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Blue Note Classic Vinyl Edition: die Wiedergeburtshelferinnen von Blue Note

Diesmal gibt es in der Vinyl-Reihe mit Blue-Note-Klassikern zwei bahnbrechende Doppelalben aus den 1990ern von der Vokalistin Cassandra Wilson und der Pianistin Geri Allen.
JazzEcho-Plattenteller: Geri Allen Trio "Twenty One" / Cassandra Wilson "Blue Light 'Til Dawn" (Blue Note Classic Vinyl)
JazzEcho-Plattenteller: Geri Allen Trio "Twenty One" / Cassandra Wilson "Blue Light 'Til Dawn" (Blue Note Classic Vinyl)
14.04.2022
Diese LPs und weitere aus der Blue Note Classic Vinyl Serie finden Sie in unserem JazzEcho-Store
Mit seiner “Blue Note Classic Vinyl Series” knüpft Blue Note an die gefeierte “Blue Note 80 Vinyl Reissue Series” an, mit der das von Don Was geleitete Traditionslabel 2019 sein 80-jähriges Jubiläum beging. Wie in der Vorläufer-Serie werden sämtliche Aufnahmen von Kevin Gray (Cohearent Audio) von den analogen Originalbändern neu gemastert, bei Optimal in Deutschland auf hochwertiges 180-Gramm-Vinyl gepresst und in Standardverpackungen angeboten.
Cassandra Wilson – Blue Light 'Til Dawn
Nach gut sechs Jahren Dornröschenschlaf, in denen lediglich der Katalog verwaltet wurde, feierte Blue Note Records unter der Führung von Bruce Lundvall ab 1985 seine kreative Wiederauferstehung. Zunächst durch die Wiederverpflichtung alter Label-Ikonen wie Jimmy Smith, McCoy Tyner, Freddie Hubbard, Joe Henderson und Jackie McLean, dann durch die Entdeckung und Förderung jüngerer Talente. Zu einem der neuen Blue-Note-Stars stieg Cassandra Wilson auf, die zweifellos eine der markantesten Stimmen des modernen Jazz besitzt. Die Sängerin war zuvor Teil des progressiven New Yorker M-Base-Kollektivs gewesen und hatte sich durch exzellente Alben für das deutsche Label JMT für höhere Weihen empfohlen. Der künstlerische und auch kommerzielle Durchbruch gelang ihr 1993 mit ihrem visionären Blue-Note-Debütalbum “Blue Light 'Til Dawn”.
Auf ihm glänzte sie mit einer ebenso einzigartigen wie verführerischen Melange aus Jazz, Blues, Folk und R&B. Das eklektische Repertoire bestand aus fesselnd interpretierten Songs von u.a. Robert Johnson (“Come On In My Kitchen” und “Hellhound On My Trail”), Joni Mitchell (“Black Crow”) und Van Morrison (“Tupelo Honey”) sowie Originalen (für den von ihr selbst verfassten Titelsong erhielt Wilson 1995 ihre erste Grammy-Nominierung). So faszinierend wie Wilsons Stimme war auch die einfallsreiche Instrumentierung des Albums (u.a. mit Kornett, Klarinette, Violine, Akkordeon, diversen Gitarren und jeder Menge Perkussion), für die Produzent Craig Street verantwortlich zeichnete. Wilsons stilistischer Crossover-Erfolg sollte zudem kommenden Stars wie Norah Jones, Lizz Wright und Kandace Springs den Weg ebnen.
Geri Allen – Twenty One
Die 2017 gestorbene Pianistin Geri Allen gehörte in den 1980er Jahren auch zum erweiterten Zirkel des M-Base-Kollektivs. Bevor sie 1990 bei Blue Note Records landete, hatte sie sich schon mit Aufnahmen für die deutschen Labels Minor Music und JMT profiliert. Auf “Twenty One”, ihrem dritten Album für Blue Note, präsentierte sich die brillante Pianistin und Komponistin 1994 mit zwei Trio-Partnern der Superlative: dem Bassisten Ron Carter und dem Schlagzeuger Tony Williams, die ihre Muskeln schon gemeinsam im legendären Miles Davis Quintet der Mittsechziger Jahre hatten spielen lassen. Als dritter “Milesianer” gesellte sich dazu außerdem noch der Produzent Teo Macero. In einem Programm, das je zur Hälfte aus Standards (u.a. von Monk) und Eigenkompositionen besteht, beeindruckt Geri Allen hier mit atemberaubenden Lyrismus sowie schier grenzenloser harmonischer und rhythmischer Kreativität. Der Kritiker Gary Giddins bezeichnete das Album als “eine Demonstration von Stärke” und als das “reife Werk einer Künstlerin, die sich als Jazzzentristin neu positionierte. […] Dies ist ein furchteinflößend lebendiges Trio… Der triumphale Erfolg von 'Twenty One’ beruht auf der Entschlossenheit, mit der sich Allens Individualität in einem Umfeld durchsetzt, das sie hätte neutralisieren können.”
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