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Vijay Iyer Trio – Logische Zweckentfremdung

Auf “Break Stuff”, dem ersten ECM-Album mit seinem langjährigen Trio, stößt Pianist Vijay Iyer zum Kern älterer und neuer Kompositionen vor.
Vijay Iyer
Vijay Iyer© Bart Babinski / ECM Records
15.01.2015
Der Titel von Vijay Iyers neuem Album “Break Stuff” steht nicht dafür “Dinge zu zerbrechen”, sondern vielmehr dafür “Dinge aufzubrechen, um zu ihrem Kern vorzustoßen”. Eine Reihe dieser “Dinge”, die Vijay Iyer hier mit seinen Trio-Kollegen (Bassist Stephan Crump und Schlagzeuger Marcus Gilmore) “aufbricht”, sind frühere Werke. Etwa Teile der Suite “Break Stuff”, die ein Kompositionsauftrag des New Yorker Museum of Modern Art war und von dem Trio dort im Juli 2012 uraufgeführt wurde, oder von “Open City”, einer Kollaboration mit dem nigerianisch-amerikanischen Schriftsteller Teju Cole und einem größeren Ensemble. Vijay Iyers Trio formt energisch alles um, was es aufgreift. “Hood” ist eine Hommage an den Detroiter Techno-Pionier Robert Hood. In “Work” zollt Iyer seinem größten Helden Tribut: Thelonious Monk. “Countdown”, ein  klassisches Coltrane-Stück von 1959, steckt der Pianist in einen rhythmischen Rahmen, der von westafrikanischer Musik inspiriert wurde. Und “Mystery Woman” erinnert mit seinen vertrackten, treibenden Rhythmen an südindische Metren.
Das ungemein agile und schlagfertige Trio hat in den über zehn Jahren, die es nun schon zusammenspielt, eine starke musikalische Identität entwickelt. Iyer bezeichnet Crump und Gilmore längst als Ko-Konstrukteure seiner Musik, in deren Rahmen alle dynamischen Möglichkeiten des Zusammenspiels ausgeschöpft werden. Doch die drei Musiker genehmigen sich auch reichlich Raum für Soli. Und in einem nachdenklichen Augenblick in der Mitte des Albums spielt Vijay Iyer alleine eine bewegende Version von Billy Strayhorns “Blood Count”. “Die Logik der Zweckentfremdung war immer ein Teil von dem, was das Trio ausmacht”, sagt der Musiker, der 2013 das renommierte Fellowship der MacArthur-Stiftung (auch: Genie-Preis)  verliehen bekam. “Wir nehmen etwas, das nicht für unser Format bestimmt war… und zwängen es einfach hinein. Und das führt uns an Orte, die uns neu sind. Dieses Entdeckungsgefühl verleiht unserer Musik eine gewisse Energie.”
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