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Kein ganz gewöhnliches Jazztrio – neues Bill-Frisell-Album erschienen

Mit “Valentine” präsentiert Gitarrist Bill Frisell erstmals seit 14 Jahren wieder ein neues Trio-Album, auf dem er leichthändig Genregrenzen überwindet.
Bill Frisell Trio
Bill Frisell TrioJane Frisell
14.08.2020
Dass Bill Frisell die hohe Kunst des Gitarrentrios beherrscht, hat er im Laufe seiner rund 40 Jahre umspannenden Karriere immer wieder beweisen können. So unterhielt er in den 1990ern über Jahre hinweg ein erstklassiges Trio mit Bassist Kermit Driscoll und Schlagzeuger Joey Baron, das in diesem Zeitraum drei brillante Alben einspielte. Danach folgten in selber Konstellation noch Aufnahmen mit Viktor Krauss und Jim Keltner (1998), Dave Holland und Elvin Jones (2001) sowie erneut Viktor Krauss bzw. Tony Scherr und Kenny Wollesen (2004).
Für sein vorläufig letztes Trio-Album hatte sich Frisell dann 2006 mit keinen geringeren Partnern als Ron Carter und Paul Motian zusammengetan. Es versteht sich von selbst, dass keines dieser Trios je ein herkömmliches Jazztrio war. Dafür sorgte Frisell schon mit seinen eigenen Kompositionen, die oft Einflüsse von amerikanischer Rootsmusik (Folk, Blues, Country, Rock, etc.) aufweisen, und auch mit der Auswahl der Fremdkompositionen, die interpretiert wurden. Nicht anders verhält es sich nun bei seinem neuen Album “Valentine”, das ihn diesmal in Gesellschaft von Bassist Thomas Morgan und Schlagzeuger Rudy Royston präsentiert.
Die Namen der beiden kennt natürlich jeder, der Frisells Schaffen in den letzten Jahren näher verfolgt hat. Sie tauchten einzeln oder zusammen schon auf einigen früheren Alben auf. Royston erstmals 2010 auf “Beautiful Dreamers” und Morgan 2015 auf “When You Wish Upon A Star”. Im Trio-Format konnte man Frisell, Morgan und Royston bisher aber nur auf der Bühne erleben. Das Trio entstand unmittelbar nach der Aufnahme von “When You Wish Upon A Star”, an der neben Morgan, Petra Haden und Eyvind Kang auch Royston beteiligt war, und tourte seitdem ausgiebig durch die USA und ganz Europa. Die letzte Tournee beendete es 2019 mit einem zweiwöchigen Gastspiel im legendären Village Vanguard. Von dort ging es dann gleich ab nach Portland, wo im bekannten Flora Recording & Playback Studio von Produzent Tucker Martine binnen drei Tagen das Material für “Valentine” eingespielt wurde.
“Auf diesem Album geht es vor allem um Rudy und Thomas und die musikalische Beziehung, die ich zu ihnen habe”, sagt Frisell. “Wir haben über eine Reihe von Jahren hinweg oft zusammengespielt. Aber bisher gab es dafür keine Belege. Deshalb wollte ich unbedingt ein Dokument davon haben, und sei es nur, um zu zeigen, dass es wirklich ist und nicht diese magische Sache, die ich mir nur in meinen Phantasien vorgestellt habe.”
Da kann Frisell beruhigt sein. Das Trio klingt auf “Valentine” sehr real. Neben sieben Kompositionen des Gitarristen interpretiert es auf einzigartige Weise auch noch den Billy-Strayhorn-Klassiker “A Flower Is A Lovesome Thing”, Burt Bacharachs “What The World Needs Now Is Love”, die Bürgerrechtshymne “We Shall Overcome”, den alten Western-Song “Wagon Wheels” und “Baba Drame” von dem malischen Songwriter Boubacar Traoré. Und das traumwandlerische Verständnis, das sich unter Frisell, Morgan und Royston in den fünf Jahren, die sie nun schon zusammenspielen, entwickelt hat, spürt man in jeder Sekunde.