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ECM-Jahresrückblick 2025, Teil 2: Keith Jarrett and All That Other Jazz

Im zweiten Teil unseres ECM-Jahresrückblicks haben wir Kritikerstimmen zu Neuerscheinungen von unter anderem Dino Saluzzi, John Scofield & Dave Holland, Wolfgang Muthspiel, John Taylor, Steve Tibbetts und natürlich Keith Jarrett versammelt.
ECM-Jahresrückblick 2025 (Teil 2)
ECM-Jahresrückblick 2025 (Teil 2)
19.12.2025
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Dino Saluzzi, Jacob Young & José Saluzzi: Ein Geschenk des Himmels
Auch mit 90 Jahren lässt sich der Bandoneónist Dino Saluzzi noch auf musikalische Abenteuer ein. Sein neues Album “El Viejo Caminante”, auf dem er als Wandersmann zwischen den Stilen glänzt, hat er im Trio mit zwei Gitarristen eingespielt: seinem Sohn José María Saluzzi und dem Norweger Jacob Young. “Ein Bandoneón, von zwölf Gitarrensaiten umgarnt – das erweist sich als sehr organisches und unerschöpfliches Triokonzept”, befand Andreas Schäfler in der Jungen Welt. “Nach Herzenslust werden hier Tempi verschleppt und da wieder aufgeholt, werden Themen und Motive zerpflückt und in bestechenden Unisonopassagen frisch durchbuchstabiert. Saluzzis eigene Kompositionen bieten sogar eine kleine Werkschau: ‘Buenos Aires 1950’ blendet in seinen Karrierestart beim Symphonieorchester von Radio El Mundo zurück, ‘Tiempos de ausencias’ und ‘Y amo a su hermano’ gehören schon ewig zu seinem Repertoire, und den titelgebenden, solo eingespielten ‘Wandersmann’ darf man inzwischen als verschmitztes Selbstporträt verstehen. Zeitlos schön aber auch ‘Someday My Prince Will Come’ und ‘My One and Only Love’, die sich erst mittendrin und eher beiläufig als Jazz-Preziosen zu erkennen geben. […] So geht es dahin auf diesem Album, mit einem Klangfarbenreichtum sondergleichen und weit über eine Stunde lang. Falls es Geschenke des Himmels überhaupt gibt – ‘El Viejo Caminante’ könnte eins sein.
 
Keith Jarrett, Gary Peacock & Paul Motian: Musik, die für sich selbst spricht
Das Live-Album “At The Deer Head Inn” hat in der umfangreichen Diskografie Keith Jarretts (und im Herzen des Pianisten) seit jeher einen besonderen Platz eingenommen. Denn nicht nur der Ort, an dem es entstand, war speziell, sondern auch die Trio-Besetzung, mit der Jarrett exklusiv bei diesem einen Konzert autrat – und danach leider nie mehr wieder. Um so größer war die Freude, als zum 30-jährigen Jubiläum mit “The Old Country” ein zweiter Mitschnitt eben jenes Konzerts auf CD erschien. Nun sind beide Alben als “At The Deer Head Inn – The Complete Recordings” zum ersten Mal zusammen in einer limitierten Auflage auf Vinyl erschienen. Die beiden Doppel-LPs mit einer Gesamtlaufzeit von fast zweieinhalb Stunden sind in hochwertige Tip-On-Gatefold-Hüllen verpackt, die wiederum in einem Deluxe-Schuber stecken. “Die Chemie stimmte am 16. September 1992 im Deer Head Inn im Dörfchen Delaware Water Gap/Pennsylvania”, urteilte Werner Stiefele in Audio/Stereoplay. “Keith Jarrett (p), Gary Peacock (b) und Paul Motian als Vertretung von Jack DeJohnette, dem regulären Drummer seines Trios, improvisierten über 15 Jazzklassiker. Der Mitschnitt war als Erinnerungsstück gedacht, aber er gefiel Jarrett so gut, dass er 1994 die Hälfte der Titel freigab und 2024 den Rest folgen ließ, beides zunächst nur auf CD. Die limitierte LP-Ausgabe auf 140g Vinyl mit zwei Gatefolds im Schuber bringt das Repertoire nun in identischer Titelfolge. Großartig, wie sich die Musiker ergänzen, Ideen aufgreifen und beantworten. Die luftige, entspannte und doch intensive Atmosphäre macht die Session zum Highlight in Jarretts Œuvre. Auf ein Booklet hat ECM verzichtet. Macht nichts: Die Musik spricht für sich.
 
John Taylor, Marc Johnson & Joey Baron: Hoch ambitionierte, spontane Kammermusik
Als der Pianist John Taylor im Januar 2002 im CBSO Centre in Birmingham auftrat, befand er sich in ausgelassener Feierstimmung. Bei dem Konzert zu seinem 60. Geburtstag stellte er sein neues Trio mit dem Bassisten Marc Johnson und dem Schlagzeuger Joey Baron vor. Das ausgesprochen dynamische und schlagfertige Trio sollte nur drei Monate später in Oslo das von der Kritik hochgelobte Album “Rosslyn” für ECM aufnehmen. Zehn Jahre nach Taylors Tod hat ECM unter dem Titel “Tramonto” nun eine Aufzeichnung des Konzerts aus Birmingham herausgebracht. “Er weilt nicht mehr unter uns: Der britische Pianist John Taylor (1942–2015) war allerdings eine höchst individuelle Stimme des Jazzklaviers, die vermisst wird”, schrieb Ljubiša Tošić in ihrer Rezension für die Zeitung Der Standard. “Tramonto’ erinnert an den subtilen, gemäßigt modernen Improvisator. Die Aufnahme entstand 2002 live in Birmingham zusammen mit zwei Könnern – dem Bassisten Marc Johnson und Schlagzeuger Joey Baron. Taylor verstrickt sich in tiefsinnige Grübeleien, die aus ihrer poetischen Haltung heraus immer wieder in dynamisch-exzentrische Extrapolationen ausbrechen. Dabei vermittelt das Trio einen Gestaltungswillen, der weit über das Atmosphärische hinauswirkt. Das Klaviertrio ist eine traditionsreiche und von Vorbildern geprägte Jazzform. Taylor zeigte, dass er dieser raffinierten Dreifaltigkeit Substanz zu verleihen vermochte und die Interaktion der drei Musiker hoch ambitionierte, spontane Kammermusik hervorbrachte.
 
Wolfgang Muthspiel, Scott Colley & Brian Blade: Drei Meister des Understatement
Auch nach mehr als 20 Jahren des gemeinsamen Musizierens nicht in Routine zu verfallen, ist eine Kunst, die nicht jeder beherrscht. Anschauungs- und Anhörungsunterricht kann man jedoch bei dem österreichischen Gitarristen Wolfgang Muthspiel und seinen beiden amerikanischen Kompagnons Scott Colley (Bass) und Brian Blade (Schlagzeug) nehmen. Denn mit “Tokyo” hat das Trio in diesem Jahr bereits seinen dritten und bisher abenteuerlichsten Geniestreich vorgelegt. “Wolfgang Muthspiel pflegt das Unterstatement”, heißt es in Ralf Dombrowskis Rezension des Albums in Jazzthing. “Er spielt, als würde ihm die Musik leicht und selbstverständlich zufliegen. Dabei stecken in seinen Kompositionen Universen der Jazzgitarrengeschichte, von der Leichtigkeit des verfeinerten Fusionssounds der 1970er bis hin zu Kammerklassischem, alteriert Abstraktem und einer Ahnung von Brasilien. ‘Tokyo’ ist das dritte Studioalbum mit Bassist Scott Colley und Schlagzeuger Brian Blade, beide auch Metamusiker mit der Fähigkeit, kreativ und kommentierend gleichzeitig zu spielen. So können Stücke entstehen, die im gemeinsamen Flow immenser Erfahrung umfassend erzählen. Egal ob Jazzgitarre oder akustisches Instrument, Muthspiel wirkt präsent, eloquent, manchmal, wie in ‘Roll’, sogar überschwänglich. ‘Tokyo’ ist damit ein Beispiel für aktuelle Jazzgitarrenkunst, im Detail wie im Ganzen faszinierend perfekt.”
 
Sokratis Sinopoulos & Yann Keerim: Klangwelten, die leben und atmen
Für ihr erstes Duoalbum “Topos” haben der griechische Lyraspieler Sokratis Sinopoulos und der Pianist Yann Keerim Béla Bartóks bekannte “Rumänische Tänze” fantasievoll überarbeitet und mit kongenialen eigenen Kompositionen kombiniert. Das Album ist eine Fundgrube höchst inspirierter musikalischer Dialoge. “Was Sokratis Sinopoulos und Yann Keerim auf ‘Topos’ präsentieren, lässt sich kaum in gängige Kategorien fassen”, befand Jacek Brun im Online-Magazin Jazz Fun. “Es ist weder reine Klassik, noch Jazz, noch Weltmusik – vielmehr eine Form zeitgenössischer, moderner Musik, die aus all diesen Quellen schöpft und daraus etwas Eigenständiges formt. Diese Klangwelten leben und atmen. Mit größter Sorgfalt komponiert und ausgeführt, entfalten sie eine stille, aber tiefgehende Schönheit. Jeder Ton hat hier Bedeutung, jede Pause ist bewusst gesetzt. Die Musik wirkt wie eine lebendige Skulptur aus Klang, die sich ständig verändert, während sie sich zugleich treu bleibt. Die Begegnung der beiden Musiker ist ein Glücksfall: Sinopoulos mit seiner expressiven Lyra und Keerim mit seinem fein nuancierten, manchmal impressionistisch anmutenden Klavierspiel erschaffen eine Musik, die zugleich archaisch und modern, emotional und strukturell durchdacht ist.
 
Steve Tibbetts: Akustische Metamorphosen
Musik ist eine Sprache der Dämmerung, des Zwielichts”, erläutert der Gitarrist Steve Tibbetts seine Musikphilosophie. “Unsere Aufgabe als Musiker ist es, einige Schatten in Klänge zu übersetzen.” Auf seinem neuen Album “Close” hat Tibbetts seine rastlose Suche nach außergewöhnlichen Klängen im Schattenbereich mit dem Perkussionisten Marc Anderson und dem Schlagzeuger JT Bates fortgesetzt. “Diese Schatten sind von ganz unterschiedlicher Tönung”, meinte Jörg Konrad im Magazin Kultkomplott. “Mit verzerrter E- oder akustischer Gitarre improvisiert er auch auf ‘Close’ in langen, manchmal auch schneidend scharfen, fast immer in Trance versetzenden Chorälen. Auch wenn der erste Eindruck etwas anderes vermitteln mag – in den akustischen Botschaften dieses Magiers wiederholt sich nichts. Er erweitert zarte Linien zu mächtigen Stämmen, er bricht Figuren auf, er vermittelt phonetische Landschaften, meist in einfühlender Ästhetik. Die Zeit scheint auch auf ‘Close’ keine, oder zumindest nur eine untergeordnete Rolle zu spielen. Viel wichtiger ist das stete Anfluten der Musik, ihr liquider Charakter. Vieles kommt einem beschwörenden Ritual nahe, wobei es immer um den Weg, um das sanfte Pulsieren geht, um die schonende Veränderung, anstatt dem anvisieren eines direkten Zieles. Melodien, geschweige eine Virtuosität, wie auch immer, sind in diesen akustischen Metamorphosen kaum auszumachen. Dafür ist ‘Close’ zu organisch entrückt, zu abstrakt – einfach schön.
 
John Scofield & Dave Holland: Meisterhafte Quadratur des Kreises
Manchmal treffen Musiker auf einem Album in einer Konstellation aufeinander, bei der man sich unwillkürlich fragt, warum dies nicht schon wesentlich früher geschehen ist. Das Duo des Gitarristen John Scofield und des Bassisten Dave Holland, zwei Meistern des zeitgenössischen Jazz, fällt ganz sicher in diese Kategorie. Im Laufe der zurückliegenden drei Jahrzehnte haben Scofield und Holland schon in den unterschiedlichsten Kontexten zusammengespielt, sind aber nie als Duo in Erscheinung getreten. Auf dem traunhaften Album “Memories of Home” haben sie dies nun zur Freude aller Musikfans endlich getan. “Die beiden Saitenkünstler sind ‘a couple made in heaven’”, meinte Peter Rüedi in der Weltwoche, “gerade deshalb, weil sie ganz selbstverständlich zwischen sich nicht nur die gemeinsamen Nenner, sondern auch Spannung hochhalten. Holland ist ein Bassist, der sein warmes, volltönendes und weit schwingendes Vorbild Ray Brown nie verleugnet, während Scofield auf eine eher trockene Intonation achtet. Jedenfalls beherrschen beide die hohe Schule der Intimität. Von Scofields Eröffnungszug mit ‘Icons at the Fair’, einer Variante von Herbie Hancocks Arrangement von Simon & Garfunkels Hit ‘Scarborough Fair’, über mal bluesige, mal balladeske Originals der beiden bis zum Schluss mit ‘Memories of Home’ achten beide gleichzeitig auf Finesse und Hochspannung. Meisterhaft, diese Quadratur des Kreises.”
 
Thomas Strønen & Time Is A Blind Guide: Fein modellierter und leise radikaler Kammerjazz
Seit der Gründung des Ensembles Time Is A Blind Guide (TIABG) vor rund zehn Jahren hat der norwegische Schlagzeuger und Komponist Thomas Strønen immer wieder an der Besetzung gefeilt und die Klangpalette um neue Elemente erweitert. Mit ihrem dritten Album “Off Stillness” ist der Band nun ihre stilistisch breitgefächertste und überzeugendste Aufnahme gelungen. “Thomas Strønens Time Is A Blind Guide (TIABG) hatte schon immer auf ruhige Weise etwas Magisches an sich”, schrieb Mike Gates in UK Vibe. “Es ist eine Gruppe, die wie ein einziger Organismus zu atmen scheint und mit seltener Geduld und Gelassenheit Kammerjazz-Atmosphären verströmt. ‘Off Stillness’, das dritte ECM-Album des Ensembles, fühlt sich wie das bisher sicherste Statement an – ein Album, das auf ‘Lucus’ und dem titellosen Debüt der Band aufbaut und ihre akustische Alchemie auf noch feinere Art und Weise austariert. Die personelle Veränderung – Leo Svensson Sander ersetzt Lucy Railton am Cello – erweist sich als genial. Sein Ton fügt sich nahtlos in die durchscheinenden Texturen von TIABG ein und verleiht dem Ensemble einen leichten Folk-Einschlag, der dessen emotionaler Palette noch mehr Tiefe gibt. […] ECMs klangliche Signatur, geschärft durch die makellose Akustik des Rainbow Studios und Manfred Eichers intuitive Produktionsentscheidungen, fängt jede Nuance ein: das sanfte Raspeln der Bogenhaare, die Luft hinter einer einzelnen Pianonote. Am Ende von ‘In Awe of Stillness’ – halb texturale Meditation, halb Turbulenz – scheint die Entwicklung des Ensembles abgeschlossen. ‘Off Stillness” ist ein weiterer Triumph: suchend, fein modelliert und leise radikal. Ein herausragendes Werk in Strønens bereits ausgezeichnetem ECM-Katalog.
 
Keith Jarrett: Ein Klassiker für die Ewigkeit
Am 24. Januar 1975 gab der Pianist Keith Jarrett ein denkwürdiges Solokonzert in der Kölner Oper, das am 30. November desselben Jahres unter dem Titel “The Köln Concert” bei ECM veröffentlicht wurde und Geschichte schrieb. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums wurde dieser einzigartige Klassiker in einer luxuriösen “50th Anniversary Edition” als Doppel-LP mit Tip-On-Gatefold-Cover und neuen Liner Notes in Deutsch und Englisch neu aufgelegt. “Fünfzig Jahre nach seiner Veröffentlichung gilt ‘The Köln Concert als das meistverkaufte Solo-Klavieralbum aller Genres”, bemerkte Nick Lea in JazzViews. “Und doch legt die Geschichte, wie das Konzert und die Aufnahme entstanden sind, den Schluss nahe, dass es vielleicht nie hätte aufgenommen, geschweige denn veröffentlicht werden dürfen. Bei ECM gibt es sicherlich bessere Live-Aufnahmen von Jarrett, aber bei komplett improvisierter Musik lässt sich darüber natürlich immer trefflich streiten. Diese Aufnahme hat allerdings einen besonderen Moment eingefangen, in dem ein Musiker mit ungünstigen Umständen konfrontiert ist, aber trotzdem spielen muss und das auf höchstem Niveau tut. […] Der Erfolg des Albums muss sowohl Jarrett als auch Manfred Eicher überrascht und erfreut haben. Bis heute fesselt es die Fantasie und die Ohren des Publikums weit über die engen Grenzen des Genres hinaus und entführt es in den Bereich dieser schlichtweg zeitlosen Musik. Das von ECM wunderschön verpackte 2LP-Set mit neuen Fotos und Liner Notes ist eine angemessene Würdigung des 50-jährigen Jubiläums dieses wunderbaren Konzerts.”
 

Vinyl-Veröffentlichungen in der “Luminessence”-Reihe:


Seit April 2023 bringt ECM Records in seiner “Luminessence”-Reihe audiophile Wiederveröffentlichungen von Klassikern aus seinem Katalog heraus, die seit langem nicht mehr auf Vinyl nicht erhältlich waren. Teilweise erscheinen in der Reihe aber auch neuere Alben, die es nie zuvor auf Vinyl gab – wie im Fall von “Changing Place”, dem ECM-Debüt des Tord Gustavsen Trios. In diesem Jahr wurde die “Luminessence”-Reihe um sieben neue Titel erweitert. Zwei davon – Chick Coreas Piano “Improvisations Vol. 1” und Bennie Maupins “The Jewel in the Lotus” – wurden wiederum parallel in der “Touchstone”-Reihe von ECM zum ersten Mal auf CD veröffentlicht.
Rainer Brüninghaus, Kenny Wheeler, Jon Christensen & Brynjar Hoff – Freigeweht
Mit Kenny Wheeler am Flügelhorn und Jon Christensen am Schlagzeug standen ihm zwei Musiker zur Seite, die zu diesem Zeitpunkt bereits an vielen wichtigen Aufnahmen des Labels beteiligt waren. ECM-Mastermind Manfred Eicher hatte die Idee und die entscheidende Vorstellungskraft, mit dieser Begleitung ein Album von bleibender Bedeutung zu erschaffen. Brynjar Hoff an Oboe und Englishhorn ergänzt die genannten Musiker mit selten gehörten Klängen. Rainer Brüninghaus baut auf seinen sechs Kompositionen mit Piano und Synthesizer ein schwebendes Konstrukt, das mit seinem Minimalismus und sich wiederholenden Stukturen breiten Raum lässt, der von den beiden Bläsern höchst kreativ genutzt wird. Zutiefst beeindruckend ist auch die differenzierte Schlagzeugarbeit von Jon Christensen, die stets erkennen lässt, dass er nicht nur ‘Haus-Drummer’ von ECM war, sondern auch zu den wichtigsten Vertretern an diesem Instrument zählt. Alle Stücke sind von einer Intensität geprägt, die sich stets mit großer Leichtigkeit verbindet.” (Ralf Henke, LP-Magazin)
 
Paul Bley – Open, To Love
Bis heute hat ‘Open, To Love’ nichts von seiner Magie verloren. Wir hören über sieben Stücke lang einen nachdenklichen Bley, der Songs seiner Lieblingskomponistinnen Carla Bley (‘Closer’, ‘Ida Lupino’ und ‘Seven’) und Annette Peacock (‘Open To Love’ und ‘Nothing Ever Was, Anyway’) – sowie zwei eigene Kompositionen vorträgt. Sein Spiel ist von hoher Aufmerksamkeit und Raffinesse geprägt, gleichzeitig so feinfühlig und offenherzig, dass sie ganz unmittelbar wirkt. Besonders das Stück ‘Ida Lupino’ von Carla Bley ist eine der schönsten und lyrischsten Darbietungen, die man je auf einem Jazz-Klavier gehört hat. Die Eigenkompositionen ‘Harlem’ und ‘Started’ sind freie Improvisationen der klassischen Jazz-Standards ‘I Remember Harlem’ und ‘I Can’t Get Started’. Er fragmentiert und skelettiert diese Songs und verwandelt sie in surreale, fast traumhafte Klangwelten, die weit über den traditionellen Jazz hinausgehen und Stille sowie subtile Dissonanz in den Mittelpunkt rückt.” (Sebastian Meißner, Sounds and Books)
 
Chick Corea – Piano Improvisations Vol. 1
Technisch war der an Klassikern, Romantikern und Impressionisten geschulte Pianist über jeden Zweifel erhaben […] Fünf einzelne, laut Corea spontan entstandene Stücke finden sich auf der A-Seite, die Suite ‘Where Are You Now’ auf der B-Seite. Stilistisch gespannt zwischen sehr intimen, versunkenen Momenten, ab und an zündendem Latin-Feuer und – wenigen – atonalen Ausbrüchen. Das lässt sich wie auch Jarretts ‘Facing You’ und Bleys ‘Open, To Love’ stressfrei hören, der Vergleich der Individualstile fordert indes konzentriertes Zuhören, das aber definitiv lohnt. […] Das von Manfred Eicher produzierte Werk ist wie sein in den gleichen Sessions aufgenommener Nachfolger ‘Piano Improvisations Vol. 2’ längst ein Klassiker.” (Lothar Brandt, MINT)
 
Bennie Maupin – The Jewel in the Lotus
Es ist ein zu Unrecht vergessener Klassiker, bei dem Maupin neben Hancock am Piano auch von Headunters-Kollegen begleitet wird. Das Album streckt seine Fühler Richtung Osten aus und bewegt sich im Niemandsland zwischen Spiritual Jazz, Impressionismus und Avantgarde. Nur sind die avantgardistischen Anwandlungen eher modal als brachial. Das freie ‘Excursion’ ist die Ausnahme von der Regel. Ansonsten herrschen luftige Arrangements und ein Ambiente, das zwischen stark perkussiv und introspektiv wechselt. Wie alle LPs der ‘Luminessence’-Serie genügt auch ‘The Jewel in the Lotus’ höchsten Ansprüchen.” (Albert Koch, MINT)
 
Tord Gustavsen Trio – Changing Places
Lässt man die Musik auf sich wirken, stellt man sich unweigerlich die Frage, wofür man Tord Gustavsen mehr bewundern soll? Für seine lyrischen Kompositionen voll ansprechender, dabei zeitloser Frische, deren Melodien sich sofort einprägen, oder für sein glasklares, hochgradig akzentuiertes Spiel, das raffiniert nordische Folk-Elemente und Jazz-Kammermusik miteinander verbindet. […] Das mit dem wunderbaren Solo ‘Song of Yearning’ ausklingende Album wurde folgerichtig von vielen Kritikern zu den besten Aufnahmen des Jahres 2003 gezählt. Zum Klang ist zu sagen, dass mir kaum eine Aufnahme bekannt ist, auf der das Piano dermaßen klar und dynamisch eingefangen wurde.” (Ralf Henke, LP-Magazin)
 
Jan Garbarek, Anouar Brahem & Shaukat Hussain – Madar
Hier verschmelzen kulturelle Welten auf eine faszinierende Weise. Die Musik wirkt auf den ersten Blick wie eine spontane Improvisation, doch gleichzeitig wird spürbar, wie mühelos sich die Klänge der Instrumente miteinander verweben. Man verliert sich staunend in diesem musikalischen Zauber, der gleichermaßen durch sanft fließende Melodien wie durch intensive, kraftvolle Momente besticht. Das Trio Jan Garbarek, Anouar Brahem und Shaukat Hussain bleibt mit ihren jeweiligen musikalischen Traditionen verbunden, erschafft jedoch eine außergewöhnliche Synthese, bei der die Klangwelten Norwegens, Asiens und des Nahen Ostens miteinander verschmelzen – ein unvergleichliches Erlebnis. Produzent Manfred Eicher hat im Rainbow Studio die künstlerischen Voraussetzungen für dieses Meisterwerk geschaffen, während Toningenieur Jan Eric Konghaug den Klang in Perfektion eingefangen hat. Atemberaubende Soundlandschaften entstehen damit in unserem heimischen Hörzimmer – ein berauschendes Erlebnis!” (Manfred Krug, vinyl-fan.de)
 
Zakir Hussain – Making Music
Die Musik dieser LP hat Menschen berührt, die zuvor keinen Zugang zum künstlerischen Universum von ECM Records gefunden hatten. Diese genreübergreifende Schallplatte zählt noch immer zu den absoluten Höhepunkten im umfangreichen Katalog des renommierten Münchner Plattenlabels. Die Originalpressung aus dem Jahr 1987 ist längst vergriffen – umso größer ist die Freude, dass wir diese exzellent klingende Wiederauflage nun im Rahmen der ‘Luminessence’-Serie erneut erleben dürfen. [..] Schon nach den ersten Tönen der acht Stücke wird man unwiderstehlich von der Magie dieser Musik ergriffen. Es ist die außergewöhnliche Harmonie dieser vier Ausnahmekünstler, die diese Kompositionen zum Leben erweckt haben. Der Zauber liegt ebenso in der mühelosen Fusion europäischer und indischer Musik, die sich jeder starren musikalischen Konvention entzieht und doch so natürlich klingt. Jan Garbareks betörendes Saxofonspiel, John McLaughlins hinreißend schöne Akustikgitarre, die verführerische Flöte von Hariprasad Chaurasia und die meisterhaften Tabla-Klänge von Zakir Hussain erschaffen eine künstlerische Welt, die ihresgleichen sucht. Die Neuauflage dieser LP überzeugt auf ganzer Linie. Sie ist exzellent gepresst, das Vinyl ruht in einer gefütterten Innenhülle und wird von einem hochwertigen Tip-on-Klappcover umhüllt. Die Gestaltung des Covers wurde leicht überarbeitet und enthält nun auch Porträts der Musiker, die das Gesamtbild abrunden.” (Manfred Krug, vinyl-fan.de)
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