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Der Mann hinter der Bühne – Auszeichnung für Karsten Jahnke

Das war längst fällig: Karsten Jahnke, der seit Jahrzehnten (nicht nur) den Jazz auf (nicht nur) Hamburger Bühnen bringt, wird für sein Lebenswerk geehrt.
Karsten Jahnke
Karsten Jahnke(c) Steven Haberland
02.06.2021
Karsten Jahnke ist Konzertveranstalter und ohne Übertreibung eine der wichtigsten Instanzen für das Musikgeschehen auf Deutschlands Bühnen. Seit den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts organisiert der Hamburger Konzerte mit herausragenden Musikern über alle Genregrenzen hinweg. Seine über die Jahrzehnte unerschütterliche Begeisterung für Musik ist in der Branche sprichwörtlich. Er wurde bereits mit vielen Preisen geehrt – in dieser Woche kommt der Preis für sein Lebenswerk hinzu. Verliehen wurde er im Rahmen des erstmalig stattfindenden “Deutschen Jazzpreises” am 3. Juni, die gesamte Veranstaltung kann hier hier  angeschaut werden..
Mit seiner legendären norddeutschen Coolness hat der noch immer hochaktive Karsten Jahnke vier Fragen beantwortet, die wir ihm aus Anlass der Auszeichnung gestellt haben.
Wenn Du die Uhr zurückdrehen könntest – auf welchen Tag würdest Du gehen, um ein bestimmtes Konzert noch einmal zu erleben? (Mehrfachnennungen sind möglich)
Bei den unzähligen Konzerten, die ich veranstalten durfte, muss ich mindestens sieben erwähnen:
  • 3.4.1971 in der Musikhalle: Lionel Hampton & his All-Star Inner Circle with Illinois Jacquet und Milt Buckner
  • 5.11.1972 in der Musikhalle: Dave Brubeck Group feat. Gerry Mulligan + Paul Desmond
  • 18.01.1976 im CCH: JAZZ GALA mit Peter Herbolzheimers Rhythm Combination & Brass mit einer traumhaften Besetzung – u.a. Art Farmer, Albert Mangelsdorff, Johnny Griffin, Wolfgang Dauner, Volker Kriegel, Niels-Henning Ørsted Pedersen, Grady Tate und den Gästen Stan Getz, Gerry Mulligan, Nat Adderley, Toots Thielemans und Ester Philips
  • 13.10.78 im Schauspielhaus: Mitternachtskonzert mit den Original Crusaders: Stix Hooper – Wilton Felder – Joe Sample und Larry Carlton – feat. Randy Crawford  
  • 7.7.1990 im Stadtpark: Pat Metheny mit Herbie Hancock, Dave Holland und Jack DeJohnette
  • 22.11. 2006 an meinem Geburtstag: das unvergleichliche EST Trio mit Esbjörn Svensson, Magnus Öström und Dan Berglund
  • 8.4.2019 in der Laeiszhalle: 4 Wheel Drive mit Nils Landgren, Michael Wollny, Lars Danielsson und Wolfgang Haffner
Was magst Du am Jazz am liebsten? Den Teil, der zu Kopf steigt oder den, der Fuß und Hände in Bewegung versetzt?
Natürlich den Jazz, der Fuß und Hände in ständige Bewegung setzt.
Dein Leben spielt sich hauptsächlich unter Musikern ab – was war Deine denkwürdigste Backstage-Begegnung? (falls Du das erzählen kannst)
Bei solchen Geschichten muss man ja aufpassen, dass die Persönlichkeitsrechte des Künstlers nicht verletzt werden, deswegen kann man nicht allzu viel preisgeben. Diese kleine Geschichte hat unser alter Freund Herbie Hancock (das erste Konzert, das ich mit ihm veranstaltet habe, war 1972 im Malersaal des Deutschen Schauspielhauses) aber schon selbst zum Besten gegeben. Es ist kein Geheimnis, dass Herbie ein gestörtes Verhältnis zur Anfangszeit von Konzerten hat. Da kein Tourleiter es wagt, ihn beim Meditieren zu stören, verzögert sich der Beginn manchmal um 20 bis 30 Minuten. Bei einem Konzert in Mainz sollte das Konzert um 19:30 beginnen. Alle waren glücklich, als um 19:20 Uhr die gesamte Band und Herbie zusammen hinter der Bühne standen. Herbie musste nur noch kurz die Toilette aufsuchen, die sich in einem Container außerhalb der Halle befand. Man wurde allerdings unruhig, als er um 19:30 zum Konzertstart nicht zurück war, auch um 19:40 Uhr und um 19:50 Uhr noch nicht… Erst kurz nach 20 Uhr tauchte er endlich auf und teilte uns mit, ein Bauarbeiter hätte ihn gerettet. Als er den Container verlassen wollte, war dieser inzwischen abgeschlossen worden. Der Bauarbeiter kam zufällig vorbei, hörte Herbies Hilferufe und ließ daraufhin wieder aufschließen.
Wie viele Jazz-Platten (CD / Vinyl) hast Du zu Hause und wann hast Du aufgehört, zu sammeln (wenn Du überhaupt aufgehört hast)?
Das sind zwar einige Tausend – ich habe aber nie Vinyl oder CDs gesammelt um des Sammelns Willen. Ich habe mir die Platten gekauft, die mich interessierten.
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