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Digitale Schatzkammer – Kitty Winters Jazzfunk wiederentdeckt

Fusion made in Germany: zwei Kultalben von Kitty Winter-Gypsy Nova kann man jetzt in digitaler Form wiederhören.
Digitale Schatzkammer - Kitty Winter
Digitale Schatzkammer - Kitty Winter
02.10.2018
In den Shops der digitalen Musikanbieter gibt es nicht nur Hits und Playlists, sondern auch mehr und mehr Klassiker zu entdecken. Erfreulicherweise tauchen viele Musiklabels seit einiger Zeit tief in ihre Archive und veröffentlichen Alben, die es zuvor noch nicht in den digitalen Formaten zu hören gab. Unter dem Stichwort “Digitale Schatzkammer” machen wir hier auf interessante Alben aufmerksam, deren Wiederentdeckung bei Spotify, Apple Music, Amazon Music und den anderen Streaming-Plattformen lohnt.
Kennen Sie Kitty Winter? Wenn Jazz-Funk und Fusion-Jazz Ihre Sache sind, dann sollten Sie das auf jeden Fall. Mit internationalen Superbands wie Return To Forever oder Weather Report können es die aus dem bundesdeutschen Memmingen stammenden Sintezza Kitty Winter und ihre Gruppe Gypsy Nova nicht aufnehmen, ihre beiden Alben aus den späten Siebzigerjahren gehören heute allerdings zu den begehrtesten Beiträgen des Genres. Nachdem die Sängerin Preise bei diversen Jazzwettbewerben eingeheimst hatte, erhielt sie einen Vertrag bei der Stuttgarter Plattenfirma Intercord, wo 1978 ihr fulminantes Debüt “Feel It” erschien. Winter begeisterte durch formvollendete Phrasierung und pfeilschnelle Stimmkaskaden mit beachtlichem Tonumfang. Ihr damaliger Ehemann, der namhafte Jazzmusiker Kuno Schmid, sicherte an Fender Rhodes und Synthesizern das harmonische Gerüst ab, während Martin Spiegelberg beeindruckende Soli am Flügelhorn beisteuerte. Bassist Willi Gärtner legte gemeinsam mit Schlagzeuger Reinhold ‘Ringo’ Hirth ein unerschütterliches Rhythmusfundament. Vom brettharten Opener über das ungebremste “Mato Pato”, die luftige “Primrose Samba” bis hin zum elegischen “The Ballad” – abwechslungsreicher konnte ein Fusion-Album der Seventies kaum sein. Eine Nominierung für den deutschen Schallplattenpreis war die logische Folge.
In gleicher Besetzung entstand 1979 das zweite Album “Limelight Suite”, noch facettenreicher, noch vertrackter, voller rhythmische Überraschungen und melodischer Verspieltheiten. Kitty Winter schrieb sich die passenden Lyrics selbst auf den Leib und überzeugte mit fernöstlicher Diktion in “Nijal” und “Miri Gili”, den Sound bereicherte diesmal eine Bläsersektion aus Bigband-erfahrenen ‘Notenfressern’ von Rang. Die berühmten Bauer-Tonstudios in Ludwigsburg boten das ideale Parkett. Erst 2014 kamen Kitty Winter-Gypsy Nova dann für ein drittes Album wieder zusammen, die beiden Intercord-Alben avancierten über die Jahrzehnte allerdings zu gesuchten Raritäten, die für unter Sammlern dreistellige Beträge bezahlt wurden. Anfang der Neunzigerjahre wiederentdeckten DJs wie Rainer Trüby die Tracks von Kitty Winter-Gipsy Nova, erweckten deren Sound auf den Dancefloors rund um den Globus zu neuem Leben und bewiesen so, wie zeitlos dieser ausgefeilte und hochklassig produzierte Jazz aus Deutschland ist. Nun steht er zur digitalen Erkundung wieder zur Verfügung.
Die Alben “Feel It” und “Limelight Suite” können in allen digitales Stores gestreamt und downloaded werden.