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Was die anderen schrieben: Jazz-Rückblick 2014 – Teil 1

Malia - 2014
Malia - 2014
05.12.2014
Dass das zur Neige gehende Jahr für den Jazz alles andere als ein schlechtes war, hat viele Gründe: Zum einen feierte das traditionsreiche Label Blue Note sein 75-jähriges Jubiläum, zum anderen wurde das nicht minder wichtige Label Impulse! nach über zehnjährigem Dornröschenschlaf wachgeküsst. Und auch Verve Records erhielt durch seinen neuen Präsidenten David Foster einigen neuen Schwung. Im dreiteiligen Jahresrückblick wollen wir ab dieser Woche einen Blick auf die Highlights der zwölf Monate werfen. Separate Blue-Note- und Impulse!-Rückblicke werden dem folgen. Das Wort überlassen wir dabei wie jedes Jahr den Kollegen von der Presse.

Januar: MALIA & BORIS BLANK – CONVERGENCE

“180 Sekunden – länger braucht man dieses Album nicht zu hören, um von der Musik in den Bann geschlagen zu werden”, meinte der Stern. “Die Frauenstimme lockt, betört, umschmeichelt, dazwischen schweben, ganz reduziert und very sophisticated, Gänsehaut-Elektronik-Sounds. Klingt ein bisschen wie Yello. Und wie eine leise Shirley Bassey. Stimmt auch fast: Yello-Mann Boris Blank arbeitet hier mit der malawisch-britischen Jazzsängerin Malia zusammen. Das Album heißt ‘Convergence’, was man mit Annäherung übersetzen kann. Guter Titel! Denn wie sich hier Kühle und Schwüle annähern, um dann miteinander zu verschmelzen, das hat Klasse und Stil.”

Februar: TORUN ERIKSEN – VISITS

“Es gibt Stimmen, sagt man, die das Telefonbuch poetisch wirken lassen können. Die Norwegerin Torun Eriksen besitzt ein solches Organ, voller warmem Wohlklang – ein junger Alt, gelassen und doch gründlich gefühlvoll”, konnte man in Crescendo lesen. “Zum Glück rezitiert sie auf ihrem neuen Album ‘Visits’ nicht aus dem Osloer Fernsprechverzeichnis, sondern singt Popsongs, die sie ‘auf die eine oder andere Art und Weise berührt haben’, etwa ‘Beat Angels’, ein Stück, das Sal Barnardi für Rickie Lee Jones' Album ‘Traffic From Paradise’ schrieb, aber auch ‘Wish You Were Here’ von Pink Floyd, ‘Fix You’ von Coldplay oder ‘Spanish Joint’ des Nu-Soul-Halbgottes D’Angelo. Es sind zehn Stippvisiten bei sehr unterschiedlichen Urhebern, die vor allem durch diese Stimme vereint werden.”

März: BUGGE WESSELTOFT – OK WORLD

“Wo endet der Jazz? Wo beginnt die Weltmusik?”, sinnierte Werner Stiefele in Audio, wo Bugge Wesseltofts “OK World” im März die Auszeichnung “Jazz-CD des Monats” erhielt. “Sind solche Fragen überhaupt wichtig? Für Bugge Wesseltoft nicht. ‘OK World’, sagte sich der norwegische Pianist und holte sich für sein neues Album den spanischen Flamenco-Gitarristen Josemi Carmona, den indisch-englischen Multiinstrumentalisten Shrikan Shriram, die Percussionisten Vivek Rajogopalan, Khaled Yassine und Amadeu Cossa aus Indien, Libanon und Mosambik ins Studio. Im Zusammenspiel dieser Band zeigt sich die Welt des Ethno-Jazz mehr als in Ordnung.”

April: CURTIS STIGERS – HOORAY FOR LOVE

“Swing lautet das Gebot der Stunde”, schrieb Brigitta Lamparth in der Allgemeinen Zeitung Mainz über Curtis Stigers' Album “Hooray For Love”. “Neben eigenen Nummern mit neuer Handschrift formt er Klassiker so, dass die CD ein rundes Ganzes wird. Da bildet ein ‘Love Is Here To Stay’ von Gershwin herrlich old school ein sehr entspanntes Intro. Jerome Kerns ‘The Way You Look Tonight’ erweist sich auch hier einmal mehr als Glanznummer. Big Ben lässt grüßen in ‘If I Were A Bell’ von Frank Loesser. Und dann natürlich die eigenen Stücke: Fein austariert, präzise und sparsam instrumentiert, mit wenigen Soli – irgendwie aus der Zeit gefallen wie ‘Hooray For Love’. Das zelebriert Stigers: Nicht überschäumend, laut und strahlend vor Glück und mit Teenager-Herzklopfen, sondern still, versonnen, weich. Eine reife Liebe eben. Dafür lieben wir ihn glatt zurück.”