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Maximum an Verve und Chuzpe – Das ECM-Debüt “Rruga” vom Colin Vallon Trio

Mit “Rruga” gelang dem Trio des Schweizer Pianisten Colin Vallon ein bestechendes ECM-Debütalbum
Samuel Rohrer, Colin Vallon, Patrice Moret © Nadia F. Romanini / ECM
Samuel Rohrer, Colin Vallon, Patrice Moret © Nadia F. Romanini / ECM© Nadia F. Romanini / ECM
26.01.2011
Die Schweizer Jazzszene führt immer noch ein Randdasein. Die Gründe dafür sind allerdings unerfindlich. Denn seit Jahrzehnten bringt das kleine Land, das sich gleich vier offizielle Amtssprachen leistet, exzellente Musiker hervor, die sich durch Spielwitz und Originalität auszeichnen. Manfred Eicher vom im nicht allzu fernen München beheimateten Label ECM hatte für Schweizer Musikern schon früh ein offenes Ohr: bereits in den 1970er Jahren brachte er Alben von der progressiven Jazz-Rock-Band OM und George Gruntz heraus. Heute zählen zur Schweizer ECM-Garde außerdem der Schlagzeuger Pierre Favre, die Sängerin Susanne Abbuehl, Pianistin Sylvie Courvoisier, Nik Bärtsch mit seiner innovativen Gruppe Ronin.... und nun auch das Colin Vallon Trio. Die Formation, bei der das Spiel im Kollektiv groß geschrieben wird, besteht seit über zehn Jahren und nahm bisher zwei Alben auf. Unter dem Titel “Rruga” legt der aus Lausanne stammende 29-jährige Pianist mit Bassist Patrice Moret und Schlagzeuger Samuel Rohrer jetzt sein ECM-Debüt vor.

“Wo die meisten anderen Jazzpianisten bereits am Ende ihres Lateins angekommen sind, da fängt Colin Vallon erst richtig an”, lobt der Schweizer Jazzkritiker Tom Gsteiger. “In atemberaubender Manier und mit einem Maximum an Verve und Chuzpe bringt er Formbewusstsein und Experimentierfreude unter einen Hut – er jongliert nicht nur mit Melodien und Harmonien, sondern integriert auch eine Vielzahl präparierter Klänge in sein Spiel.”
 
Der Titel des neuen Albums kommt aus dem Albanischen und bedeutet “Pfad” oder “Weg”. Musikalisch führt dieser teilweise in die Region des Balkan oder Kaukasus. Wesentlich wichtiger ist dem jungen Trio, das in geradezu schlafwandlerischer Manier miteinander zu kommunizieren versteht, aber das stets geschlossene Ensemblespiel. Solistischer Eskapismus steht beim Colin Vallon Trio nicht auf dem Programm.

“Das Zusammenspiel erinnert an jenes des legendären Bill Evans Trios [mit Scott LaFaro und Paul Motian], ist aber moderner”, meint Gsteiger. “Das Trio spielt eigene Songs, integriert einige musikalische Elemente vom Balkan (Vallons Großmutter stammt aus Osteuropa), interpretiert zeitgenössische Popsongs und greift auch auf alte Gospellieder zurück.”

Das Entwickeln einer gemeinsamen musikalischen Sprache hat für die Musiker des Trios aber Priorität. Zu Gute kommt ihnen dabei nicht zuletzt die Erfahrung, die sie im Zusammenspiel mit anderen Künstlern sammelten. Schlagzeuger Samuel Rohrer begleitete u.a. schon den Free-Jazz-Titanen Charles Gayle und die singende Poetin Susanne Abbuehl, leitet seine eigene Band Tree (mit Claudio Puntin und Peter Herbert) und ist Mitglied des Wolfert Brederode Quartet (das in Kürze ein neues ECM-Album vorlegen wird). Bassist Patrice Moret spielte u.a. mit Uri Caine, Ellery Eskelin und Matthieu Michel. Colin Vallon wiederum gewann als Pianosolist zahlreiche Preise und traf bei Projekten auf hochkarätige Musiker wie Kenny Wheeler, Tom Harrell und Kurt Rosenwinkel. Mit ihrem bestechenden ECM-Debüt “Rruga” setzen die drei nun dazu an, als Trio die internationale Jazzwelt zu erobern.