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Acoustic Sounds Vinyl Serie: Gesangsduo mit unwiderstehlichem Charme

In einer unglaublich entspannten Atmosphäre nahmen Ella Fitzgerald und Louis Armstrong 1956 “Ella And Louis” auf, das vielleicht beste Album eines Gesangsduos in der Geschichte des Jazz.
JazzEcho Plattenteller: Verve Acoustic Sounds Serie
JazzEcho Plattenteller: Verve Acoustic Sounds Serie
13.07.2022
Diese LP und weitere Folgen aus der Acoustic Sounds-Serie finden Sie in unserem JazzEcho-Store.   
Für die Reihe “Acoustic Sounds Vinyl” ist das Beste gerade gut genug. Präsentiert werden in dieser Serie ausschließlich Bestseller aus den Katalogen von Verve Impulse! und anderen klassischen Jazzlabels, die über viele Jahrzehnte hinweg nichts von ihrer ursprünglichen Faszinationskraft eingebüßt haben. Dass hier nicht nur musikalisch das Beste geboten wird, garantiert Verve Records dabei durch die enge Zusammenarbeit mit dem renommierten Team von Acoustic Sounds. Unter der Supervision von Firmengründer Chad Kassem mastern dort erfahrene Toningenieure die Aufnahmen von den originalen Analog-Tonbändern neu, bevor sie bei Quality Record Pressings auf 180-Gramm-Vinyl gepresst werden. Die fertigen Scheiben werden dann in von Stoughton Printing Co. produzierte hochwertige Klapphüllen mit sogenannten Tip-On-Jackets gesteckt, die dem Album ein besonders edles Aussehen verleihen.
Ella Fitzgerald & Louis Armstrong – Ella And Louis
Im August 1956 glückten dem visionären Jazzimpresario und Produzenten Norman Granz innerhalb von 24 Stunden gleich zwei Geniestreiche. Zuerst gastierte er mit seiner “Jazz At The Philharmonic”-Entourage am 15. August in der prestigeträchtigen Hollywood Bowl. Das Konzert, bei dem u.a. Louis Armstrong and His Orchestra, Ella Fitzgerald und das Oscar Peterson Trio auftraten, sollte als die (zumindest bis dahin) bestbesuchte Veranstaltung in die Annalen des 1922 eröffneten Amphitheaters eingehen. Ein Fakt, der um so bemerkenswerter war, weil die Betreiber der Hollywood Bowl Granz noch elf Jahre zuvor, als er das erste Mal bei ihnen anklopfte, einen Korb gegeben hatten. Und zwar mit der Begründung, dass man in diesem Tempel der klassischen Musik niemals eine Veranstaltung mit dem Wort “Jazz” im Titel durchführen würde. Gegen Ende des Konzerts taten sich Ella und Louis für zwei Duette zusammen, die besonders frenetisch gefeiert wurden. Was niemand ahnte: die Duette waren im Prinzip eine Generalprobe für das, was am nächsten Tag auf dem Programm stand. Nämlich die Aufnahme des ersten gemeinsamen Albums der beiden Stars, die in den zehn Jahren davor unter der Leitung von Milt Gabler nur eine Reihe von Singles bei Decca vorgelegt hatten.
Und so ging Granz am Tag nach dem triumphalen Auftritt mit ihnen in die nahegelegenen Capitol Studios, um für sein Label Verve das Album “Ella And Louis” aufzunehmen, dem mit “Ella And Louis Again” und “Porgy And Bess” in den Jahren 1957 und 1959 noch zwei weitere absolute Klassiker folgen würden. Anders als beim Konzert des Vortags wurde das Duo diesmal nicht von Armstrongs Orchester begleitet, sondern vom Oscar Peterson Trio mit Herb Ellis und Ray Brown, das zudem eigens für diese Session durch den Schlagzeug-Virtuosen Buddy Rich zum Quartett erweitert worden war. Die Chemie zwischen allen Beteiligten war auf Anhieb so gut, dass ohne großartige Proben in einem Rutsch elf Songs eingespielt werden konnten. Das Repertoire bestand dabei größtenteils aus bekannten Jazzballaden, bei denen Ella und Louis als sehr gegensätzliches Gesangsduo glänzen konnte.
“Ich liebe die Art und Weise, wie Ella und Louis zusammenarbeiten”, schwärmte die isländische Pop-Queen Björk viele Jahre später über die Aufnahmen. “Sie waren in der Art, wie sie sangen, sehr gegensätzlich, aber sie funktionierten trotzdem perfekt zusammen und respektierten sich gegenseitig.” Am Mischpult hatte mit Val Valentin ein weiterer Meister seines Fachs gesessen, der dieses künstlerische Highlight auch aufnahmetechnisch brillant einfing. Das Album erschien noch im Herbst 1956 und schoss sofort auf den ersten Platz der Billboard-Jazz-Charts hoch. Auch bei den Kritikern kam es großartig an; Down Beat gab ihm damals die seltene Höchstwertung von fünf Sternen. Exakt 60 Jahre nach seiner Entstehung wurde “Ella And Louis” 2016 schließlich auch in die Grammy Hall of Fame aufgenommen.
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