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Harry Connick Jr. – Chanson Du Vieux Carré

31.01.2007
Für Menschen, die wie Harry Connick Jr. in New Orleans aufgewachsen sind, ist die sogenannte Crescent City nicht einfach nur eine Stadt, sondern gewissermaßen Ausdruck einer ganz bestimmten, unveränderlichen Geisteshaltung. Die Zuneigung, die er und die Mitglieder seiner Band für diese Wiege eines bedeutenden Teils der amerikanischen Musikkultur hegen, hat bislang all ihre Platteneinspielungen und Konzerte geprägt. Allerdings noch nie so sehr wie auf “Chanson Du Vieux Carré”, dem dritten Album in der Serie “Connick On Piano”, die Harry Connick Jr. auf dem Label Marsalis Music präsentiert.
Das Album erschien am selben Tag - am 30. Januar 2007 – wie Connicks neues Gesangsalbum “Oh My NOLA”, das ebenfalls eine Hommage an New Orleans ist (NOLA ist ein Akronym für New Orleans, Louisiana). Ein Teil der Einnahmen vom Verkauf beider Alben wird auf das Konto des New Orleans Habitat Musicians' Village gehen – dies ist ein Projekt, das von Connick und Marsalis-Music-Gründer Branford Marsalis ins Leben gerufen wurde, um im Upper Ninth Ward der Stadt preiswerten Wohnraum für Musiker und andere Familien zu schaffen, die 2005 ihr Hab und Gut durch den Wirbelsturm Katrina verloren haben.

“Chanson Du Vieux Carré” unterscheidet sich von der Flut der jüngsten New-Orleans-Tribute insofern, als das Album schon geraume Zeit vor der Katastrophe konzipiert und eingespielt wurde. “Ich habe im Verlauf von einigen Jahren, wenn ich auf Tournee war, ein paar eigene Songs über New Orleans geschrieben und auch einige traditionelle New-Orleans-Stücke bearbeitet, um an meinen Arrangierfähigkeiten herumzufeilen und der Band immer wieder neue Musik vorzusetzen”, erzählt Harry Connick Jr.

Im Mai 2003 versammelte er die Musiker seiner Bigband im legendären Studio A von Capitol in Los Angeles, um dort seine Hitalben “Harry For The Holidays” und “Only You” für Columbia Records einzuspielen. Und bei dieser Gelegenheit nahm er gleich auch noch das Material für seine instrumentale New-Orleans-Hommage auf. “Ich war schon immer der Meinung, daß es das Beste ist, ein Album aufzunehmen, wenn man gerade eine Tournee absolviert hat. Die Band ist dann hervorragend eingespielt und spielt die Sachen im Fluge vom Blatt – so wie es bei der Session für ‘Chanson Du Vieux Carré’ gelaufen ist. Die Band klang großartig”, meint er mit berechtigtem Stolz.

Das dabei entstandene Album war für die Reihe “Connick On Piano” vorgesehen, in der der vielseitig talentierte Connick zuvor allerdings erst noch zwei andere Alben herausbrachte, die sein Können als Pianist in einem intimeren Rahmen ins rechte Licht setzten. Auf “Other Hours” (2003) präsentierte er sich zunächst mit seinem Quartett, auf “Occasion” (2005) dann im Duett mit Branford Marsalis (im selben Jahr erschien unter dem Titel “A Duo Occasion” auch noch eine DVD mit einem Konzertmitschnitt der beiden). Nun wird in dieser Serie endlich auch das Album “Chanson Du Vieux Carré” herauskommen.

Nachdem die beiden ersten Alben und die DVD den Fokus auf den Pianisten und Komponisten Harry Connick Jr. gerichtet hatten, kann man auf “Chanson Du Vieux Carré” nun vor allem auch dessen Talente als Arrangeur bewundern. Einige der besten Beispiele für Connicks Arrangierfertigkeiten liefern etwa seine Version der “Bourbon Street Parade” (dieser Klassiker wurde übrigens 1949 von Paul Barbarin geschrieben, dem Onkel von Connicks Posaunisten Lucien Barbarin), das ein wenig an Duke Ellington erinnernde “Luscious” und das sehr dramatisch gestaltete Stück “Ash Wednesday”. Die beiden letzten Nummern stammen – ebenso wie das Titelstück “Chanson du Vieux Carré” – aus der Feder des Pianisten. Von Louis Armstrong, Sidney Bechet, Professor Longhair und Nick LaRocca, vier Säulenheiligen der Musikszene von New Orleans, wählte Connick “Someday You’ll Be Sorry”, “Petite Fleur”, “Mardi Gras In New Orleans” und “Fidgety Feet” zur Überarbeitung aus. Komplettiert wird das Programm schließlich durch Hoagy Carmichaels “New Orleans”, Lew Pollacks “That’s A Plenty”, William Tyers' “Panama” (ebenfalls ein vielgespielter New Orleans-Klassiker) und “I Still Get Jealous” von Jule Styne und Sammy Cahn.

Neben dem Leader Harry Connick Jr. glänzen in dieser formidablen Bigband natürlich auch noch einige andere Musiker von Format: insbesondere die Trompeter Leroy Jones, Roger Ingram und Mark Mullins, die Posaunisten Lucien Barbarin und Craig Klein sowie die Saxophonisten Ned Goold, Jimmy Greene, Dave Schumacher und Jerry Weldon. Bei den Sessions für “Chanson Du Vieux Carré” hatten sie reichlich Gelegenheit, ihre außerordentlichen solistischen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Leroy Jones und Lucien Barbarin präsentieren sich in den Songs “Bourbon Street Parade” und “Luscious” darüber hinaus auch noch als kompetente Vokalisten.

Auf “Chanson Du Vieux Carré” treten freilich nicht nur die Solisten ins Rampenlicht, sondern auch die gesamte Bigband als Klangkörper an und für sich. Das Großensemble ist eine Rarität, da es schon seit vielen Jahren (und mit nur wenigen Umbesetzungen) zusammenspielt und Harry Connick Jr. auf etlichen Tourneen rund um den Globus begleitet hat. Tatsächlich lebt in diesem Ensemble etwas vom Geist der legendären Jazzorchester der 30er und 40er Jahre fort. Das aus dem Bassisten Neal Caine und Schlagzeuger Arthur Latin II bestehende Rhythmusgespann fungiert als unermüdlich swingender Motor der Bigband und die Bläsersektionen spielen mit einer atemberaubenden Geschlossenheit. Die Bigband ist so hervorragend eingespielt, daß sie selbst für neuere Arrangements lediglich zwei Takes brauchte, um sie für das Album zu meistern.

Die gemeinsame Liebe für die aus New Orleans stammende Musik ist schließlich das stärkste Band, das die Mitglieder dieses Ensembles zusammenhält. Ganz gleich, ob es sich bei ihnen um gebürtige Söhne der Stadt (Connick, Barabarin, Jones, Klein und Mullins), vor längerer Zeit Zugewanderte (Goold und Weldon) oder erst kürzlich Hinzugezogene (Caine) handelt. “Chanson Du Vieux Carré” ist eine aus tiefstem Herzen kommende musikalische Liebeserklärung an New Orleans.