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Sing Me A Song: Jazzvokalistinnen auf Verve

02.03.2001
Zu den Künstlerinnen, die Alben bei Verve veröffentlicht haben und Jazzgeschichte schrieben, zählen neben Ella Fitzgerald u.a. Billie Holiday, Sarah Vaughan, Dinah Washington, Anita O’Day, Helen Merrill, Blossom Dearie, Nina Simone, Betty Carter, Carmen McRae, Abbey Lincoln und Shirley Horn. Horn, die in Kürze ihr neues Album, “You’re My Thrill” vorlegen wird, zählt wie Abbey Lincoln immer noch zum Kreis der Verve-Jazzsängerinnen, der in den letzten Jahren durch Dee Dee Bridgewater und jüngere Kolleginnen wie Diana Krall und Claudia Acuña erweitert wurde.
Ella Fitzgerald war ab 1949 eine regelmäßige Größe bei Norman Granz' historischen “Jazz At The Philharmonic”-Konzerttourneen gewesen. Zunächst konnte Granz zu seinem Leidwesen keine Platten mit ihr produzieren und mußte die Aufnahmen ihrer Auftritte im Rahmen der JATP-Serie in seinem Archiv zurückhalten, da Ella Fitzgerald langfristig an das Konkurrenz-Label Decca gebunden war. Dies änderte sich erst Anfang 1956, als Granz Ella durch einen cleveren Tauschhandel vorzeitig aus ihrem noch laufenden Vertrag herausholen konnte. Da Decca den umsatzträchtigen Film-Soundtrack zur “Benny Goodman Story” veröffentlichen wollte, bei dessen Einspielung aber auch Künstler wie Stan Getz, Gene Krupa und Teddy Wilson mitgewirkt hatten, die exklusiv bei Granz unter Vertrag standen, erhielt dieser im Gegenzug für die Freigabe seiner Musiker die langersehnten Aufnahmerechte für Ella Fitzgerald.
 
Mit der Verpflichtung Ella Fitzgeralds ging die Gründung eines neuen Labels einher: unter einem einheitlichen Signet faßte Granz nun seine drei Labels Clef, Norgran und Down Home zu Verve Records zusammen. Die erste wirkliche Produktion für Verve war zugleich ein Bestseller und veritabler Klassiker der zeitgenössischen amerikanischen Musik: “Ella Fitzgerald Sings The Cole Porter Song Book”.
 
Sieben weitere Songbook-Einspielungen von Ella Fitzgerald sollten folgen. Zwei davon – das Duke Ellington- und das Irving Berlin-Songbook – brachten der “First Lady Of Jazz” 1958 als erster weiblicher Jazz- und Popvokalistin Grammy-Ehren ein. Bis 1962 sollte Granz noch vier weitere, mit insgesamt sechs Grammies ausgezeichnete Alben der Sängerin produzieren: “Ella Swings Lightly” (1959), “Ella In Berlin” (1960), “Ella Sings The George And Ira Gershwin Song Book” (1960) und schließlich “Ella Swings Brightly With Nelson Riddle” (1962).
 
Anders als Ella Fitzgeralds legendäre Songbook-Einspielungen, die schon längst auf CD wiederveröffentlicht wurden, schlummerten die Aufnahmen von "Ella Fitzgerald Sings Broadway "fast 40 Jahre lang fast vergessen in den Verve-Archiven. Und diejenigen Ella-Fans, die dem raren Kleinod hinterherjagten, zahlten Liebhaberpreise für die Plattenpressungen. Erst jetzt kommen sie wieder ans Tageslicht! Das Repertoire des Albums stammt von erfolgreichen Songwritern wie Richard Rodgers und Oscar Hammerstein II (Songs aus den Musicals "South Pacific & “Me And Juliet), Richard Adler und Jerry Ross (”Damn Yankees" & “The Pajama Game”), Frank Loesser (“Guys And Dolls”) sowie Alan Jay Lerner und Frederic Loewe (“Brigadoon” & “My Fair Lady”), abgerundet durch zwei Bossa Novas von Tom Jobim und Hoagy Carmichael. Die Orchesterleitung und die Arrangements lagen in den bewährten Händen von Marty Paich, der mit Ella zuvor schon die Klassiker “Ella Swings Lightly” und “Whisper Not” eingespielt hatte.
 
Eine der anderen großen Jazz-Diven war Sarah Vaughan, die in den 50er und 60er Jahren einige ihrer besten Aufnahmen für Mercury Records machte, oft in Begleitung oder unter der Regie des genialen Quincy Jones. Ganz gleich, ob Sarah mit einer Bigband, einem Streichorchester oder einem kleinen Jazzensemble arbeitete, ob sie Bebop, Swingstandards, Balladen oder Popnummern sang, ihre beeindruckende Stimme kam stets hervorragend zur Geltung.
 
So auch auf dem jetzt wiederveröffentlichten Latin-Album “¡Viva! Vaughan”. 1964 war in den USA schlagartig das Bossa Nova-Fieber ausgebrochen. Stan Getz und Joao Gilberto belegten in den LP-Charts mit ihrem Album “Getz/Gilberto” den 2. Platz hinter den Beatles und ihre Single-Version des “Girl From Ipanema” rangierte in den Hitparaden zeitweise auf Platz 5. Die Folge war eine wahre Flut von Einspielungen, auf denen US-amerikanische Jazz- und Popkünstler Bossa Novas präsentierten oder manchmal auch nur das, was sie dafür hielten. Eine der ersten Jazzsängerinnen, die damals ein Album mit den neuen brasilianischen Klängen einsang, war die einzigartige Sarah Vaughan. Gemeinsam mit ihrem Produzenten Quincy Jones und einer von dem Ex-Count Basie-Mann Frank Foster geleiteten Band (samt Percussionisten und Streichern) realisierte sie “¡Viva! Vaughan”. Allerdings ist “¡Viva! Vaughan” kein lupenreines Bossa-Album, sondern eine brillante Mischung aus Bossa, Samba, anderen lateinamerikanischen Stilen und swingendem Jazz.
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