Ganz ohne Nostalgie – leidenschaftliches Bekenntnis zum Jazz
Mit seinem neuesten Werk “By All Means!!” knüpft Pianist Aaron Parks an seinen jungen Klassiker “Find The Way” von 2017 an.
Aaron Parks - By All Means!!(c) Blue Note Records
05.11.2025
Seit rund zwanzig Jahren genießt der Pianist und Komponist Aaron Parks den Ruf, die ästhetischen Grenzen des Jazz beständig zu verschieben. 2016 kürte ihn DownBeat zu einem der “25 Jazzkünstler, denen die Zukunft gehört”. “Der größte Trend, den ich sehe, ist die Kreuzbestäubung, unabhängig vom Stil”, verriet Parks dem Magazin damals über die aktuelle Jazzszene. “Die Dinge verschwimmen ineinander. Es ist einfach, ein Dilettant zu sein, der sich ein wenig mit vielen Dingen auskennt, aber nicht darum bemüht ist, ein bestimmtes Rezept zu beherrschen. Dennoch gibt es in jeder Generation gewissenhafte Leute, die hart daran arbeiten, verschiedene Traditionen zu erlernen und sie zusammenzufügen.” Mit dem Quartett, mit dem er 2008 sein erstes Album für das Label Blue Note aufgenommen hatte, war er selbst einer der Trendsetter dieser “stilistischen Kreuzbestäubung” gewesen. Und mit seiner Band The Little Big knüpfte er in den vergangenen Jahren wieder daran an. Zuletzt auf dem Album “Little Big III”, mit dem er 2024 zu Blue Note zurückkehrte. Seine Experimente mit Elementen anderer Genres sollten jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Aaron Parks in erster Linie immer noch ein Jazzmusiker ist. Das unterstreicht er nun auf seinem neuen Album “By All Means!!”, das er mit zwei alten Bekannten – dem Bassisten Ben Street und dem Schlagzeuger Billy Hart – sowie einem relativen Newcomer – dem Tenorsaxofonisten Ben Solomon – aufgenommen hat.
“Diese Aufnahme zeigt unsere Liebe zur Jazztradition, zur Tradition der Black American Music”, sagt Aaron Parks. “Es geht nicht um Nostalgie oder Bewahrung. Es geht darum, innerhalb dieser Linie, dieses Kontinuums, lebendig zu sein. Das ist es, worauf der Titel hinweist – es ist ein großes Ja, eine Art zu sagen: 'Absolut, wir sind Teil dieser Traditionen und wollen sie feiern.’” Trotz all der wunderbaren Anspielungen auf den Jazz des 20. Jahrhunderts – darunter Wayne Shorter, Kenny Wheeler, Herbie Nichols, Thelonious Monk, Duke Ellington, Kurt Rosenwinkel und Dayna Stephens – sind die sieben Eigenkompositionen von “By All Means!!” unverkennbar das Werk von Aaron Parks. “In meinen Augen unterscheidet sich das Album gar nicht so sehr von früheren Projekten”, sagt er. “Es ist nur ein weiteres Buch mit Liedern, die einen eigenen Kontext verlangten, die eine bestimmte Gruppe von Musikern erforderten, um sie zum Leben zu erwecken.”
Mit Ben Street und Billy Hart hatte der Pianist 2017 das von der Kritik gefeierte Trio-Album “Find The Way” für ECM Records eingespielt. Als sich bei Blue Note nun eine neue Chance ergab, mit ihnen zusammenzuarbeiten, beschloss er, das großartige Klaviertrio diesmal zu einer Rhythmusgruppe umzufunktionieren und einen Bläser als Solisten hinzuzuholen. Für diese Rolle wählte er den aufstrebenden Tenorsaxofonisten Ben Solomon aus, dessen Ton und Phrasierung oft mit denen von John Coltrane verglichen werden. Solomons geradlinigere, direktere Herangehensweise ermöglichte es dem Pianisten, sich in seinen eigenen Soli mehr Freiheiten herauszunehmen.
Tatsächlich ist das neue Album von Aaron Parks eine von Herzen kommende Danksagung: an die Musiker, die ihn beeinflusst haben, an seine Familie – je ein Stück ist seiner Frau und seinem Sohn gewidmet -, an seine Bandkollegen und an den Jazz selbst. “Mehr als alles andere geht es um die Freude am gemeinsamen Spielen, am gemeinsamen Improvisieren”, sagt Aaron Parks.“Oder schlichtweg um die Liebe zur Musik.”