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ECM Touchstones, Teil 2

22.10.2008
Touchstone (englisch für: Prüfstein): Ein kleiner Reibstein zur Feststellung des Reinheitsgrades von Edelmetallen. Ästhetische Papphüllen im originalen Design. Haptische Anmutung und herausragender Klang zum Download-Preis. Vierzig populäre Titel aus der fast vier Jahrzehnte umspannenden Geschichte von ECM laden Kenner ein, Lücken in ihren Sammlungen zu schließen und öffnen jungen Hörern erste Zugänge zu einem der großen Kataloge des Jazz. Wie die New York Times jüngst bemerkte, stellt er ein “Ideal gedankenvoller improvisierter Musik” dar. Die in dieser Reihe erscheinenden Titel spiegeln die Breite des künstlerischen Spektrums wieder. Prüf- und Meilensteine zuhauf: Neben den Label-Debüts von Tomasz Stanko, Enrico Rava, Kenny Wheeler und Dino Saluzzi sind wegweisende Aufnahmen von Keith Jarrett, Chick Corea, Paul Bley, Pat Metheny, John Abercrombie, Lester Bowie und anderen vertreten.
Die ersten zwanzig Touchstones-Alben haben wir bereits im September kurz vorgestellt, nun erscheinen weitere zwanzig.
 
John Abercrombie – Animato
John Abercrombies Gitarre wird umhüllt und getragen von den quasi-orchestralen Synthesizern des Komponisten Vince Mendoza – mitsamt akustischem Kommentar durch die Drums von Jon Christensen. Aufgenommen 1989.
 
Gateway – Gateway
Das erste Zusammentreffen des herausragenden Trios von John Abercrombie, Dave Holland und Jack DeJohnette (1975). DownBeat sprach in einer Fünf-Sterne-Kritik vom “wagemutigen und visionären Geist” der Aufnahme.
 
Art Ensemble Of Chicago – Full Force
Die großartige Formation aus Chicago bündelte ihre Energien 1980 in einem vielfältigen Programm. Neben einer Huldigung an Mingus und dem “Old Southside Street Dance” umfaßt es ein Spektrum von afrikanischen Anklängen über zeitgenössische Klassik bis hin zur freien Improvisation.
 
Bass Desires – Second Sight
Bei ihrem neuerlichen Zusammentreffen 1987 präsentiert sich Bass Desires schon als genuine Gruppe, in der alle Teilnehmer mit eigenem Material vertreten sind. Soul, Blues, Country, Pop und Jazz liefern Anregungen, wobei das Zusammenspiel nun noch subtiler ausfällt.
 
Lester Bowie – The Great Pretender
Der grandiose Trompeter Lester Bowie war ein Klangforscher mit Wurzeln im Rhythm’n'Blues, Blues und der Mardi-Gras-Musik von New Orleans. Seine erste ECM-Platte als Leader aus dem Jahr 1981 greift souverän auf all diese Elemente zurück.
 
Anouar Brahem – Conte De L’Incroyable Amour
Der tunesische Oud-Meister lädt zwei türkische Musiker in seine Klangwelt ein: den der Sufi-Tradition entstammenden Ney-Spieler Kudsi Erguner und den Klarinettisten Barbaros Erköse, dessen Wurzeln in der Musik der türkischen Roma liegen. Aufgenommen 1991.

Chick Corea – Children’s Songs
Chick Coreas epigrammatische Klavierstücke aus dem Jahr 1983, die schon mit Bartóks Mikrokosmos verglichen wurden, haben nichts von ihrem Reiz verloren.
 
Bill Frisell – Rambler
Dokument einer einzigartigen Session mit dem Gitarristen-Individualisten im Jahr 1984: Vorne liefert sich Frisell mit Kenny Wheeler einen Wettkampf, Tubist Bob Stewart und Baßgitarrist Jerome Harris kümmern sich derweil um die tiefen Töne. Und Paul Motians magisches Schlagzeug verbindet das Ensemble zur Einheit.
 
Jan Garbarek – I Took Up the Runes
Die erste Zusammenarbeit Manu Katchés mit der Jan Garbarek Group brachte einen der extrovertiertesten Momente des Norwegers hervor. Herzstück des Albums aus dem Jahr 1990 ist der fünfteilige “Molde Canticle”.
 
Egberto Gismonti & Naná Vasconcelos – Duas Vozes
Die vereinten Stimmen von Egberto Gismonti und Naná Vasconcelos brachten 1984 ganz neue Farben in die improvisierte Musik bei ECM. Vasconcelos' Perkussion beschwört Geräusche des Regenwalds herauf, während Gismontis Gitarre bei allem Raffinement nie ihre erdige Unmittelbarkeit einbüßt.
 
Jon Hassell – Power Spot
Die “Fourthworld”-Musik des amerikanischen Trompeters Jon Hassell setzte beim Minimalismus an, bei asiatischen und afrikanischen Traditionen aber auch bei der Elektronik, um neue – wegweisende – Traumlandschaften zu schaffen. Aufgenommen 1983/84.
 
Keith Jarrett, Gary Peacock & Jack DeJohnette – Bye Bye Blackbird
Als Miles Davis 1991 starb, begaben sich drei seiner einstigen Sidemen – Keith Jarrett, Gary Peacock und Jack DeJohnette – in die New Yorker Power Station, um zu seinem Andenken zu musizieren. Neben Stücken, die mit Miles' Namen verbunden sind, spielten sie die feierliche Improvisation “For Miles”.
 
Pat Metheny – New Chautauqua
Metheny 1978: allein, überwiegend akustisch, mit folkig getönten Kompositionen. Der Gitarrist sprach seinerzeit von “einem autobiographischen Album. Es hat viel mit dem Mittleren Westen Amerikas zu tun. Es ist sehr offen und weiträumig.”
 
Pat Metheny Group – First Circle
Methenys letzte Aufnahme bei ECM (1984) spiegelte ein wachsendes Interesse an südamerikanischen Rhythmen wider und führte den argentinischen Sänger und Perkussionisten Pedro Aznar in die Gruppe ein. Enthält das populäre “Yolanda, You Learn”.
 
Oregon – Ecotopia
Der indische Perkussionist Trilok Gurtu ersetzte den verstorbenen Collin Walcott – womit 1987 ein neues Kapitel für die Band Oregon aufgeschlagen wurde.
 
Enrico Rava – The Pilgrim And The Stars
ECM-Debüt des italienischen Trompeters aus dem Jahr 1975 an der Seite von John Abercrombie, Palle Danielsson und Jon Christensen. Enrico Ravas suggestive Kompositionen – darunter die inzwischen klassische Ballade “Blancasnow” – sorgen für starke Soli und beseeltes Zusammenspiel.
 
Terje Rypdal, Miroslav Vitous & Jack DeJohnette – Terje Rypdal, Miroslav Vitous & Jack DeJohnette
Das überbordend ideenreiche Spiel von Miroslav Vitous und Jack DeJohnette hob den norwegischen Gitarristen Terje Rypdal 1978 in ungekannte Höhen.
 
Dino Saluzzi – Kultrum
Das ECM-Debütalbum des argentinischen Bandoneónmeisters (1982) ist ein atemberaubender Alleingang. In einer imaginären Rückkehr in die Dörfer von Saluzzis Kindheit werden alte Lieder und andere traditionelle Idiome in das fließende Rubato des Tango hineingezogen.
 
Shankar – Song For Everyone

Über der atemlos treibenden Perkussion von Zakir Hussain und Trilok Gurtu entfaltet sich die Zwiesprache Shankars (Doppelvioline) mit Jan Garbarek: Mal werfen sie sich die kompetitiven Soli zu, mal kommen sie zum energiegeladenen Unisono zusammen. Eine unmittelbar ansprechende Ost-West-Begegnung aus dem Jahr 1984. 
 
Ralph Towner – Batik

Ein außergewöhnliches Studioprojekt (1978), das Ralph Towners akustische Gitarren mit dem leichtfüßig-elastischen Baß von Eddie Gomez und dem feingliedrigen Schlagzeug von Jack DeJohnette zusammenspannt.

Weitere Infos zur ECM Touchstones finden Sie hier:
http://www.jazzecho.de/aktuell/rezensionen/detail/article/70340