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Quincys Wutausbruch – Jazzlegende macht sich Luft

Hohe Wellen schlägt derzeit ein Interview, in dem sich der 27-fache Grammy-Preisträger Quincy Jones als wahrer Meister des Dissens entpuppt.
Quincy Jones
Quincy JonesA&M Records
09.02.2018
Die schlechtesten Musiker der Welt? Die frühen Beatles! Und der Schlechteste der Schlechtesten? Ringo Starr, der es bei einer Aufnahmesession auch in drei Stunden nicht schaffte, eine simple viertaktige Passage richtig zu spielen und dann heimlich durch einen Jazzschlagzeuger ersetzt werden musste. Jimi Hendrix? Der Gitarrengott kniff den Schwanz ein, als er mit wirklich “angsteinflößenden Motherfuckern” (Toots Thielemans, Herbie Hancock, Hubert Laws und Roland Kirk) spielen sollte. Michael Jackson? Ein “machiavellistischer Song-Dieb”.
All dies behauptet zumindest Quincy Jones in einem vom US-Magazin Vulture veröffentlichten Interview, das in der Medienwelt blitzartig für hohe Wellen sorgte. In ihm holt der 84-jährige Musiker und Produzent – von seiner Tochter Kidada wegen seines lockeren Mundwerks scherzhaft “LL QJ” (Loose Lips Quincy Jones) genannt – zu einem monumentalen Rundumschlag aus, der mit Worten gepflastert ist, die in amerikanischen Zeitschriften normalerweise nicht ausgeschrieben werden.
Die Reaktion in den sozialen Medien – vor allem von Beatles-Fans – ließ nicht lange auf sich warten. “Quincy who?”, fragten nicht wenige, die sich offenbar nicht bewußt waren, dass dieses Lästermaul immerhin dreimal soviele Grammys (27) wie ihre Idole (9) eingefahren hat. Keine Frage, in dem Interview kam Quincy nicht selten so herüber, als wenn er sich selbst ein wenig zu wichtig nähme. Und einige seiner Behauptungen – etwa die, dass er vor zwölf Jahren eine Beziehung mit Ivanka Trump hatte und wisse, wer wirklich hinter der Kennedy-Ermordung stecke – sollte man sicher mit der nötigen Vorsicht genießen.
Wirklich aus dem Nähkästchen plauderte Jones in einem anderen, langen und mehr in die Tiefe gehenden Interview mit dem Lifestyle-Magazin GQ, das nur wenige Tage vor dem Vulture-Interview erschien. Hier erfährt man so einiges über die tristen Umstände, unter denen er in Chicago aufwuchs, die frühen Karrierejahre, seine Freundschaften mit Frank Sinatra und Ray Charles, aber auch weshalb er mit 41 Jahren das Trompetenspiel aufgeben musste. An Kurzweiligkeit sind beide Interviews jedenfalls kaum zu überbieten.
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