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Avishai Cohen – Emotionen, die man nur in Musik fassen kann

Mit “Into The Silence”, einem ungeheuer bewegenden Tribut an seinen verstorbenen Vater, legt der israelische Trompeter Avishai Cohen sein erstes Album bei ECM vor.
Avishai Cohen
Avishai Cohen© ECM Records / Caterina di Perri
29.01.2016
Als Manfred Eicher Avishai Cohen 2013 bei den Aufnahmesessions für Mark Turners Album “Lathe Of Heaven” hörte, war er von der Performance des Trompeters sogleich beeindruckt. “Avishais Ton, seine Phrasierung, seine Energie und die Reinheit seines Klangs gefielen mir sofort”, erinnert sich der Produzent. Jetzt legt Cohen mit “Into The Silence” sein erstes eigenes Album bei Eichers Label ECM vor. Gewidmet hat er es seinem im November 2014 verstorbenen Vater. In den sechs Monaten nach dem Tod seines Vaters komponierte der Trompeter eine Reihe von ungemein bewegenden Melodien. Seine mit einem Dämpfer gespielte Trompete gibt auf “Into The Silence” den sehr persönlichen, zutiefst emotionalen Ton der Musik vor. Cohens expressive Anmut und Zurückhaltung wird von Pianist Yonathan Avishai und Tenorsaxophonist Bill McHenry kongenial beantwortet. Und das aus Bassist Eric Revis und Schlagzeuger Nasheet Waits bestehende Rhythmusgespann reagiert auf die betörende Schönheit dieser Musik mit äußerster Subtilität.
“Das dissonante Klaviermotiv, das man am Anfang des Titelstücks hört, kam mir in den Sinn, als ich unmittelbar nach dem Tod meines Vaters auf dem Klavier in meinem Elternhaus spielte”, erklärt er. “Ich fühlte mich von einer Reihe von Emotionen überwältigt, die ich nicht in Worte fassen konnte, sondern nur in Musik.” In den Wochen davor hatte der Trompeter, wie er sagt, ununterbrochen ein Album mit Soloklaviermusik von Rachmaninow gehört. “Ich glaube, der emotionale Geist dieser Präludien, Etüden und Elegien frass sich in mich hinein. Ich war wie besessen von den Harmonien dieser Musik, vor allem von ihren inneren Stimmmen. Die Musik ist auch nicht nur traurig – es gibt Überraschungen. In dieser Musik steckt eine Menge Leben. Das hat mich inspiriert. Ich hörte außerdem oft Eric Dolphys ‘Out To Lunch’. Aber natürlich klingt meine Platte in keinster Weise so – doch die Ehrlichkeit von Dolphys Musik und die geschlossene Art, wie seine Band interagierte, gingen mir nicht mehr aus dem Sinn.”
Über Monate hinweg existierten die Melodien nur in Cohens Kopf oder wenn er sie auf dem Klavier spielte. Auf der Trompete interpretierte er viele erst bei den Aufnahmen im Studio. “Ich spielte die Stücke vor der Aufnahmesession einmal mit Yonathan am Klavier durch”, erinnert sich Cohen. “Für alle anderen waren sie brandneu, weshalb ihre Reaktionen auch vollkommen frisch waren. Das erste Stück des Albums, ‘Life And Death’, gibt wirklich den ersten Eindruck wieder, den die Band von dieser Nummer hatte. Wir entdeckten das Potenzial der Musik, während wir sie spielten. Es war eine fantastische Erfahrung, mit Manfred zusammenzuarbeiten. Ich bin es gewohnt, meine Platten selbst zu produzieren. Aber seine Ohren und seine Erfahrung waren für diese Aufnahme von unschätzbarem Wert. Wir hatten von Anfang an dasselbe Bild im Kopf und formten das Album von da aus gemeinsam.”

Deutschlandkonzerte von Avishai Cohen:

07.03.2016 – München, Unterfahrt
08.03.2016 – Berlin, Gretchen
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