlung, und eine Aufnahme, die auch im 21. Jahrhundert noch den Weg in die Zukunft des Jazz weist.”
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