Trombone Shorty | News | Ende einer Dienstfahrt

Ende einer Dienstfahrt

Trombone Shorty am 25. Juli im Skulpturengarten der Neuen Nationalgalerie Berlin
Trombone Shorty live bei Verve Club in the garden 2011 in Berlin
Trombone Shorty live bei Verve Club in the garden 2011 in Berlin© Universal Music
02.08.2011
Es war der letzte sonnige Abend, bevor sich der schwere Regen über halb Europa legte. Im Skulpturengarten der Neuen Nationalgalerie zu Berlin gab sich Trombone Shorty die Ehre. Short ist der schlaksige Mittzwanziger schon lange nicht mehr und neben der Posaune reckte er auch stolz eine Trompete in die Luft, als er die kleine Zeltbühne des Gartens betrat. Wie er sich da mit seinen sechs Gespielen in den richtigen Groove aus Funk und Punk, Oldtime und HipHop wiegte, erinnerte das an einen klassischen Bandwagon in New Orleans.
Trombone Shorty ist ein Transformator, der die negativen Energien dieser Welt in etwas Positives, Liebenswertes verwandeln kann. Es war die letzte Station einer ausgedehnten Tournee. Trotz einer gewissen Müdigkeit stürzten sich der Posaunist und Anhang in neue Abenteuer. So schmetterten sie nicht nur Stücke von ihrer letzten CD „Backatown“, sondern gaben auch erste Einblicke in die kommende Platte „For True“ (erscheint im September), die der Live-Energie des Septetts ungleich näher kommt als ihr Vorgänger. Woher diese unbändige Energie kam, offenbarte sich schnell im Stilmix der Bandmitglieder. Gitarrist Pete Murano vereint Seventies Hardrock mit fein ziseliertem Funk, Drummer Joey Peebles geht mit der Attitüde eines Alternative Rockers zur Sache, Bassist Michael Ballard ist ein HipHop-Schwergewicht, Baritonsaxofonist Dan Oestreicher liebäugelt mit der New Yorker Avantgarde, Tenorsaxofonist Tim McFadden hält es lieber mit der Blue Note-Tradition und Perkussionist Big D unterfüttert alles mit tiefschwarzem Voodoo.
Und zwischen ihnen das Energiebündel Trombone Shorty, das auch nach Einsetzen der Dämmerung noch seine Müdigkeit verbergen wollte, indem es die Sonnenbrille konsequent aufbehielt. Er versetzte das Publikum mit seinen Funksalven in Ekstase und forderte von seiner Band das Äußerste. Nicht selten erinnerte die Performance an Joseph Bowies Free Funk-Legende Defunkt. Damit das Energielevel hoch blieb, dirigierte Trombone Shorty seine Band mal mit den Fingerspitzen, mal mit dem Hinterkopf und oft mit dem ganzen Körper. Faszinierend waren seine jähen Wechsel von der Posaune zur Trompete und umgekehrt. Und wenn er dann noch einen New Orleans-Klassiker wie „The Sunny Side Of The Street“ oder Bob Marleys „Get Up Stand Up“ in den roten Nachthimmel blies, schienen die Zeiten und Weiten sich ganz eng zusammenzuziehen.
„Von diesen Amerikanern können wir eben immer noch was lernen“, sagte ein bekannter norwegischer Jazztrompeter, der zufällig gerade in der Stadt war und sich die Performance nicht entgehen lassen wollte. Was er meinte, lag auf der Hand. Trombone Shorty hat die eindeutige Message, aus diesem Planeten eine bessere Welt zumachen. Dazu muss er keine todernste Weltverbesserungsmiene aufsetzen, sondern kann uns alle trotzdem zur großen Party einladen.
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