5 Original Albums | News | Silje Nergaard - Norwegens Jazz-Exportschlager

Silje Nergaard – Norwegens Jazz-Exportschlager

Mit ihren Erfolgsalben ebnete Silje Nergaard den Weg für eine Welle junger norwegischer Jazzsängerinnen. Nun erscheinen ihre bekanntesten Werke mit einer CD-Premiere in einer preiswerten Box.
Silje Nergaard - 5 Original Albums
Silje Nergaard - 5 Original Albums
16.02.2018
“Das Leben drückt sich durch Musik aus”, meint Silje Nergaard. “Es ist eine wunderbare Art und Weise, das zu vermitteln, was einen bewegt… Emotionen… Chaos… Freude… Trauer… Musik und Leben verschmelzen miteinander und werden eins.” Und mit dieser sehr persönlichen Art, sich und ihre Gefühle musikalisch auszudrücken, traf Silje Nergaard schnell einen Nerv beim internationalen Publikum. Als sie Anfang 2000 ihr Album “Port Of Call” beim Jazzlabel EmArcy veröffentlichte, war Norwegen im Welthandbuch der jazzigen Sängerinnen und Songschreiberinnen noch ein ziemlich unbeschriebenes Blatt. Das soll nicht heißen, dass es vor Nergaard nicht schon andere norwegische Jazzsängerinnen gegeben hatte, die international Resonanz fanden: etwa die große Karin Krog oder die tragisch früh verstorbene und seitdem kultische verehrte Radka Toneff, sowie natürlich Sidsel Endresen. Doch Silje Nergaards Erfolg löste so etwas wie eine tektonische Verschiebung aus. Und in ihrem Gefolge schwappte plötzlich eine ganze Flutwelle junger norwegischer Künstlerinnen über die internationale Szene hinweg: Rebekka Bakken, Kristin Asbjørnsen, Beate S. Lech, Torun Eriksen, Lena Nymark, Solveig Slettahjell, Christina Bjordal
Tatsächlich konnte Silje Nergaard zum Zeitpunkt der Veröffentlichung von “Port Of Call” bereits auf eine beachtliche Karriere zurückblicken. Ihren Einstieg in die professionelle Musikwelt hatte sie als 21-jähriger Nobody beim internationalen Jazzfestival in Molde gefeiert, wo sie keck zu einer Jamsession mit der ehemaligen Band des Bass-Genies Jaco Pastorius auf die Bühne stieg. Die anwesenden Pressevertreter berichteten hinterher überschwänglich über die Neuentdeckung: “A star was born!”
Im wahrsten Sinne des Wortes über Nacht war aus der bis dahin weitgehend unbekannten Amateurin eine der am meisten bejubelten Jazzvokalistinnen Norwegens geworden. Was die Leute so hinriss, war die leidenschaftliche und unaufgesetzte Art, mit der sich Silje an Songs der unterschiedlichsten Stile und Schwierigkeitsgrade herantraute. Einer, auf den Silje Nergaard damals ziemlichen Eindruck machte, war der Gitarrist Pat Metheny. Der Amerikaner empfahl sie dem Produzenten Richard Niles, der ihr einen Vertrag beim Label Lifetime Records besorgte.
Metheny begleitete sie dann auch 1990 bei der Einspielung ihres Debütalbums “Tell Me Where You’re Going”. Der Titeltrack, mit ihm an der Gitarre, brachte der damals 24-Jährigen ihre ersten nationalen und internationalen Charts-Platzierungen ein. Im fernen Japan landete sie sogar auf Platz 1 der J-Charts! Ihr zweites Album, 1991 auf den Markt gekommen und schlicht “Silje” betitelt, enthielt u.a. ein reizvolles Duett mit A-ha-Leadsänger Morten Harket. 1993 erschien mit “Cow On The Highway” ihr vorerst letztes englischsprachiges Album, das eine mutige Mischung von Jazz und Country & Western bot. Danach besann sich Nergaard auf ihre norwegischen Wurzeln und brachte mit “Brevet” (1995) und “Hjemmefra” (1996) zwei Alben in ihrer Muttersprache heraus.
Es folgte eine vierjährige Pause, in der sie eine Tochter zur Welt brachte, ihre künstlerischen Ziele neu definierte und ihr Talent als Songschreiberin verfeinerte. Für “I Don’t Want To See You Cry”, eines in dieser Zeit geschriebenen Stücke, erhielt sie im Dezember 1999 eine Auszeichnung bei dem renommierten “USA Songwriting”-Wettbewerb. Nur ein paar Monate später feierte sie ihr Comeback mit dem Album “Port Of Call”, das ihr u.a. Vergleiche mit der legendären Amerikanerin Blossom Dearie einbrachte. Außerdem etablierte es sie fest als führende Jazzsängerin und Songschreiberin Norwegens und katapultierte zudem ihre langjährigen Begleitmusiker – Pianist Tord Gustavsen, Bassist Harald Johnsen und Schlagzeuger Jarle Vespestad – ins internationale Rampenlicht. Konsolidiert wurde der Erfolg durch die Nachfolgealben “At First Light”, “Nightwatch” und “Darkness Out Of Blue” sowie die DVD “Live In Cologne” (2005). In der preiswerten neuen Box “5 Original Albums”, die mit Original-Artwork, Stecktaschen-CDs und einem attraktiven Schuber ausgestattet ist, werden diese Alben nun zusammen mit einer erstmals erhältlichen Audioversion von “Live In Cologne” wiederveröffentlicht. Eine bessere Einstimmung auf die im März beginnende Deutschland-Tournee der Sängerin wird man wohl kaum finden.
Port Of Call (2000)
“Port Of Call” spiegelte deutlich Siljes Leidenschaft für den Jazz wider, bewies zugleich aber auch ihren Pop-Appeal. Die clevere Mischung aus Jazzstandards, drei eigenen Kompositionen und behutsam verjazzten Pop-Hits von Sting und Paul Simon erwies sich als Volltreffer. Schon eine Woche nach Veröffentlichung rangierte das Album in den norwegischen Pop-Album-Charts auf Rang 7 und hielt sich insgesamt zwölf Wochen in den Top 20. Ein ungewöhnlicher Erfolg für ein Jazzalbum, insbesondere wenn man bedenkt, dass die Künstlerin zuvor vier Jahren von der Bildfläche verschwunden war. Die ausgekoppelte Single “Shame On You”, eines der drei von Silje geschriebenen Stücke, avancierte im norwegischen Radio zum Sommerhit des Jahres.
At First Light (2001)
“At First Light” wurde von Silje gemeinsam mit Jazzgitarrist Georg Wadenius produziert, der zuvor schon mit Weltstars wie Steely Dan, Simon & Garfunkel, Aretha Franklin, Dr. John und Paquito D’Rivera gearbeitet hatte. Begleitet wird Silje hier einmal mehr vom formidablen Tord Gustavsen Trio, zu dem sich als Gäste u.a. noch Saxophonist Magnus Lindgren, Schlagzeuger Thomas Strønen sowie die Trompeter Till Brönner und Arve Henriksen gesellen.
Nightwatch (2003)
Mit fast durchweg eigenen Kompositionen, zu denen ihr Schwager Mike McGurk ebenso poetische wie feinsinnig-humorvolle Texte lieferte, wartete Silje 2003 auf “Nightwatch” auf. Einzige Ausnahme: ein bewegendes Remake von Pat Metheny und David Bowies Hit “This Is Not America”. Dafür, dass auch diesmal die jazzigen Elemente nicht zu kurz kommen, sorgt wieder das Tord Gustavsen Trio (das sich zu diesem Zeitpunkt schon einen eigenen Plattenvertrag bei ECM erspielt hatte!) und nordische Jazzgrößen wie Bendik Hofseth, Magnus Lindgren und Arve Henriksen.
Live In Cologne (2005)
Auch live beeindruckte Silje Nergaard in diesen Jahren auf vielen europäischen Bühnen. Ein besonders erinnerungswürdiges Konzert gab sie 2005 in Köln, während ihrer letzten Tournee mit dem Tord Gustavsen Trio. Das Programm setzte sich überwiegend aus dem Repertoire der drei vorangegangenen Alben zusammen und enthielt neben persönlichen und jazzbetonten Interpretationen der Pop-Hits “If You Love Somebody” und “This Is Not America” jede Menge eigene Balladen. Zu Silje und ihrem Trio gesellte sich bei dem Kölner Gastspiel noch der Gitarrist Björn Charles Dreyer, der vor allem mit seiner Pedal-Steel-Gitarre reizvolle Akzente setzte.
Darkness Out Of Blue (2006)
Mit “Darkness Out Of Blue” schlug Silje Nergaard 2006 ein neues Kapitel auf, weil es, wie sie sagte, “Zeit für einen Wechsel und eine Erneuerung” war. Die offenkundigste Änderung war natürlich die Umbesetzung ihrer Band. Mit den zwölf neuen, selbstverfassten Songs und einer neuen Musikern wie Pianist Helge Lien und Bassist Finn Guttormsen steckte sie den stilistischen Rahmen weiter denn je zuvor, auch wenn die Hauptkoordinaten nach wie vor Pop, Jazz und Folkmusik waren. Besonders stolz war sie darauf, dass sie den legendären Vince Mendoza (Joni Mitchell, Björk, Elvis Costello) dafür gewinnen konnte, zwei Songs zu arrangieren: den Opener “Paperboats” und die Schlußnummer “Let Me Be Troubled”.  Für das Album erhielt Silje in den Niederlanden einen begehrten Edison Jazz Award.
 
Tourdaten 2018
Fr. 02.03.             Kulturhaus Karlstorbahnhof, Heidelberg
Sa. 03.03.            Schillerclub, Herford
So. 04.03.            Elbphilharmonie, Hamburg
Mo. 05.03.            Pavillon, Hannover
Di. 06.03.             Frankfurter Hof, Mainz
Mi. 07.03.             Jazzhaus, Freiburg
Di. 08.03.             Unterfahrt, München
Sa. 10.03.            Kulturetage, Oldenburg
So. 11.03.            Hot Jazz Club, Münster
Mo. 12.03.            Scala Club, Leverkusen
Di. 13.03.             Kammgarn, Kaiserslautern
Sa. 01.07.            Rotkäppchen Sektkellerei, Freyburg (Unstrut)