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Das Jetzt ist immer wichtiger als das Damals – ‘State of Art’ von Ben Williams

Auf seinem brillanten Debütalbum “State Of Art” gelingt es dem Bassisten Ben Williams Popsongs wie Jazzstandards klingen zu lassen und Jazzstandards in Popsongs zu verwandeln.
Ben Williams 2011 c Jati Lindsey
Ben Williams 2011 c Jati Lindsey© Jati Lindsey
13.07.2011
Bassisten mögen ja schon geraume Zeit der Rolle des reinen Rhythmusknechts entwachsen sein. Doch wirklich ins Rampenlicht schaffen es immer noch nur absolute Ausnahmetalente. Ein solches ist, da sind sich die Fachleute einig, der 26-jährige Ben Williams aus Washington, der 2009 den Bassisten-Wettbewerb des Thelonious Monk Institute gewann.
Unter dem Titel “State Of Art” hat der Youngster nun ein Debütalbum herausgebracht, das schlichtweg sensationell ist. Und das liegt nicht zuletzt daran, dass für Ben Williams die Gegenwart bedeutungsvoller ist als Traditionspflege.

“Dieses Album soll musikalisch und konzeptionell etwas sehr Wichtiges repräsentieren: die Gegenwart”, erläutert der Protagonist. “Wir Künstler verausgaben uns oft zu sehr damit, die Vergangenheit zu ehren, und vergessen darüber, was unser Beitrag sein sollte. Das Jetzt wird immer wichtiger sein als das Damals. Es ist sehr einfach, sich auf der Nostalgie der Vergangenheit auszuruhen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass meine Helden (Miles, Monk, Duke, Bird, Mingus) es gar nicht gut finden würden, wenn wir das täten. Es ist die Verantwortung unserer Generation, das von ihnen übernommene Erbe zu vergrößern. Die Stücke von heute werden die Standards von morgen sein.”

Das klingt vollmundig, aber der junge Bassist lässt seinen großen Worten auch große Taten folgen. Denn seine eigenen Kompositionen haben allemal das Zeug, eines Tages den Katalog der Jazzstandards zu bereichern. Wie so viele Jazzmusiker seiner Generation legt sich Williams keine stilistischen Grenzen auf, sondern verarbeitet unterschiedlichste Einflüsse. Im mitreißenden Opener “Home” reichen diese etwa von der Go-Go- und Funkmusik seiner Heimatstadt Washington über hypnotische westafrikanische Grooves bis zum Soul-Jazz der späten 1960er Jahre. “Mr. Dynamite”, eine weiteres Stück aus der Feder des Bassisten, ist eine Hommage an James Brown und Cannonball Adderley. Ebenso bestechend sind aber auch die jazzigen Interpretationen von Popsongs wie Stevie Wonders “Part-Time Lover”, Michael Jacksons “Little Susie” und “Things Don’t Exist” von der Bay-Area-Soulsängerin Goapele. Jacksons “Little Susie”
hat Ben Williams von sämtlichem Pathos befreit und in einen bewegenden Jazzwalzer verwandelt.

“Ich mag es, etwas Altes und etwas Neues neben einander zu stellen”, sagt der Bassist. “‘Part-Time Lover’ ist der einzige Song des Albums, der durchgehend swingt. Und das, obwohl es ein Stevie-Wonder-Cover ist.
Bei ‘Moonlight In Vermont’ ist es genau umgekehrt: es ist ein sehr alter Standard, den wir aber sehr modern interpretieren. Unsere Version klingt wahrscheinlich eher nach Prince als nach Frank Sinatra.”


Für die Einspielung von “State Of Art” versammelte Ben Williams einige der besten jungen Kollegen um sich: den Tenor- und Sopransaxophonisten Marcus Strickland, Gitarrist Matthew Stevens, Pianist Gerald Clayton, Schlagzeuger Jamire Williams und Perkussionist Etienne Charles. Als Gäste stießen außerdem noch der großartige junge Trompetenstar Christian Scott, MC John Robinson (a.k.a. Lil Sci), Saxophonist Jaleel Shaw und ein Streichquartett hinzu.
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