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Acoustic Sounds Vinyl Serie – Pharoah Sanders erfüllt den Masterplan seines Schöpfers

Mit “Karma” schuf der Tenorsaxofonist Pharoah Sanders 1969 einen Meilenstein des Spiritual Jazz, der oft mit John Coltranes “A Love Supreme” auf eine Stufe gestellt wird.
JazzEcho-Plattenteller: Pharoah Sanders "Karma" (Acoustic Sounds Vinyl)
JazzEcho-Plattenteller: Pharoah Sanders "Karma" (Acoustic Sounds Vinyl)
13.12.2022
Diese LP und weitere Folgen aus der Acoustic Sounds-Serie finden Sie in unserem JazzEcho-Store.   
Für die Reihe “Acoustic Sounds Vinyl” ist das Beste gerade gut genug. Präsentiert werden in dieser Serie ausschließlich Bestseller aus den Katalogen von Verve Impulse! und anderen klassischen Jazzlabels, die über viele Jahrzehnte hinweg nichts von ihrer ursprünglichen Faszinationskraft eingebüßt haben. Dass hier nicht nur musikalisch das Beste geboten wird, garantiert Verve Records dabei durch die enge Zusammenarbeit mit dem renommierten Team von Acoustic Sounds. Unter der Supervision von Firmengründer Chad Kassem mastern dort erfahrene Toningenieure die Aufnahmen von den originalen Analog-Tonbändern neu, bevor sie bei Quality Record Pressings auf 180-Gramm-Vinyl gepresst werden. Die fertigen Scheiben werden dann in von Stoughton Printing Co. produzierte hochwertige Klapphüllen mit sogenannten Tip-On-Jackets gesteckt, die dem Album ein besonders edles Aussehen verleihen.
Pharoah Sanders – Karma
Mit Pharoah Sanders verstarb am 24. September 2022 einer der großen Innovatoren des Jazz. Bis ins hohe Alter von 81 Jahren hinein war er aktiv gewesen und hatte immer wieder neue Experimente gewagt. Sanders gehörte zu den wenigen Saxophonisten der Post-Coltrane-Ära, die es geschafft haben, zu einen wirklich unverkennbar eigenen Sound auf dem Tenorsaxofon zu finden. Als Mitglied von Coltranes Band feilte er ab 1965 an seinem eigenen Profil, das auf “Tauhid”, seinem 1966 erschienenen Debütalbum für Impulse! Records, klarere Formen anzunehmen begann und auf seinem zweiten Impulse!-Album “Karma”, veröffentlicht im Mai 1969, schließlich die volle Blüte erreicht hatte.
Mit “Karma” gelang Sanders ein unglaublicher Geniestreich. Denn das Album, auf dem der Saxofonist dem außergewöhnlichen Sänger Leon Thomas eine großartige Bühne bot, enthielt das spirituelle, epische Stück “The Creator Has A Master Plan”. Und das wurde trotz seiner unglaublichen Länge (von über 32 Minuten) und einer grundsätzlich avantgardistischen Ausrichtung zu einer Art Hit und sogar im Mainstream-Radio abgespielt. Es erfreute sich solcher Beliebtheit, dass es schon wenig später von so unterschiedlichen Jazzern wie dem New-Orleans-Veteranen Louis Armstrong und dem Free-Jazz-Pionier Don Cherry gecovert wurde. Wiederentdeckt wurde es in den 1990ern von Acid-Jazz- und Hip-Hop-Künstlern, die Pharoah Sanders durch eigene Interpretationen (Brooklyn Funk Essentials) oder Sampeln zu neuer Popularität und endgültigem Kultstatus verhalfen.
Der US-amerikanische Rolling Stone bezeichnete das Stück vor ein paar Jahren als die “ultimative Hippie-Jazz-Hymne” sowie “Weihrauch in musikalischer Form” und schrieb: “Heutzutage hört man viel über den so genannten Spiritual Jazz, ein Subgenre der sechziger und siebziger Jahre, das in den Werken zeitgenössischer Größen wie Kamasi Washington und Nubya Garcia einen starken Widerhall findet. Neben John und Alice Coltrane ist der Saxofonist Pharoah Sanders einer der Schutzpatrone dieser inoffiziellen Bewegung. 1969 veröffentlichte Sanders ‘The Creator Has A Master Plan’, ein 30-minütiges Stück, das die Ästhetik des Spiritual Jazz mit seiner Mischung aus zwischen Ekstase und Meditation schwankenden Improvisationen  und hitziger Abstraktion – sowie frenetischen Jodel-Einlagen des Sängers Leon Thomas – auf den Punkt brachte.”
Nicht weniger fesselnd war aber auch “Colors”, die zweite Nummer des Albums, die Sanders erneut zusammen mit Leon Thomas geschrieben hatte.  Zum Ensemble, das die beiden auf dem Album begleitete, gehörten u.a. der Flötist James Spaulding, Pianist Lonnie Liston Smith, die Bassisten Reggie Workman, Richard Davis und Ron Carter sowie die Schlagzeuger Billy Hart und Freddie Waits.
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