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Annie Lennox auf Musik-Trip ins letzte Jahrhundert

Annie Lennox
Annie Lennox
23.10.2014
“Meine Neugier scheint mich immer wieder auf interessante Abwege zu bringen”, meint Annie Lennox. Wer die Karriere der Sängerin, Songschreiberin und Ex-Eurythmics-Diva näher verfolgt hat, kann dies nur bestätigen. Lennox bewegte sich nie auf festgetretenen Pfaden, sondern folgte ihrer kreativen Muse wieder und wieder auf musikalisches Neuland. 
Obwohl ihr eklektisches Œuvre von diversen Genres wie Elektro-Pop, Rock und Soul beeinflusst wurde, gab es bislang eine musikalische Welt, die Lennox nicht zu betreten gewagt hatte: Die legendäre populäre Jazz- und Blues-Musik, die die Kultur zwischen den 1930ern und bis zum Anbrechen der Rock’n’Roll-Ära in den frühen 50ern dominierte.
Der Gedanke, ein Album mit Klassikern aus dem “Great American Songbook” aufzunehmen, kam Lennox das erste Mal, als sie sich 2012 für einen Auftritt mit Herbie Hancock in Washington vorbereitete. Bei den Proben mit dessen Band improvisierte sie aus dem Stegreif und stellte fest, dass sie mit ihrer Stimme einen natürlichen Zugang zu dieser Art von Musik fand. "Ich begann mich zu fragen, ob ich mit meiner Stimme auch diesen Weg einschlagen könnte", meint sie.
Die Antwort darauf gibt sie nun auf ihrem neuen AlbumNostalgia”, das – dem Titel zum Trotz – einen erstaunlich unnostalgischen Touch hat. Lennox interpretiert die oft-gehörten Lieder mit echter Emotion und stellt sich auch den noch heute gültigen menschlichen und politischen Aspekten der Songs. So sorgt sie ganz Lennox-typisch dafür, dass “Nostalgia” alles andere als ein gemütliches “Retro-Album” geworden ist.
Das Tückische an den berühmten Standards ist, dass sie schon tausendfach gesungen und gespielt wurden. Und von jedem einzelnen Standard lieferte eine Jazzikone bereits vor Jahrzehnten eine “ultimative Interpretation” ab, die die Meßlatte unerreichbar hochlegte. “Strange Fruit” und “God Bless The Child” etwa wird man auf ewig mit Billie Holiday in Verbindung bringen, “Summertime” mit Ella Fitzgerald und “Georgia On My Mind” mit Ray Charles
Wenn man sich an diese Klassiker heran wagt, sollte man dies aus einer eigenen Perspektive tun. So wie Annie Lennox. Um die Ikonen nicht zu imitieren, hörte sich die Schottin deren monumentale Einspielungen ganz bewusst nicht an. “All diese fabelhaften Aufnahmen haben einen Platz in einer besonderen Art von Hall Of Fame”, sagt Lennox. “Wenn ich mir zuviele von ihnen angehört hätte, dann hätte sich das als ein Hindernis erweisen können.” 
Um den Songs eine eigene Note zu geben, beschloss sie mit ihrem Koproduzenten Mike Stevens, die orchestralen Arrangements schlanker und moderner zu gestalten. “Ich wollte etwas schaffen, das weniger saccharinhaltig und dafür essenzieller ist, spartanischer und von Herzen kommend”, fährt sie fort. “Der Jazz hat in seinem Kern eine Wurzel im Blues. Und mit dieser kann ich mich identifizieren.”
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