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Jakob Bro Trio – Live im New Yorker Jazz Standard

Auf dem Live-Album “Bay Of Rainbows” gestaltet der dänische Gitarrist Jakob Bro im Trio mit Thomas Morgan und Joey Baron einige seiner älteren Kompositionen neu.
Jakob Bro
Jakob BroJohn Rodgers / ECM Records
05.10.2018
In Bassist Thomas Morgan und Schlagzeuger Joey Baron fand der dänische Gitarrist Jakob Bro 2016 zwei gleichgesinnte amerikanische Musiker, mit denen er auf Anhieb eine gute Chemie entwickelte. Auf seinem ersten Album “Streams” schuf das Trio, wie DownBeat anmerkte, “magische Musik, die sich nicht kategorisieren oder fixieren lässt. Die Songs von ‘Streams’ lassen sich am besten als Juwelen beschreiben, die sich in der Luft drehen, Licht reflektieren und brechen.

Die Schönheit von ‘Streams’ liegt in seiner Unbestimmtheit, seinem Sinn für Überraschungen und Möglichkeiten.” Nun legt dieses Trio unter dem Titel “Bay Of Rainbows” ein atemberaubendes Live-Album nach. An zwei Abenden erkundete es im Jazz Standard in New York fünf Stücke aus dem Katalog des Gitarristen, darunter der hinreißende Publikumsfavorit “Copenhagen”, der von Bros 2015 erschienenen ersten ECM-Soloalbum “Gefion” stammt. Gerahmt wird dieses Programm von zwei Versionen der überaus melodischen Komposition “Mild”. Der abstrakte zweite Take, mit dem “Bay Of Rainbows” ausklingt, veranschaulicht dabei wunderbar, wie es Bro und seinen beiden Partner verstehen, ihrer Musik auf der Bühne und aus dem Moment heraus immer neue faszinierende Formen zu verleihen.
Bevor der heute 40-jährige Bro 2015 mit “Gefion” sein erstes Soloalbum bei ECM vorlegte (auf dem ihn Thomas Morgan und Jon Christensen begleiteten), hatte er für das Label schon Aufnahmen an der Seite von Paul Motian (“Garden Of Eden”, 2004) und Tomasz Stanko (“Dark Eyes”, 2009) eingespielt. Erst im März dieses Jahres veröffentlichte Bro bei ECM das Quartett-Album “Returnings” mit Palle Mikkelborg, Christensen und Morgan. In einer Besprechung pries DownBeat den Gitarristen dafür, dass er “Klanggemälde von großer Tiefe, Wärme und Schönheit” schuf. Mit denselben Worten kann man nun auch die Musik von “Bay Of Rainbows” beschreiben, wenngleich sie durch die Live-Atmosphäre noch zusätzlich spontane Dynamik gewinnt. Dank zahlreicher gemeinsamer Auftritte hat sich außerdem die musikalische Komplizenschaft zwischen Bro, Morgan und Baron noch enorm vertieft. “'Evening Song' ist ein älteres Stück, das ich schon x-mal gespielt habe”, sagt Bro. “Allein mit diesem Trio wohl hunderte Male, Nacht für Nacht, in immer anderen Städten, in den verschiedensten Spielstätten vor unterschiedlichen Zielgruppen. Das Stück entwickelt sich ständig und überrascht mich immer wieder aufs Neue.”

Ein Musterbeispiel dafür, wie Bro, Morgan und Baron einen Song von einer Nacht auf die andere verwandeln können, liefern auf “Bay Of Rainbows” die beiden unterschiedlichen Versionen von “Mild”. “Es mag für manche Leute seltsam klingen, aber wir drei sprechen vorab nie über die Musik, nicht einmal über Intros oder Outros, oder an welcher Stelle Soli gespielt werden sollten”, erklärt der Gitarrist. “Es passiert alles spontan auf der Bühne. Wir haben diesen gemeinsamen Wunsch, einander wirklich zuzuhören, die Musik atmen zu lassen, während wir schauen, wohin wir uns von einem auf den anderen Moment bewegen können. Manchmal fängt Thomas etwas an, auf das Joey reagiert – und wenn ich dann einsteige, muss ich die Art und Weise, wie ich den Song spiele, anpassen, um auf das zu reagieren, was sie tun. Manchmal kommen mir die Nächte wie eine einzige lange Improvisation vor.”#Der Titel “Bay Of Rainbows” ist eine Anspielung auf ein witziges Geschenk, das Bros kleine Tochter von seinem Schwager bekam: eine Urkunde für ein Grundstück namens Sinus Iridum (Bay Of Rainbows), das sich auf dem Mond befindet. “Es ist ein poetischer Name, den ich stimmungsvoll fand”, erklärt der Gitarrist. Eine Nummer des Albums, “Red Hook”, stammt noch aus der Zeit, als Bro in New York versuchte, die Grundlagen des Jazz zu lernen. “Es hieß ursprünglich ‘Red Hook Railroad’, weil ich damals in einer Wohnung an einer Eisenbahnlinie im Gebiet von Red Hook in Brooklyn lebte. Ich teilte mir das Apartment mit dem Bassisten Ben Street und zeitweise mit dem Saxophonisten Mark Turner. Das war eine sehr intensive Zeit für mich, da ich von diesen großartigen New Yorker Musikern so viel gelernt habe. All diese Jahre später ein Live-Album in der Stadt aufzunehmen, in der so viele von mir bewunderte Künstler leben und die eine so reiche Musikgeschichte hat, ist für mich etwas ganz Besonderes.”