JazzEcho-Plattenteller | News | Acoustic Sounds Serie - klangvolles Portrait einer irrwitzigen Stadt

Acoustic Sounds Serie – klangvolles Portrait einer irrwitzigen Stadt

Lange bevor Frank Sinatra New York besang, errichtete der Komponist und Arrangeur George Russell der Metropole mit dem Album “New York, N.Y.” ein schillerndes Denkmal.
JazzEcho-Plattenteller: George Russell "New York, N.Y." (Verve Acoustic Sounds Series)
JazzEcho-Plattenteller: George Russell "New York, N.Y." (Verve Acoustic Sounds Series)
09.02.2021
Diese LP und weitere Folgen aus der Acoustic Sounds-Serie finden Sie in unserem JazzEcho-Store.   
Für die Reihe “Acoustic Sounds Vinyl” ist das Beste gerade gut genug. Präsentiert werden in dieser Serie ausschließlich Bestseller aus den Katalogen von Verve, Impulse! und anderen klassischen Jazzlabels, die über viele Jahrzehnte hinweg nichts von ihrer ursprünglichen Faszinationskraft eingebüßt haben. Dass hier nicht nur musikalisch das Beste geboten wird, garantiert Verve Records dabei durch die enge Zusammenarbeit mit dem renommierten Team von Acoustic Sounds. Unter der Supervision von Firmengründer Chad Kassem mastern dort erfahrene Toningenieure die Aufnahmen von den originalen Analog-Tonbändern neu, bevor sie bei Quality Record Pressings auf 180-Gramm-Vinyl gepresst werden. Die fertigen Scheiben werden dann in von Stoughton Printing Co. produzierte hochwertige Klapphüllen mit sogenannten Tip-On-Jackets gesteckt, die dem Album ein besonders edles Aussehen verleihen.

George Russell – New York, N.Y.
Obwohl “New York, N.Y.” erst das zweite Album von George Russell (1923–2009) war, gilt es bis heute als eines seiner absoluten Meisterwerke. Als hervorragender Komponist, Arrangeur, Musiktheoretiker und Konzeptionalist prägte Russell über sechs Jahrzehnte hinweg den modernen Jazz auf vielfältigste Weise, ohne dass die meisten Jazzfans und -kritiker es so recht zur Kenntnis nahmen. Mit seinem Lydisch-Chromatischen Konzept der tonalen Gestaltung bereitete er 1953 den Boden für den modalen Jazz von Miles Davis (“Milestones”, “Kind Of Blue”) und John Coltrane (“Giant Steps”, “A Love Supreme”). Als gerade einmal 24-Jähriger hatte Russell 1947 für Dizzy Gillespie das zweiteilige Stück “Cubana Be, Cubana Bop” geschrieben, das sofort zu einem definierenden Klassiker des “Cubop” (d.h. des frühen afrokubanischen Jazz) wurde. Später gehörte er in New York zum Kreis der Jazzinnovatoren, die sich um Gil Evans scharten. Mitte der 1960er zog Russell dann nach Skandinavien, wo er junge, aufstrebende Musiker wie Jan Garbarek, Terje Rypdal, Jon Christensen, Arild Andersen und Lennart Åberg unter seine Fittiche nahm.
George Russell wurde – nicht ganz zu Unrecht – manchmal vorgeworfen, dass seine Werke für das breitere Jazzpublikum zu akademisch und ihrer Zeit zu weit voraus waren. Auf “New York, N.Y.” traf dies aber definitiv nicht zu. Das 1958/59 mit einem All-Star-Orchester für Decca eingespielte Album genügte musikalisch höchsten Ansprüchen, war zugleich aber auch ein ausgesprochen hippes Spaßprojekt. Solistische Glanzlichter setzen ihm u.a. John Coltrane, Bill Evans, Art Farmer, Phil Woods, Benny Golson, Bob Brookmeyer, Max Roach und Milt Hinton auf. Und mit den cleveren Spoken-Word-Beiträgen von Jon Hendricks traf das Album zudem den Nerv der Beat Generation. Russells  musikalisches New-York-Portrait, das genauso lebendig, modern und aufregend wie die Metropole selbst war, bestand aus drei fantastischen Eigenkompositionen (“Big City Blues”, “Manhattan-Rico” und “A Helluva Town”), einer Überarbeitung des Rodgers/Hart-Standards “Manhattan” und einem raffinierten “East Side Medley”.
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