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Acoustic Sounds Vinyl Serie – traumatischer Beginn mit traumhaftem Ende

Ein Genie beherrscht das Chaos, heißt es. Den Beweis dafür erbrachte Charles Mingus 1960 mit dem Album “Pre-Bird” ab, als er nach besonders chaotischen Proben ein echtes Meisterwerk ablieferte.
JazzEcho-Plattenteller: Charles Mingus: Pre-Bird (Acoustic Sounds)
JazzEcho-Plattenteller: Charles Mingus: Pre-Bird (Acoustic Sounds)
26.09.2023

Diese LP und weitere Folgen aus der Acoustic Sounds-Serie finden Sie in unserem JazzEcho-Store.  

“Von allen Erfahrungen, die ich als Produzent gemacht habe, war keine traumatischer als der Versuch im Jahr 1960, ein Album mit Charles Mingus für Mercury Records aufzunehmen”, gab Leonard Feather 1987 in seinem Erinnerungsbuch “The Jazz Years: Earwitness to an Era” zu Protokoll.
“Nach zwei Krisentagen, an denen es so aussah, als würde das Album nie fertig werden, betrat ich am Tag der Aufnahme das Studio und traute meinen Augen kaum. Wir hatten ein 22-köpfiges Orchester, das von Gunther Schuller dirigiert wurde! Unter den Mitwirkenden befanden sich Eric Dolphy, Clark Terry, Slide Hampton, Jimmy Knepper, Joe Farrell, Booker Ervin, Yusef Lateef und Paul Bley.” Wobei Feather ganz nonchalant noch die nicht minder prominenten Namen von etwa Sir Roland Hanna und Dannie Richmond unter den Tisch fallen ließ.
Für das Album, das später auch eine Zeit lang unter dem Titel “Mingus Revisited” zirkulierte, hatte der Bassist und Bandleader ausschließlich Musik ausgewählt, die komponiert worden war, bevor er das erste Mal Charlie Parker gehört hatte. Daher der ursprüngliche Titel. Die Aufnahmen entstanden im Mai 1960 bei Sessions mit zwei unterschiedlichen Ensembles, die mit Stars gespickt waren: dem bereits genannten bunt schillernden Orchester und einem wendigeren Tentett. Neben sechs älteren Kompositionen von Mingus standen zwei kontrapunktische Arrangements von Stücken aus der Swingära auf dem Programm. Dabei griff Mingus auf Nummern zurück, die er 1953 während seines sehr kurzen Intermezzos als Mitglied des Duke Ellington Orchestra gespielt hatte.
Für die Reihe “Acoustic Sounds Vinyl” ist das Beste gerade gut genug. Präsentiert werden in dieser Serie ausschließlich Bestseller aus den Katalogen von Verve, Impulse! und anderen klassischen Jazzlabels, die über viele Jahrzehnte hinweg nichts von ihrer ursprünglichen Faszinationskraft eingebüßt haben.
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