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Schrecken und Schönheit – Kult-Soundtracks wiederentdeckt

In den Sechzigerjahren schockten “Mondo-Filme” das Kinopublikum. Die Musik dazu stammte von genialen Komponisten wie Ennio Morricone und Riz Ortolani.
11.03.2021
Die LPs der beiden Soundtracks finden Sie in unserem JazzEcho-Store.
Wer glaubt, dass sensationslüsternes Schocken mit dokumentarischen Clips ein Phänomen des Internetzeitalters sei, liegt schief. Bereits in den vermeintlich "spießigen“ Sechzigern zogen erschreckende Bilder und kontroverse Themen Millionen Zuschauer in die Kinos. Schuld daran war der italienische Journalist und Produzent Gualtieri Jacopetti, der 1962 mit “Mondo Cane” einen neuen, reißerischen Typus des Dokumentarfilms auf den Markt brachte. Für den Streifen reiste er mit seinem Filmteam rund um die Welt und brachte Bilder von wilder, brutaler Natur bis hin zu Zivilisationsexzessen mit Nachhause.
Der Film gab sich als neutraler Beobachter ohne moralisches Urteil, ganz sicher strömten die Zuschauer aber vor allen Dingen wegen der für die damalige Zeit einmalig authentischen Darstellungen von Sexualität und Gewalt in die Filmtheater. Erst später wurde nachgewiesen, dass für den Film auch einiges nachgestellt worden war. Wegen des enormen Erfolges ließen Nachahmer-Filme wie "I Malamondo“ oder “Africa Addio” nicht lange auf sich warten.
Die genialste Idee von Regisseur Jacopetti war vermutlich, die brutalen Bilder mit ausgefeilten Klängen zwischen Jazz, Exotica, Dramatik und Lounge Music untermalen zu lassen, die allem eine Aura des Höheren verliehen. Die Musik zu "Mondo Cane“ war der Durchbruch für einen der erfolgreichsten italienischen Filmkomponisten aller Zeiten, Riz Ortolani, der die Musik zusammen mit Nino Oliviero verfasste. Der Soundtrack gewann einen Grammy und wurde für den Oscar nominiert, das Titelthema wurde schon bald als “More” zum Riesenhit für Nat King Cole, Aretha Franklin, Frank Sinatra und zahllose andere Gesangsstars. 
Kurz darauf kam bereits ein ähnliches Werk in die Kinos, “I Malamondo“. Die spritzige Filmmusik hierzu gehört zu den Erstlingswerken des genialen Ennio Morricone, den man niemandem mehr vorstellen muss. Den Film untermalte Morricone mit Swing, quirligem Bossa Nova, Latin und den für ihn so typisch eingängigen Ohrwürmern.
Das legendäre italienische Soundtrack-Label CAM Sugar bringt die Musik aus beiden Mondo-Filmen jetzt erstmals als von den Originalbändern remasterte CDs und Doppel-LPs heraus, mit sieben (”I Malamondo“) bzw. 21 ("Mondo Cane“) unveröffentlichten Tracks. Beide Filme mögen erschrecken, die Musik ist für Gourmets mit Ohren für ausgefeilte, Jazz-inspirierte Instrumentalmusik jedoch ein reiner Genuss.
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