Charles Lloyd | News | Musikredakteure von Die Zeit und MDR-Figaro präsentieren ihre Lieblings-CDs des Jahres

Musikredakteure von Die Zeit und MDR-Figaro präsentieren ihre Lieblings-CDs des Jahres

Giovanna Pessi Susanna Wallumrod
Giovanna Pessi Susanna Wallumrod© Andreas Ulvo / ECM Records
14.12.2011
Natürlich ist alles letztendlich eine Frage des persönlichen Geschmacks. Aber die Bestenlisten, die Zeitungen und Radiomacher zum Ende eines jeden Jahres veröffentlichen, dienen vielen Menschen dennoch zur Orientierung … vor allem, wenn auf den letzten Drücker noch ein Weihnachtsgeschenk gekauft werden soll.
JazzEcho hat sich angeschaut, was die Musikredakteure der Wochenzeitung Die Zeit und ihre Kollegen von Radioprogramm MDR-Figaro so empfehlen.
Martin Hoffmeister von MDR-Figaro legt seinen Hörern “If Grief Could Wait” von Giovanna Pessi und Susanna Wallumrod (ECM Records) an Herz und Ohr.
“Einmal mehr zeichnet der famose ECM-Produzent Manfred Eicher für ein unkonventionelles Projekt verantwortlich”, meint Hoffmeister.
“Vokal- und Instrumentalmusik von Henry Purcell trifft auf Songs von Leonard Cohen, Nick Drake und Susanna Wallumrod. Kaum jedoch bezieht ‘If Grief Could Wait’ Intensität und Strahlkraft aus dem natürlichen Spannungsfeld zwischen populärer und ‘ernster’ Musik; vielmehr wird zeitgenössisches Songwriting ins Barock-Idiom übertragen und damit gewissermaßen – in andere Sphären – transzendiert. Darüberhinaus spricht solche Eingemeindung nicht zuletzt von der Qualität des (populären) Materials.
Nicht von der Hand zu weisen scheint im übrigen, dass die Cohen- und Drake-Songs erst im barocken Gewand zur eigentlichen Größe finden. Zu den Ereignissen dieser CD zählt neben glasklarem und messerscharfen (historisch-informierten) Musizieren die natürliche, unverstellte Stimme der Norwegerin Susanna Wallumrod. Fern von Pathos und Künstlichkeit agierend verleiht sie dem Projekt eine selten zu vernehmende suggestive Note. Eine Produktion, die Maßstäbe setzt, ohne sich mit degoutantem Crossover gemein zu machen.”
In der Wochenzeitung Die Zeit preist Maxi Sickert ihre Lieblinge: Das Album “Love Cry/The Last Album” (Impulse!/Universal) von Albert Ayler, das zwei Klassiker des innovativen Tenorsaxophonisten vereint.
“In den sechziger Jahren brannte Amerika. Den Soundtrack zu Bürgerrechtsbewegung, Vietnamkrieg und Black Panther Movement bildete das Label Impulse! Records in New York mit der ‘Fire Music’ ab. Zum fünfzigjährigen Jubiläum hat Universal noch einmal die Mastertapes gesichtet und eine Reihe von Alben wiederveröffentlicht. Darunter skurrile und klangradikale Aufnahmen, wie das ‘Untitled Duet’ von Albert Ayler, das 1969, im Jahr der Mondlandung, auf seinem episch theatralen Werk ‘The Last Album’ erschienen war. Ein Duett aus der Metal-lastigen E-Gitarre von Henry Vestine mit dem jeden Nerv erfassenden, ebenfalls E-verstärkten Dudelsack von Albert Ayler, der sich auf diesem Album Mary Parks nennt.”
Zu Meredith Monks “Songs Of Ascension” (ECM) merkt Rezensentin Sickert an “Was ist eigentlich aus Meredith Monk geworden? Das hat sich offenbar auch Manfred Eicher gefragt, sie dreißig Jahre nach ‘Dolmen Music’ wieder für sein Label ins Studio geholt und in der New Yorker Academy of Arts and Letters die ‘Songs Of Ascension’ aufgenommen. Die Stimme der Sängerin und Konzeptkünstlerin, die nach ihrer Aufnahme ‘16 Millimeter Earrings’ 1966 für Stimme, Gitarre und Tonbänder ebenfalls auf fast fünfzig Jahre Aufnahmegeschichte zurückblickt, klingt unverändert meditativ. Schwebend im novembrigen Morgennebel eines mönchischen Klostergartens.”
Einen Lobgesang auf das “Athens Concert” (ECM/Universal) von Charles Lloyd und Maria Farantouri stimmt – ebenfalls in der Zeit – schließlich noch Stefan Hentz an:
“It’s the singer, not the song. Und manchmal ist es auch der Saxofonist. Wenn Charles Lloyd und Maria Farantouri in der Ursuppe der Melodie rühren, dann verschwinden alle Prägungen: gleich, ob es sich um eine traditionelle griechische Melodie handelt oder um eine Linie aus dem Schatzkästlein des Jazz, um einen indianischen, einen afrikanischen oder einen asiatischen Song. Es zählt nur die Kraft der Melodie, die Kraft der Sängerin oder des Saxofonisten.”
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