Art Blakey | News | Big In Japan: fulminantes Konzert-Programm mit Bebop-Klassikern

Big In Japan: fulminantes Konzert-Programm mit Bebop-Klassikern

Auf dem jetzt erstmals veröffentlichten Doppel-Live-Album “First Flight To Tokyo: The Lost 1961 Recordings” zeigten sich Art Blakey And The Jazz Messengers von ihrer beboppigen Seite.
Art Blakey & The Jazz Messengers "First Flight To Tokyo: The Lost 1961 Recordings" (Blue Note)
Art Blakey & The Jazz Messengers "First Flight To Tokyo: The Lost 1961 Recordings" (Blue Note)
09.12.2021
Das Album als Doppel-LP und weitere von Blue Note Records finden Sie in unserem JazzEcho-Store
“Niemand hat dem Jazz mehr gegeben als Art Blakey”, sagt Terence Blanchard. Der fünffache Grammy-Gewinner ist, wie jeder Jazzfan wissen dürfte, in seinem Urteil natürlich nicht ganz unbefangen. Schließlich war er selbst von 1982 bis 1986 Trompeter und künstlerischer Leiter von Art Blakeys Band The Jazz Messengers gewesen. Aber in diesen Jahren konnte Blanchard auf zahlreichen Tourneen und im Studio eben auch hautnah erleben, welchen enormen Einfluss der Bandleader auf junge Musiker hatte. So wie es vor ihm schon Generationen anderer junger Musiker erfahren hatten und nach ihm weitere tun sollten. Blakeys Jazz Messengers waren rund vier Jahrzehnte lang eine der produktivsten Brutstätten des modernen Jazz. Und als sie 1961 ihre erste Tournee durch das jazzbegeisterte Japan unternahmen, wurden sie ihrer Rolle als Jazzbotschafter mehr als gerecht. Der beste Beweis dafür? “First Flight To Tokyo: The Lost 1961 Recordings”, ein erstaunliches Doppelalbum mit nie zuvor veröffentlichten Live-Aufnahmen vom letzten Konzert jener historischen ersten Japan-Tournee.
Erst vergangenes Jahr war mit “Just Coolin’” ein 1959 eingespieltes, aber nie zuvor veröffentlichtes Studioalbum von Art Blakey And The Jazz Messengers zu Tage gefördert worden. “Wegen seiner frappierenden Authentizität” bezeichnete Reinhard Köchl es seinerzeit in Jazzthing als “ein grandioses Zeitdokument” und schrieb, dass die Band zeige, “wie in jenen Jahren Hardbop funktionierte: griffige Themen, knackige Rhythmen, jede Menge Blues, Soul und Solos.” All dies demonstrierten die Jazz Messengers zwei Jahre später am 14. Januar 1961 auch auf der Bühne der Hibiya Public Hall in Tokio vor Publikum. Die Besetzung war nahezu identisch mit der von “Just Coolin’”: mit Lee Morgan an der Trompete, Bobby Timmons am Klavier und Jymie Merritt am Bass. Lediglich Tenorsaxophonist Hank Mobley war inzwischen durch den jungen Wayne Shorter ersetzt worden. Und vom Schlagzeug aus trieb die Band natürlich der unvergleichliche Art Blakey an.
Bei dem Auftritt in Tokio setzten Blakey und seine Mannen auf ein ausgesprochen Bebop-geprägtes Programm, das man gut und gerne auch mit “Greatest Hits Of Modern Jazz” hätte überschreiben können. Neben drei Reißern von den beiden Jazz-Messengers-Erfolgsalben “Moanin’” (das von Bobby Timmons geschriebene Titelstück und Benny Golsons “Blues March”) und “The Big Beat” (“Dat Dere” von Timmons) spielte das Quintett allseits bekannte Nummern von Charlie Parker (“Now’s The Time”), Dizzy Gillespie (“A Night In Tunisia”), Miles Davis (“The Theme”) und Thelonious Monk (“‘Round Midnight”). Was für ein Repertoire!!!
“Selbst für Art Blakey, dessen Bands über vier Jahrzehnte hinweg eine Fülle großartiger Live-Aufnahmen hervorgebracht haben, ist die Musik in dieser Sammlung von ungewöhnlicher historischer Bedeutung”, konstatiert der bekannte Jazzkritiker Bob Blumenthal in den Linernotes zu “First Flight To Tokyo”. “Sie zeigt eine der berühmtesten Jazz-Messengers-Formationen im Zenit ihres Könnens.”
First Flight To Tokyo” ist sowohl in einer luxuriösen Doppel-Vinyl-Auflage als auch in einer 2-CD-Edition mit beinahe 100 Minuten Musik erhältlich. In dem aufwendig gestalteten Booklet des Albums gibt es neben Blumenthals Essay u.a. seltene Fotos von den japanischen Fotografen Shunji Okura und Hozumi Nakadaira sowie eine Reproduktion des japanischen Tourprogramms von 1961. Dazu dann noch eine Reihe neuer Interviews u.a. mit dem ehemaligen Jazz Messenger Wayne Shorter (im Gespräch mit Blue-Note-Präsident Don Was), den Saxofon-Legenden Lou Donaldson und Sadao Watanabe, Art Blakeys Sohn Takashi Blakey sowie einem Trio von Schlagzeuggrößen: Louis Hayes, Billy Hart und Cindy Blackman Santana. Die Aufnahmen wurden von den originalen ¼-Zoll-Bändern überspielt und die Vinyl-Edition von Bernie Grundman gemastert.