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Tutu als DNA – Miles Davis für die Ewigkeit

Steht DNA bald für “Das Neue Audio-Format”? Einem amerikanischen Unternehmen ist es erstmals gelungen, Musik in DNA zu codieren.
Auf Streife im Netz: Tutu als DNA - Miles Davis für die Ewigkeit
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06.10.2017
Haben Sie schon einen DNA-Player zu Hause? Nein? Dann wird es aber höchste Zeit! Vor allem wenn Sie vorhaben sollten, tausend Jahre alt zu werden und von Ihrer Musiksammlung etwas bis ans Lebensende haben möchten. Denn vor wenigen Tagen gab das in San Francisco ansässige Unternehmen Twist Bioscience bekannt, dass es ihm in Zusammenarbeit mit Microsoft und der University of Washington gelungen ist, zwei Aufnahmen in synthetischer DNA zu codieren.
DNA ist die heute gebräuchliche englische Abkürzung für das schöne deutsche Wort Desoxyribonukleinsäure, das allein schon wie Musik in den Ohren klingt. Zurückgegriffen wurde bei der Codierung auf das umfangreiche Tonarchiv des Montreux Jazz Festivals, das laut Karin Strauss, einer leitenden Forscherin bei Microsoft, sechs Petabyte umfasst und in DNA gespeichert werden könnte, die kleiner als ein Reiskorn ist. Die beiden Songs, die nun als erste codiert wurden, sind Miles Davis' “Tutu” und Deep Purples “Smoke On The Water”.
Zu den Befürwortern des Projekts zählt Quincy Jones, der 1991 – zwei Monate vor dem Tod des Trompeters – noch selbst mit Miles Davis in Montreux aufgetreten war: “Wenn ich sehe, wie unzuverlässig Archive oft aufbewahrt werden, mache ich mir manchmal Sorgen, dass zukünftige Generationen zu ihnen überhaupt keinen Zugang mehr haben werden.”
Twist Bioscience behauptet nun, die Lösung für dieses Problem gefunden zu haben: “Während die besten konventionellen Speichermedien ihre digitalen Inhalte im Idealfall hundert Jahre lang konservieren können, bewahrt synthetische DNA ihre Informationen über Hunderte oder Tausende von Jahren.” Nur stellt sich jetzt natürlich die Frage, wie der Musikfan Zugriff auf die in DNA codierten Tracks erhalten wird. Werden bald DNA-Player auf den Markt kommen? Oder lässt man sich gar die Musik einfach in die eigene DNA einschleusen und hat sie so ständig abrufbereit? Wir wissen es nicht. Aber wir haben einen Vorschlag, welche Aufnahme die Forscher von Twist Bioscience auf jeden Fall als nächstes auf DNA bannen sollten: die EP “A Taste Of DNA” von Arto Lindsays experimentellem No-Wave-Trio DNA.
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