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Von Hamburg in die Welt – Alfred Hause war der “Tango-König”

Nicht nur Tango-Tänzer hatten vor Jahrzehnten stapelweise Schallplatten von Alfred Hause in der Sammlung. Eine CD-Box erinnert jetzt an den deutschen Musiker, dem etwas sehr Ungewöhnliches gelang.
Alfred Hause
Alfred Hause
20.07.2023
Tango muss man nicht unbedingt tanzen, Tango kann man auch mit Genuss hören, dass wissen Fans von Künstlern wie Astor Piazolla. Um 1880 in Buenos Aires und Montevideo entstanden, gewann die moderne Liedform des Tangos schnell an weltweiter Popularität. Neben den südamerikanischen Großmeistern des Genres war es ausgerechnet der deutsche „Tango-König“ Alfred Hause, der jahrzehntelang wie kein anderer mit dieser Musik assoziiert wurde. Basierend auf seiner musikalischen Ausbildung hätte er durchaus mit Tanzmusik, Swing oder Jazz reüssieren können, doch es kam ganz anders. 
Am 8. August 1920 wurde Alfred Hause in Westfalen, geboren. Mit 11 Jahren bekam er seine erste Geige zu Weihnachten geschenkt, der Grundstein für die erstaunliche musikalische Karriere des kleinen Alfred, der schon damals über das sogenannte absolute Gehör verfügte. 1937 begann er ein Studium an der Musikakademie in Weimar und schlug nicht, wie von seinem Vater, einem Schiffsbauingenieur, erhofft, eine technische Laufbahn ein. Nach dem Studium spielte Alfred Hause in Berlin bei so bekannten Orchestern wie Willi Stech, Peter Kreuder und Franz Grothe, bis er als Militärmusiker zur Wehrmacht eingezogen wurde. Parallel dazu hatte er 1942 die Möglichkeit, eine erste eigene Kapelle zu gründen, mit der er im Berliner Delphi Palast reüssierte und auch erste Tango-Erfolge feierte. 
Nach Ende des Krieges und seiner Entlassung aus englischer Kriegsgefangenschaft machte sich Alfred Hause auf den Weg nach Hamburg, wo er 1947 Leiter des jungen Tanz- und Unterhaltungsorchesters des NDR wurde. Schnell stellte sich heraus, dass speziell eine Musikrichtung den Hörern des Senders gefiel: der Tango. Deshalb formte Alfred Hause aus ausgesuchten Mitgliedern seines Orchesters ein eigenes Tango-Ensemble, welches später noch durch ein Streichorchester erweitert wurde. Die Sendungen mit Hauses Tango-Orchester stießen auf eine derartige Begeisterung, dass Polydor ihn als Exklusivkünstler unter Vertrag nahm. Dort wirkte er nicht nur als musikalischer Leiter für Künstler wie Freddy Quinn, Rudi Schuricke, René Carol, Lonny Kellner oder Friedel Hensch und die Cyprys, sondern nahm auch Schallplatten unter eigenem Namen auf. Schon auf den ersten tauchten Tangos wie “Olé Guapa” oder “A Media Luz” auf, aber erst mit Beginn der 1960er Jahre startete Alfred Hause mit dem Tango in Deutschland und weltweit richtig durch. Nicht zuletzt durch die verglichen mit den Originalen zumeist vollmundigeren Arrangements von Profis wie Hans Last (vor seinem Durchbruch als James Last), Karl Heinz Loges und Heinz Schultze, mit schwelgerischen Streichern, eleganten Flötensätzen, Harfen-Glissandi und solistischen Akzenten von Oboe, Gitarre und zumeist zwei Bandoneons plus zusätzlichem Akkordeon.
Unter dem Oberbegriff des “Kontinentalen Tangos” erlebte der Rhythmus durch Hause und sein Orchester eine ungeahnte Renaissance. Der Erfolg blieb nicht auf den deutschen Markt begrenzt. Die mit viel Leidenschaft und doch ungeheurer Präzision gespielten Hause-Tangos wurden nicht nur auf Schallplatte zum Exportschlager, bald wurden auch Tourneen in Südafrika, Marokko, Italien, Spanien, Skandinavien und sogar in der Heimat des Tangos, Argentinien, absolviert. Aber besonders ein Land konnte gar nicht genug von dem Orchester bekommen: Japan. Unzählige Konzerte absolvierte Alfred Hause zwischen 1965 und 1989 in Tokio, Osaka, Kobe und Kyoto. Die Hause-Plattenhülle “Tango” beschreibt es so: “Begeistert reden die Japaner von dem ‚Tango-König‘ Alfred Hause. Sie lauschen den Rhythmen seines Orchesters so andächtig, als würde Beethoven gespielt.” Und Hause selbst: “Der besondere Sound unseres Orchesters und die Liebe der Japaner zur romantischen Tangomusik sorgen für unsere außergewöhnliche Beliebtheit. Die saubere Arbeit, unsere fehlerfreie Technik und die Präzision unseres Zusammenspiels faszinieren die Japaner besonders.” 
Innerhalb der CD-Serie BIG BOX erschien jetzt eine Folge mit neun Alfred-Hause-Albumklassikern auf fünf CDs, alle 137 Tracks wurden digital remastered, darunter befinden sich zahllose CD-Premieren. Die Box ist exklusiv bei Weltbild erhältlich.
Enthalten sind die Alben:
  • Tango Notturno (1960)
  • Blue Tango (1962)
  • Zur blauen Stunde (1963)
  • Tango in Tokyo (1963)
  • Tango Rendezvous (1964)
  • Tango Party (1965)
  • Kiss Of Fire (1966)
  • La Violetera (1968)
  • Live In Tokyo (1969)
    + 11 Bonus-Tracks