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Record Store Day: Erfolgreicher Aufstand der Indie-Händler

Blue Note Single
Blue Note Single
17.04.2014
Es ist noch gar nicht so lange her, da zählten Schallplatten zu den vom Aussterben bedrohten Arten. Dann – parallel zum Niedergang der CD, die sie einst rüpelhaft aus den Regalen verdrängt hatte – setzte überraschend eine Trendwende ein und die Zahl der LP-Verkäufe begann wieder zu steigen. Mit dazu beigetragen haben nicht zuletzt unabhängige, oft spezialisierte Plattenläden, die seit 2007 am dritten Samstag im Monat April den Record Store Day veranstalten. Zunächst fand dieser nur in den USA statt, wo er – laut der L.A. Times – für den Handel inzwischen “wichtiger als Weihnachten” ist. Heute wird er aber auch in Kanada, Großbritannien, Irland, Frankreich, Deutschland, Holland, Belgien, Italien, Japan, Hongkong, Australien und Neuseeland begangen.

Indie-Plattenläden locken mit exklusiven CD- und Vinyl-Editionen und In-Store-Gigs

In Deutschland, Österreich und der Schweiz nehmen dieses Jahr 180 Einzelhändler teil. Was den Record Store Day zu einem so besonderen Ereignis macht, ist die Tatsache, dass speziell für diesen Tag zahlreiche Sondereditionen auf CD und Vinyl herausgebracht werden, die man nur in diesen Läden bekommt, nicht aber bei den großen Kaufhausketten oder Online-Händlern. Außerdem wird die Kundschaft mit so genannten In-Store-Konzerten und zahlreichen anderen Aktionen (wie etwa Einladungen zum Brunchen oder Freibier) angelockt. Und abends wird das Geschehen dann in einige Clubs verlegt. Am kommenden Samstag, dem 19.
April, ist es nun wieder soweit. Der Countdown zum nächsten Record Store Day läuft.

Vinyl-Singles von Gregory Porter, Robert Glasper, Meade Lux Lewis und Albert Ammons

Unter den rund 500 exklusiven Veröffentlichungen, die dann erscheinen, befinden sich vier hochinteressante des Labels Blue Note, das dieses Jahr sein 75-jähriges Jubiläum feiert. Von dem unwiderstehlichen Gregory Porter, der in Deutschland für sein Album “Liquid Spirit” gerade eine Goldene Schallplatte erhielt, gibt es eine streng limitierte Auflage der 7″-Vinyl-Single “Revisited”. Für die A-Seite hat Saint-Germain den Porter-Song “Musical Genocide” remixt, für die B-Seite hauchen Gilles Peterson und Patchworks dem Titelsong des Grammy-prämierten Albums neuen Geist ein. Im 10″-Vinyl-Format erscheint die spannende Sound-Collage “Porter Chops Glasper”, für die der Detroiter MC und Produzent Mr Porter (aka Denaun Porter) Samples aus Robert Glaspers ersten drei Alben “Canvas”, “In My Element” und “Double Booked” zu einem neuen 12-minütigen Opus mit Hip-Hop-Beats montierte. Da Porter ansonsten vor allem Hand an Aufnahmen von Rap-Größen wie Eminem, Busta Rhymes, Snoop Dogg und 50 Cent legt, darf sich Glasper geschmeichelt fühlen. Von Remixern und zeitgenössischen Produzenten unangetastet sind hingegen die historisch wertvollen Aufnahmen der beiden anderen 7″-Scheiben: Auf ihnen werden die allerersten Singles neu aufgelegt, die Alfred Lion 1939 auf seinem gerade gegründeten Label Blue Note herausgebracht hatte. Präsentiert wurden darauf zwei legendäre Boogie-Woogie-Pianisten, Albert Ammons mit “Boogie Woogie Stomp” und “Boogie Woogie Blues” und Meade Lux Lewis mit “Melancholy” und “Solitude”. Die Originaltreue ging bei dieser Neuauflage so weit, dass die Labels der beiden Singles nicht in den Blue-Note-Traditionsfarben Blau und Weiß gedruckt wurden, sondern in Pink und Schwarz. So wie es anno 1939 durch ein Malheur in der Druckerei geschah.
Eine Liste aller Händler, die am Record Store Day teilnehmen, sowie aller Konzerte und sonstiger Aktionen findet man hier: