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Wayne Hendersons letzte Kreuzfahrt

Ausschnitt aus dem Cover von "The Crusaders' Finest Hour"
Ausschnitt aus dem Cover von "The Crusaders' Finest Hour"
11.04.2014
Fünfzehn Jahre lang war Posaunist Wayne Henderson der Garant dafür, dass die Musik der Jazz Crusaders niemals so ganz ihren Bezug zum Jazz verlor. Auch dann nicht, als der Produzent Stewart Levine die Musiker 1971 dazu brachte, den “Jazz” aus dem Bandnamen zu streichen, um ein breiteres Publikum anzusprechen. Henderson hatte das Ensemble 1954 im texanischen Houston mit Pianist Joe Sample, Saxophonist Wilton Felder und Schlagzeuger Nesbert “Stix” Hooper gegründet, wo es zunächst unter den Namen The Swingsters, The Modern Jazz Sextet und The Nite Hawks auftrat.
1960 erhielt die Band, die einen Mix aus Hard-Bop und Soul-Jazz spielte, einen Plattenvertrag bei Pacific Jazz Records und taufte sich in The Jazz Crusaders um. Mit der ungewöhnlichen Bläserbesetzung, die Hendersons Posaune und Felders Tenorsax bildeten, erregten die Jazz Crusaders schnell Aufsehen. Mit einer Reihe hochkarätiger Alben erwarben sie sich in den USA immer mehr Reputation und überlebten so relativ unbeschadet sogar die Dekade, in der der Jazz eine seiner ersten ernsthaften Krisen durchmachte und seine einstige Popularität fast vollkommen einbüßte. Doch Ende der 1960er Jahre begann auch der Stern der Jazz Crusaders zu verblassen.
Die Band reagierte darauf mit einer stilistischen Umorientrierung: Der Sound wurde funkiger und grooviger, tendierte nun mehr in Richtung Rhythm’Blues. Außerdem wurde das akustische Instrumentarium gegen elektrisch verstärktes Equipment ausgetauscht und die Grundformation durch Gitarristen erweitert: Den funky Bluesmann Arthur Adams, den Rhythmus-Crack David T.Walker und Wunderkind Larry Carlton. Die Rechnung ging auf: Schon das erste Album 1”, das 1972 erschien, konnte sich auf Anhieb in drei Billboard-Charts (Jazz, Black Music und Pop) plazieren. Die Erfolgskurve begann wieder steil in die Höhe zu schießen.
Doch Henderson konnte sich bald immer weniger mit der neuen Musik der Crusaders identifizieren. Deshalb zog er 1975 einen Schlussstrich und stieg aus, um unter seinem Namen Alben nach eigenen musikalischen Vorstellungen aufzunehmen. Aktiv wurde er auch als Produzent von Künstlern wie Gábor Szabó, Ronnie Laws, Ramsey Lewis und Chico Hamilton. Ab den 1990er ging Wayne Henderson erneut auf musikalische Kreuzfahrt:
Zunächst mit einem neuen Ensembles namens The Next Crusade, in dem sein alter Kumpel Wilton Felder als Gast mitwirkte, und dann mit einer Neuauflage der Jazz Crusaders, über deren Namensgebung Joe Sample – der mit Felder und Hooper gelegentlich als The Crusaders tourte und aufnahm – nicht sonderlich glücklich war. Felder war da unproblematischer. Er stieg auch in diese Band ein, die geradezu luxuriös besetzt war: Mit Trompeter Donald Byrd, Gitarrist Larry Carlton, Keyboarder Bobby Lyle, Vibraphonist Roy Ayers, Flötist Hubert Laws, Drummer Leon “Ndugu” Chancler und Perkussionist Poncho Sanchez.
2006 löste Henderson die Band wieder auf und widmete sich danach am California College of Music in Pasadena der Ausbildung des musikalischen Nachwuchses. Jetzt wurde bekannt, dass Wayne Henderson am 4. April 2014 74-jährig in Culver City/Kalifornien einem Herzinfarkt erlegen ist.