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Chris Dave – ein Drummer in eigener Mission

Endlich veröffentlicht der von Insidern verehrte Studio-Schlagzeuger sein Debütalbum.
Chris Dave
Chris DaveDante Marshall
26.01.2018
Was haben Phil Collins, Dave Grohl, Ringo Starr, Levon Helm und Chris Dave gemeinsam? Sie alle sind Schlagzeuger, die Bandleader wurden. Was noch? Auf ihren Alben spielen viele fantastische Musiker mit. Warum? Jeder Musiker braucht irgendwann mal einen Schlagzeuger, ergo kennen Schlagzeuger meistens mehr andere Musiker als, sagen wir Blechbläser. Chris Daves “Band”, The Drumhedz, besteht aus fünfzig Personen.
Dagegen kennen nicht viele Musikhörer die Namen von Schlagzeugern. Wer weiß schon, wie der Drummer auf Adeles Jahrhundertalbum “21” heißt? Nur die Fans haben da den Allerweltsnamen Chris Dave im Kopf. Seine Gabe, Beats zu schaffen, die einem nicht mehr aus dem Ohr gehen, verwirkliche er auf ungewöhnlichen Drumkits und sein eigenwilliger, einmaliger  Sound verschmelze perfekt mit unterschiedlichsten Ensembles, beschrieb ihn das Magazin Rolling Stone und wählte ihn zu den “100 besten Drummern aller Zeiten”. Typen wie ihn nennt man Session-Player oder Tour-Soldaten, Tastemaker und Timekeeper. Ohne seinesgleichen würde im Musikbusiness gar nichts laufen. Von populistischen Platten mit Justin Bieber, Lady Gaga, Keith Urban und Ed Sheeran, zu Jazz-Grooves mit Kenny Garrett und Robert Glasper habe Dave die Art verändert, wie wir heute über das Drumset denken, urteilte 2017 das Fachblatt Modern Drummer.
Früher waren es Booker T & the MGs und die Funk Brothers, die Wrecking Crew, J.B.s, MFSB, das Salsoul Orchestra neben einigen anderen, also die Hausbands berühmter Plattenlabels und die Bands von Stars, die im Hintergrund den Sound einer Ära prägten. Heute, im digitalen Zeitalter, sind es große, lose Kollektive. Und genau so wie die “eigenen” Alben jener Studio-Helden (leider nahmen die Funk Brothers zu ihrer Zeit nie eines auf) bei Musik-Connaisseuren als große Highlights gelten, ist heute nun die Veröffentlichung von Chris Daves Debütalbum unter eigenem Namen etwas ganz Besonderes.
Seinen professionellen Durchbruch hatte Dave zum Beginn der 1990er in der Funk-Band Mint Condition. Mit den Jahren baute er ein umspannendes Netzwerk fantastischer Musiker auf – Studio-Cracks wie er selbst – die Drumhedz. Mit dabei sind der Bassist Pino Palladino und der die Multiinstrumentalisten James Poyser (The Roots): beide lernte Dave 2009, 2010 bei den Aufnahmen mit Adele kennen. Dazu kamen der Gitarrist Isaiah Sharkey, Keyboarder Cleo “Pookie” Sample, Trompeter Keyon Harrold, und Stokley Williams (Mint Condition), Turntable-Legende DJ Jazzy Jeff, Shafiq Husay sowie die Sänger und Rapper SiR, Anderson.Paak, Bilal und Phonte Coleman.
Was tut so ein Über-Musiker, der den Sound unterschiedlicher Stars besonders gemacht hat, wenn er in eigener Regie aufnimmt? Zunächst einmal ließ er das Band laufen, stunden-, tage-, monatelang und nahm Tonnen Material auf, erzählte Dave. Man könnte ihn einen Alchemisten nennen. Sein Debütalbum veredelt eine Rohmaterie mit den Elementen Funk, Soul, Gospel, Hip-Hop und Jazz zu wogenden, sehr modern klingenden Tracks. Es sei ein “souliges, beatschweres Vergnügen von Anfang bis Ende”, formulierte Modern Drummer. Auf ihrem ersten gemeinsamen Oeuvre, das beim altehrwürdigen Blue-Note-Label erscheint, können diese sagenhaften Sänger und Instrumentalisten endlich realisieren, was sie als Studio-Player hinten anstellen mussten, es hat sich da hörbar einiges angestaut. “Chris Dave and the Drumhedz” ist ein sehr langlebiges Album, hier wird man auch beim hundertsten Hören noch aufregend Neues entdecken. Für ihn persönlich sei der Schritt vom Sideman zum Frontman lange überfällig gewesen, meinte Dave in der Presse. Er wolle mit den Drumhedz auf Tour gehen und die Alben anderer Künstler produzieren. Aber keine Sorge: Ein Sänger wie Collins wird Dave wohl niemals werden, dazu ist er noch viel zu verliebt in sein eigenes, abgefahrenes Schlagzeug.