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De-Phazz – Natural Fake

De-Phazz
De-Phazz© Universal Music
04.03.2005
Das fünfte Album von De-Phazz schlägt einige neue Töne an. Es ist zugleich kerniger und zupackender, dabei immer noch verspielt und unberechenbar. Eine Art “ungebügelter Eleganz” schlängelt sich quer durch das gesamte musikalische Geschehen – das Designerhemd ist durchgeschwitzt, die Couch ist staubig. “Un ange passé”, die vormals so geliebte Lounge-Fee verschwindet barfuß tänzelnd über den Asphalt.... Rhythmen sind robuster geworden, Gitarren und rostige Blues-Harps drängen sich unverschämt in den Vordergrund, einfühlsame Chöre geben Fülle. Kompakte Songs prägen das Album. Doch in den Texten entfaltet sich das De-Phazz-typische Vexierspiel mit Ironie und zärtlichem Zynismus.
Und so provoziert “Natural Fake” unvorhersehbare Begegnungen bei zwielichter Beleuchtung: Körperkontakt, Reibung; ein steigender Energiepegel – kritische Masse darf sich entfalten. Kleine Irritationen werden dabei billigend in Kauf genommen. Im Vergleich zu früheren Alben ist die Farbdramaturgie noch risikofreudiger geworden. Schlammiger Delta-Funk, gegen den Strich gebürstete Garagenchansons, mit lässigem Schwung hingeworfene Klangstudien – die neuen Songs illustrieren den kurvenreichen Weg der Band in den vergangenen zwei Jahren. Die weltweite Bühnenarbeit hat deutliche Spuren hinterlassen.

“Natural Fake” ist ein kontrastreicher Zyklus aus achtzehn neuen De-Phazz-Klangbildern. Auf einer erdfarbenen, warmen Grundierung setzen rote und grellgelbe Tupfer subversive Akzente. Stilistische Brüche werden mit Haarspray fixiert und selbstbewußt zur Geltung gebracht.

Pat Appleton vergnügt sich mit fraktaler Computerkunst der 80er (“Astrud Astronette”), malt in zarten Pastelltönen eine naive Landschaft bei Biarritz (“Excursion En Mer”) und beherrscht selbst die gepflegte Karikatur (“Garbo Goodbye”). Einflüsse aus ihrer harten Schule als politisch engagierte Plakatmalerin sind nicht zu verleugnen (“Car Eats Town”).

Karl Frierson portraitiert die “alte Dame Swing” von ihrer ungeschminkten, erfrischend ordinären Seite (“Stumble”), skizziert seine Wurzeln in Kohle und Wachs authentisch auf Sandpapier (“Rise & Shine”,"Backstreets Of My Mind") oder schwelgt auch mal in opulenten Blautönen (“Message To The Cool”).

Barbara Lahr übt sich in der subtilen Kunst der Hinterglasmalerei (“Eternity Is…”). Großzügige Farbflächen sind klar gegeneinander abgegrenzt, erzeugen Nähe durch Distanz. Malen im Schnee unter den wärmenden Strahlen der Ironie (“Multicoloured Destiny”).

Otto Engelhardt entfaltet mit seinem Posaunenspiel die mystische Qualität einer japanischen Tuschezeichnung (“Un ange passé”). Seine Leidenschaft gilt außerdem der frankophonen Kalligraphie sowie dem Flirt mit virtuellen Walen (“Excursion En Mer”). Mit perspektivischen Zeichnungen stiftet er anmutige Verwirrung (“Garbo Goodbye”, “Car Eats Town”).

Pit Baumgartner arbeitet vorzugsweise mit ungewaschenen Pinseln. Frische, teils schrille Kleckse auf “alten Meistern” (“Waste Of Words”, “Dépression Royale”, “Who The Pop Cares?”). Aber auch das akribische “Fälschen” ist seine Spezialität. Täuschend echt krakelt er sich durch die Musikgeschichte: Original-Kopien im “Kujau’schen Stil” (“Close To Jazz”, “Make Heaven My Home”).