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Jazz-Passionsspiel – emotionale Hommage an Charlie Parker

The Passion Of Charlie Parker
The Passion Of Charlie Parker
15.06.2017
“Sie wollen einem weismachen, dass es in der Musik Grenzen gibt”, meinte Charlie Parker einmal. “Aber es gibt keine Grenzen in der Kunst.” Zumindest nicht für ein so von Leidenschaft getriebenes Genie wie er es war. Obwohl Parker 1955 im Alter von nur 34 Jahren verstarb, gilt er bis heute als der einflussreichste Altsaxophonist der Jazzgeschichte. Als sich 2015 zum sechzigsten Mal sein Todestag jährte, fragte sich der Produzent Larry Klein, wie man dieser Jazzikone gebührend Tribut zollen könnte.
Der einfachste (und nächstliegende) Weg wäre wohl gewesen, einige der führenden Saxophonisten der Gegenwart zu versammeln und sie Parkers bekannteste Kompositionen neu interpretieren zu lassen. Doch Klein hatte für sein Projekt “The Passion Of Charlie Parker” weitaus Ambitionierteres im Sinn. Er wollte etwas Neues, Anderes erschaffen, um den archetypischen Charakter von “Bird” zu veranschaulichen und zu zeigen, welchen enormen Einfluss dieser auf den gesamten Jazz und nicht nur Saxophonisten hatte. Statt also Parkers Klassiker einmal mehr in einem traditionellen Bebop-Kontext aufwärmen zu lassen, schuf er eine Art impressionistische musikalische Erzählung, die einem das Phänomen Charlie Parker auf subtilere Weise näherbringt, indem sie wichtige Stationen seines Lebens Revue passieren lässt. 
Gemeinsam mit einigen der tonangebenden Musikern der zeitgenössischen New Yorker Jazzszene schuf der Produzent eine metaphernreiche musikalische Sprache. Zur Band gehören mit Tenorsaxophonist Donny McCaslin, Gitarrist Ben Monder und Schlagzeuger Mark Giuliana gleich drei Musiker, die auf David Bowies brillantem letzten Album “Blackstar” glänzten, und darüber hinaus noch der Keyboarder Craig Taborn, Schlagzeuger Eric Harland sowie den beiden Bassisten Scott Colley und Larry Grenadier. “Sie alle haben das Vorstellungsvermögen, das nötig war, um die filmische Qualität zu erreichen, die mir vorschwebte”, sagt Klein. “Ich wollte Musik, die zwar vom Bebop inspiriert war, aber andererseits frei von seinen Fallstricken.”
Zu den einzigartig zerklüfteten Melodien von Parkers Kompositionen lieferte der Songwriter David Baerwald außerdem noch Texte, die von einem nicht minder hochkarätigen Ensemble aus Sängern, Sängerinnen und Sprechern vorgetragen werden. Bei drei Liedern schlüpft der Schauspieler Jeffrey Wright, den man aus Fernsehserien wie “Westworld”, “Boardwalk Empire” und “Angels in America”, aber auch von Leinwandproduktionen wie “The Hunger Games” oder dem Biopic “Basquiat” her kennt, in die Rolle Charlie Parkers, während der einzigartige Gregory Porter einmal den jungen Bird verkörpert.
Parkers zeitweiliger Lebensgefährtin Chan verleihen nacheinander Melody Gardot, Madeleine Peyroux, Kandace Springs und die klassische Sopranistin Barbara Hannigan eine Stimme. Kurt Elling wiederum fungiert als Führer durch die Schattenseiten von Los Angeles, während Luciana Souza (Kleins Ehefrau) eine New Yorker Anhängerin des Altsaxophonisten gibt. Vervollständigt wird die Besetzung schließlich durch die junge französische Jazzsängerin und YouTube-Sensation Camille Bertault.
Bei der Produktion von “The Passion Of Charlie Parker” hat sich Larry Klein mutig über alle Normen gewöhnlicher “Tribute”-Alben hinweggesetzt, um ein musikalisches Schauspiel über Charlie Parker zu erschaffen, das nicht nur von seinen musikalischen Großtaten handelt, sondern auch von den Engeln und Dämonen, die dieses viel zu früh verstorbene Genie antrieben.