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Acoustic Sounds Vinyl Serie: Gipfeltreffen zweier Giganten

Das 1962 entstandene Album “Duke Ellington & John Coltrane” ist ein fantastisches Dokument einer einzigartigen Begegnung zwischen zwei Exponenten unterschiedlicher Jazzgenerationen.
JazzEcho-Plattenteller: John Coltrane & Duke Ellington (Verve Acoustic Sounds Serie)
JazzEcho-Plattenteller: John Coltrane & Duke Ellington (Verve Acoustic Sounds Serie)
10.03.2022
Diese LP und weitere Folgen aus der Acoustic Sounds-Serie finden Sie in unserem JazzEcho-Store.  
Für die Reihe “Acoustic Sounds Vinyl” ist das Beste gerade gut genug. Präsentiert werden in dieser Serie ausschließlich Bestseller aus den Katalogen von Verve Impulse! und anderen klassischen Jazzlabels, die über viele Jahrzehnte hinweg nichts von ihrer ursprünglichen Faszinationskraft eingebüßt haben. Dass hier nicht nur musikalisch das Beste geboten wird, garantiert Verve Records dabei durch die enge Zusammenarbeit mit dem renommierten Team von Acoustic Sounds. Unter der Supervision von Firmengründer Chad Kassem mastern dort erfahrene Toningenieure die Aufnahmen von den originalen Analog-Tonbändern neu, bevor sie bei Quality Record Pressings auf 180-Gramm-Vinyl gepresst werden. Die fertigen Scheiben werden dann in von Stoughton Printing Co. produzierte hochwertige Klapphüllen mit sogenannten Tip-On-Jackets gesteckt, die dem Album ein besonders edles Aussehen verleihen.
Duke Ellington & John Coltrane – Duke Ellington & John Coltrane
John Coltranes Einstand bei Impulse! Records war Anfang der 1960 Jahre nicht ganz so gelaufen, wie es sich Produzent Bob Thiele vorgestellt hatte. Die ersten beiden Alben des Saxofonisten für das Label (“Africa/Brass” und “Coltrane ‘Live’ At The Village Vanguard”) waren bei den Jazzkritikern jener Zeit auf erstaunlich wenig Gegenliebe gestoßen.
Während sich Coltrane selbst von den Verrissen vollkommen unbeeindruckt zeigte, versuchte Thiele die Wogen mit ein paar zugänglicheren Aufnahmen des Saxofonisten gleich wieder zu glätten. Die künstlerische Integrität Coltranes sollte dabei allerdings nicht in Frage gestellt werden. So kam es auf Thieles Initiative hin am 26. September 1962 in Rudy Van Gelders Tonstudio zu einer einzigartigen Begegnung zwischen zwei Exponenten sehr unterschiedlicher Jazzgenerationen: dem 63-jährigen Pianisten und Bandleader Duke Ellington und John Coltrane, der erst drei Tage zuvor seinen 36. Geburtstag gefeiert hatte. Geprägt war die Session vom ersten bis zum letzten Moment von dem großen Respekt, den die beiden Protagonisten einander entgegenbrachten. Zum Programm steuerte Coltrane mit “Big Nick” lediglich einen eigenen Titel bei. Alle anderen Stücke stammten entweder von Ellington oder in einem Fall (“My Little Brown Book”) von dessen musikalischem Alter Ego Billy Strayhorn. Eine clevere Idee war es zudem, bei der Session alternierend die Rhythmusgruppen von Ellington (Bassist Aaron Bell und Drummer Sam Woodyard) und Coltrane (Bassist Jimmy Garrison und Schlagzeuger Elvin Jones) zum Zuge kommen zu lassen.
“Der weite Spielraum, den die beiden Stars eröffnen, führt zu angenehmen Überraschungen in Hülle und Fülle”, merkte Ashley Kahn in seinem Buch “Impulse! Das Label, das Coltrane erschuf” an. “Allein schon Coltrane zu hören, wie er über das stetige Pulsieren des Swing-Rhythmus [von Aaron Bell und Sam Woodyard] improvisiert, ist ein Genuss für sich. Ein weiterer ist sein Tenorsolo in ‘The Feeling Of Jazz’. Und wenn man sich an Ellingtons minimalistischer Spielweise erfreut, die vom unverkennbar kraftvollen Rhythmus der Coltrane-Begleiter [Jimmy Garrison und Elvin Jones] noch unterstrichen wird, meint man unwillkürlich, den mächtigen Sound einer viel größeren Gruppe zu hören, vor allem bei ‘Angelica’.”
Bei AllMusic bewertete Matt Collar das Album mit der Höchstwertung von fünf Sternen und schrieb: “Der Albumklassiker aus dem Jahr 1962 präsentiert den im Aufstieg begriffenen Saxofonisten an der Seite der seit Langem etablierten Klavierinstitution. Während diese Paarung auf einen rasanten Schlagabtausch zweier musikalischer Generationen hätte hinauslaufen können, kam es stattdessen zu einem zwanglosen, respektvollen und musikalisch großzügigen Treffen gleichgesinnter Seelen.”
  
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