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Trump zum Trotz – NEA Jazz Masters 2020 bekanntgegeben

Im kommenden Jahr werden Bobby McFerrin, Roscoe Mitchell, Reggie Workman und die Rahsaan-Roland-Kirk-Witwe Dorthaan Kirk als NEA Jazz Masters ausgezeichnet.
NEA Jazz Masters 2020
NEA Jazz Masters 2020
23.05.2019
Wenn es nach dem Präsidenten gegangen wäre, der am 20. Januar 2017 das Weiße Haus bezog, dann wären NEA Jazz Masters schon längst ein Produkt vergangener Tage. Zweimal schon wollte “Nummer 45” sämtliche Fördermittel für die einzige staatliche Kulturfördereinrichtung der USA, das National Endowment for the Arts (kurz: NEA), streichen. Zweimal beschloss der US-Kongress allerdings in seltener Einmütigkeit, dabei nicht mitzuspielen. Und so wird es zumindest auch im nächsten Jahr noch einmal vier neue NEA Jazz Masters geben. Die Auszeichnungen werden jährlich an bis zu sieben Jazzmusiker als Anerkennung für ihr bisheriges Lebenswerk vergeben. Es ist die höchste offizielle Ehrung für Jazzmusiker in den USA und für jeden Künstler mit einem Preisgeld von 25.000 US-Dollar verbunden. Außerdem organisiert das Jazz-Programm der NEA zahlreiche Veranstaltungen, insbesondere die Reihe "Jazz Masters Live", im Rahmen derer die ausgezeichneten Künstler an Konzerten, Meisterklassen und Vorträgen teilnehmen.
Geehrt werden diesmal drei schwarze Musiker, die den Jazz auf sehr unterschiedliche Weise mitgeprägt haben, und eine Frau, die sich für diese Musik über Jahrzehnte hinweg engagiert hat: Bobby McFerrin, Roscoe Mitchell, Reggie Workman und Dorthaan Kirk. Vokalakrobat Bobby McFerrin ist der lebende Beweis dafür, dass die menschliche Stimme ein schier grenzenloses Instrument sein kann. Mal zeigte er dies in reinen Solo-Darbietungen, dann in Duos wie mit Pianist Chick Corea oder Cellist Yo-Yo Ma, aber auch mit anderen Gesangskünstlern, All-Star-Bands oder sogar klassischen Kammerorchestern. Der 78-jährige Saxophonist, Flötist und Komponist Roscoe Mitchell war Gründungsmitglied des avantgardistischen Art Ensemble Of Chicago, das dieses Jahr seinen 50. Geburtstag feiert, und verwischt auch mit eigenen Bands wie dem Creative Arts Collective, dem Transatlantic Art Ensemble und The Note Factory auf spannende Weise die Trennungslinien zwischen improvisierter und komponierter Musik. 
Der 81-jährige Bassist Reggie Workman eroberte seinen Platz im Olymp des Jazz durch Arbeiten mit u.a. John Coltrane, Art Blakey’s Jazz Messengers, Thelonious Monk, Wayne Shorter und Pharoah Sanders sowie seine langjährige Tätigkeit als Haus-Bassist von Blue Note Records, wo er an Aufnahmen von Freddie Hubbard, Bobby Hutcherson, Andrew Hill, Duke Jordan, Grant Green und zahlreichen anderen Größen beteiligt war. Neben diesen drei Musikern wird als NEA Jazz Master auch noch Dorthaan Kirk ausgezeichnet. Die Witwe des 1977 verstorbenen Saxophonisten Rahsaan Roland Kirk half vor 40 Jahren dabei, in Newark/New Jersey den Radiosender WBGO aufzubauen, der heute der einzige reine Jazz-Radiosender in der Gegend von New York ist.
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